Allensbach-Studie Frauen besonders von Pflege betroffen

Düsseldorf · Frauen sind die großen Verlierer der Pflegesituation in Deutschland – sie haben ein höheres Risiko zum Pflegefall zu werden und sind gleichzeitig häufig als Pflegende aktiv. Für 53 Prozent der Frauen ist diese Aufgabe so arbeitsintensiv wie ein Halbtagsjob.

Zehn Fakten zum Pflege-Report 2012
Infos

Zehn Fakten zum Pflege-Report 2012

Infos
Foto: AP, AP

Frauen sind die großen Verlierer der Pflegesituation in Deutschland — sie haben ein höheres Risiko zum Pflegefall zu werden und sind gleichzeitig häufig als Pflegende aktiv. Für 53 Prozent der Frauen ist diese Aufgabe so arbeitsintensiv wie ein Halbtagsjob.

Zurzeit haben zehn Millionen Menschen einen Pflegefall in der Familie — in zehn Jahren werden sogar 27 Millionen Deutsche mit diesem Thema konfrontiert sein. Das hat eine Allensbach-Studie zur Zukunft der Pflege in Deutschland ergeben. Die Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2032 auf 3,4 Millionen Menschen steigen wird. Zurzeit gibt es 2,4 Millionen Menschen in der Bundesrepublik, die nicht mehr alleine zurecht kommen.

Mit der Pflege ihrer Angehörigen sind meist Frauen betraut. Durchschnittlich ist eine typische Pflegende 61 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und pflegt ihre Angehörigen länger als drei Jahre. Einen Beruf hat sie nicht. Kein Wunder, denn 53 Prozent der nicht berufstätig Pflegenden verbringen täglich drei Stunden und mehr mit der Versorgung ihrer Angehörigen. Bei berufstätigen Frauen sind es immerhin noch 37 Prozent, die sich täglich mit diesem Pflegeaufwand aufopfern.

Pflege belastet Partnerschaft

Spurlos geht das nicht an den Betroffenen vorüber. 40 Prozent der pflegenden Frauen berichten, dass die Pflege ihre Partnerschaft belastet — die psychische Belastung wiege dabei schwerer als die körperlichen Anstrengungen. Unabhängig vom Alter berichteten zwei Drittel der Befragen, dass sie die Pflege psychisch stark oder sehr stark belaste.

Hilfe erwarten sich Betroffene vom Staat. 78 Prozent sehen die Politik in der Pflicht, von Unternehmen und Arbeitgebern erhoffen sich immerhin noch 55 Prozent eine Verbesserung der Situation. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass für viele die Pflege einer Armutsfalle gleich kommt. Nur 23 Prozent der Befragten hatten eine private Zusatzversicherung für den Pflegefall abgeschlossen — gerade für Frauen eine Schwierige Situation, da sie durch eine fünf Jahre höhere Lebenserwartung ein größeres Risiko haben, zum Pflegefall zu werden.

Pflege als Armutsfalle

Auch für die Pflegepersonen kann die Versorgung eines Angehörigen zum Geldproblem werden. Die Mehrheit der Frauen rechnet damit, für die Pflege eines Angehörigen auf Erspartes zurückgreifen zu müssen. 61 Prozent hoffen dabei auf das Geld des Pflegebedürftigen, 34 Prozent müssen jedoch das eigene Sparbuch plündern. 25 Prozent bitten hingegen weitere Familienangehörige zur Kasse.

Die Studie "Weil Zukunft Pflege braucht" wurde von der R+V Versicherung in Auftrag gegeben. Sie basiert auf zwei Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach im September 2012: Grundlage für die erste Umfrage bilden 1.558 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung ab 16 Jahre. Zusätzlich erfolgte eine Umfrage unter einer repräsentativen Stichprobe von 539 Frauen, die bereits Familienangehörige pflegen oder in den nächsten Jahren damit rechnen.

(anch)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort