Deutsche brauchen siebeneinhalb Stunden Schlaf Frauen wollen mehr als acht Stunden ins Bett

Allensbach (rpo). Die Deutschen sind ein ausgeschlafenes Volk. Mehr jedenfalls als noch im Jahr 2000. Denn nur noch 42 Prozent hätten einer Allensbach-Umfrage zufolge gerne mehr Schlaf.

Im Sommer 2000 waren das noch 52 Prozent der Befragten. Die aktuelle Umfrage ergab, dass man hier zu Lande im Durchschnitt mit rund siebeneinhalb Stunden Schlaf auskommt, wie das Institut am Freitag mitteilte.

Mehr als jede zweite Frau (52 Prozent) und 39 Prozent der Männer haben aber das Bedürfnis nach mindestens acht Stunden und mehr Schlaf. Eine mögliche Erklärung für diesen Unterschied bei den Geschlechtern hat der Mediziner Peter Geisler vom Schlafmedizinischen Zentrum der Universitätsklinik in Regensburg. "Wir wissen, dass die Gene eine Rolle spielen", sagte er der AP. "Die Ursache für das erhöhte Schlafbedürfnis von Frauen können die biologischen Faktoren wie die Möglichkeit zur Fortpflanzung sein. Hormonelle Einflüsse sind auch nicht auszuschließen."

Das Schlafbedürfnis bestimmen auch Alter und Lebensumstände wie Familiensituation, Arbeit und Beruf. Das geringste Schlafbedürfnis haben der Umfrage zufolge die 45- bis 59-Jährigen und das größte die 16- bis 29-Jährigen; von ihnen gaben 52 Prozent an, mehr als acht Stunden zu brauchen.

Für das erhöhte Schlafbedürfnis der Jungen hatte Geisel keine Erklärung. "Unsere Untersuchungen haben das nicht ergeben. Jüngere sind auch nicht schläfriger." Er fügte hinzu: "Bei den 45- bis 59-Jährigen kann sich der Körper schon an den chronischen Schlafmangel angepasst haben." Dass 45 Prozent der über 60-Jährigen angaben, wieder länger zu schlafen, erklärte der Schlafforscher damit, dass die Leistungsfähigkeit des Körpers mit zunehmenden Alter abnehme. "Man braucht mehr Erholungszeit."

Geisler räumte mit dem Vorurteil, dass ältere Menschen weniger Schlaf brauchen, auf. "Es vermindert sich zwar die Dauer des Nachtschlafes, die Gesamtschlafdauer aber nicht." Die Erklärung: "Ältere Menschen schlafen dann eben häufiger auch mal tagsüber."

Die Studie ergab, dass Schlafen unterschiedlich empfunden wird: Für 89 Prozent ist es Erholung, für 78 Prozent Gesundheit und für 56 Prozent Vitalität und Lebenskraft. Im Schlaf vom Stress abzuschalten, gaben 62 Prozent an. Als Luxus empfinden vor allem 24 Prozent der Selbstständigen und Freiberufler den Schlaf, aber nur 12 Prozent des Bevölkerungsdurchschnitts. Albträume haben 13 Prozent, und jeder Zehnte empfindet den Schlaf als verlorene Zeit oder als "etwas vom Tod".

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