WHO-Report Geldmangel gefährdet Kampf gegen Malaria

Genf · Im Kampf gegen Malaria wurde viel erreicht. Doch noch immer sterben Hunderttausende an der Infektionskrankheit, obwohl sie vermeidbar und heilbar ist. Die WHO fordert nun mehr Geld für arme Länder.

 Zwischen zwei befahrenen Straßen in Paksitans Hauptstadt Islamad, haben sich zwei Männer zum Schutz unter einem Moskitonetz schlafen gelegt.

Zwischen zwei befahrenen Straßen in Paksitans Hauptstadt Islamad, haben sich zwei Männer zum Schutz unter einem Moskitonetz schlafen gelegt.

Foto: dapd, Muhammed Muheisen

Trotz wichtiger Erfolge im Kampf gegen Malaria stirbt in Afrika noch etwa jede Minute ein Kind an der Infektionskrankheit. Weltweit fallen ihr nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Montag jährlich noch weit mehr als 600 000 Menschen zum Opfer, zumeist Mädchen und Jungen unter fünf Jahren. Die vor allem in tropischen Klimazonen von Mücken übertragene Krankheit sei eine Tragödie, die allerdings mit genügend Geld überwunden werden könnte, erklärte WHO-Direktorin Margaret Chan zur Veröffentlichung des Welt-Malaria-Berichts 2012.

5,1 Milliarden

Die UN-Organisation schätzt, dass bis 2020 jährlich 5,1 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) ausgegeben werden müssten, um Vorbeugung sowie Behandlung für alle Menschen in den rund 100 von der Malaria heimgesuchten Ländern zu ermöglichen. "Viele Länder haben die Finanzierung der Malaria-Bekämpfung aus eigenen Mitteln erhöht, dennoch stagnierten 2011 die insgesamt zur Verfügung stehenden Mittel bei 2,3 Milliarden Dollar - weniger als die Hälfte dessen, was gebraucht wird", erklärte die WHO.

Zugleich verweist die WHO darauf, dass dank einer erheblichen Aufstockung der Finanzmittel im zurückliegenden Jahrzehnt etwa 1,1 Millionen Menschen vor dem Tod durch Malaria bewahrt werden konnten. Im Jahr 2000 hätten für den Kampf gegen die Tropenkrankheit weltweit nicht einmal 100 Millionen Dollar zur Verfügung gestanden.

Im Durchschnitt der letzten Jahre verzeichnen die Experten aber praktisch eine Stagnation auf einem zwar hohen, aber aus ihrer Sicht bei weitem nicht ausreichenden Niveau. Es gelte, den Aufschwung der Jahre nach 2000 fortzusetzen. "Wir müssen das maximal Mögliche tun, um einen Wiederanstieg (der Infektionen) zu verhindern", forderte Ellen Johnson Sirleaf, die Präsidentin des westafrikanischen Landes Liberia und Vorsitzende der African Leaders Malaria Alliance.

Zu wenig Moskitonetze für Afrika

Die WHO klagt unter anderem, dass die Zahl der Moskitonetze, die den am schwersten unter der Malaria leidenden Ländern Afrikas zur Verfügung gestellt wurden, von 145 Millionen Stück im Jahr 2010 auf 66 Millionen im Jahr 2012 gesunken sei. Viele Familien könnten verschlissene Netze nicht ersetzen, so dass "mehr Menschen der potenziell tödlichen Krankheit ausgesetzt sind".

Ein großes Problem seien zunehmende Resistenzen der Krankheitserreger gegen Malaria-Medikamente sowie der Anopheles-Mücken gegen Insektizide, wie Chan erklärte. Größere Anstrengungen zur Lösung dieses Problems seien nötig, "um in Zukunft ein medizinisches Desaster zu vermeiden".

Milleniumsentwicklungsziele

Von dem Millennium-Entwicklungsziel der Vereinten Nationen, die Ausbreitung der Malaria bis 2015 zum Stillstand zu bringen und sie dann immer weiter zurückzudrängen, ist die Welt dem Bericht zufolge weit entfernt. Zwar sind laut WHO rund 50 Länder auf gutem Weg, die Neuinfektionen um 75 Prozent zu reduzieren. Doch in diesen Staaten kommen lediglich drei Prozent der weltweiten Fälle der auch Sumpf- oder Wechselfieber genannten Tropenkrankheit vor.

"Die internationalen Ziele bei der Malaria-Bekämpfung können nicht erreicht werden, wenn nicht beachtliche Fortschritte in der Gruppe jener 14 Länder erreicht werden, in denen etwa 80 Prozent der Malaria-Todesfälle verzeichnet werden." Die am heftigsten betroffenen Länder Afrikas sind laut WHO Nigeria und die Demokratische Republik Kongo, während die Krankheit in Asien am schlimmsten in Indien wütet.

(dpa)
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