Arzneimittel-Report Höchster Medikamenten-Verbrauch im Osten

Hamburg (RPO). In Ostdeutschland haben die Menschen im vergangenen Jahr mehr Medikamente verbraucht als im Westen. Das Institut für Gesundheits- und Sozialforschung weist in seinem neuen Arzneimittel-Atlas ein Ost-Westgefälle aus.

2007: Medikamentenverbrauch in Deutschland
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Foto: AP

Laut Studie lag der Arzneimittel-Umsatz pro Versicherten im Osten (inklusive Berlin) 2006 bei über 425 Euro, 55 Euro mehr als im Westen. Als Gründe für diese Differenz werden unterschiedliche Altersstrukturen und Essgewohnheiten angeführt. Mecklenburg-Vorpommern mit 445,16 Euro lag hinter Berlin mit 446,21 Euro auf Platz zwei - dort leben die meisten Dicken - über 17 Prozent.

Auf die Plätze drei und vier kamen Sachsen-Anhalt und Sachsen. Dort sind 37 Prozent der Bevölkerung älter als 55 Jahre. Am wenigsten Arzneimittel wurden mit 346,93 Euro in Bayern verbraucht, so das Institut Gesundheits- und Sozialforschung (IGES). Im gesamtdeutschen Durchschnitt wurden 377 Euro ausgegeben.

Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) sind 2006 mit zwei Prozent weniger stark gestiegen als im Vorjahr. Das entspricht einem Zuwachs von 516 Millionen auf insgesamt 25,9 Milliarden Euro. Als Hauptursache wird in der Studie ein Anstieg des Verbrauchs angegeben, der Kosten von rund 1,2 Milliarden Euro verursacht hat. Davon fallen 70 Prozent allein auf die Behandlung chronischer Erkrankungen wie Arthritis, Multiple Sklerose oder Störungen des Fettstoffwechsels.

Ein Mehraufwand von etwa 500 Millionen Euro zog die Verschreibung neuer Medikamente nach sich. Mehr als zwei Drittel entfielen auf Präparate, die in der Therapie von Krebs sowie psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden. Die Ausgaben für neu zugelassene Präparate sind im dritten Jahr in Folge gesunken, heißt es in der Studie.

Für Einsparungen sorgte die Verschreibung vor allem preisgünstiger Arzneimittel, deren Patentschutz auf die Wirkstoffe ím vergangenen Jahr abgelaufen ist. Ebenso konnte durch größere Packungen und Preissenkungen die Ausgaben reduziert werden. Der Einsparungen betragen laut IGES fast 1,2 Milliarden Euro.

Die Ergebnisse weichen stark von den Prognosen der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ab. Die Spitzenverbände waren nach IGES-Informationen von einer Steigerung um mindestens 1,09 Milliarden Euro ausgegangen. Tatsächlich betrug der Zuwachs eine halbe Milliarde Euro. Die Differenz begründet die IGES mit Einsparungen und Preissenkungen, die den starken Umsatzanstieg kompensiert haben.

Die Studie weist starke regionale Unterschiede bei der Arzneimittelversorgung in Deutschland aus. Die medizinische Grundversorgung ist mit durchschnittlich 70 Prozent am Umsatz einer Kassenärztlichen Vereinigung (KV) beteiligt, das sind pro Versichertem im Durchschnitt 268 Euro. Der Umsatz in der Spezialversorgung beträgt 20 Prozent auf, also im Schnitt 79 Euro für jeden Versicherten. Die Supportiv-Medizin (6 Prozent) schlug mit 23 Euro zu Buche, die HIV-Versorgung (2 Prozent) mit 6 Euro je Versichertem.

Die Pro-Kopf-Umsätze in den KVs schwanken um bis zu 100 Euro pro Versichertem. Verantwortlich dafür sind Faktoren wie Fettleibigkeit, ein hoher Anteil von Versicherten über 65 Jahre und das unterschiedliche Ärzteangebot. "Das inviduelle Verschreibungsverhalten der Ärzte ist dagegen von geringerer Bedeutung", so das Fazit der IGES. Auftraggeber der Studie ist der Verband Forschender Arzneimittelhersteller in Berlin.

(afp2)
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