US-Studie Forscher wollen Psychopathen über Twitter finden

Düsseldorf · Wie viel sagt eine Timeline über die Persönlichkeit eines Twitterers aus und kann man mit Hilfe einer Tweet-Analyse psychopathische Straftäter entlarven? Mit diesen Fragen beschäftigen sich zurzeit US-amerikanische Forscher.

Twitter und Co.
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Für die Studie, die die Wissenschaftler am 29. Juli in Las Vegas vorstellen wollen, haben sich Experten der Florida Atlantic University mit Sozialisten der Online Privacy Foundation Kaggel zusammen getan und über 3 Millionen Tweets von 2927 Usern aus etwa 80 Ländern untersucht. In den Analysen wurden unter anderem Profilinformationen, Tweets, Retweets und Antworten der Nutzer mit einbezogen.

Laut Berichten des Online Magazins "Wired" reagierten die Forscher damit auf eine Studie der Cornell University, in der die Sprache von Straftätern untersucht wurde, während sie von ihren Taten berichteten.

Es wurde deutlich, dass Psychopathen dazu neigen, in der englischen Sprache Konjunktionen wie "because", "since" oder "so that" zu benutzen. Zudem gebrauchen sie doppelt so viele Wörter, die sich auf körperliche Bedürfnisse beziehen, wie beispielsweise "food", "sex" oder "money". Menschen ohne Anzeichen psychopathischer Störungen nutzen hingegen häufiger Wörter, die sich auf Familie und Spiritualität beziehen. Weiterhin sind Psychopathen laut der Untersuchung weniger fließend im Sprachgebrauch und nutzen öfters die Vergangenheitsform.

41 Twitterer nachweisbar Psychopathen

Für die aktuelle Twitter-Studie untersuchten die Forscher die Sprache der Twitter-Nutzer und verglichen diese mit einer Selbsteinschätzung der User, in der Eigenschaften wie Narzissmus und Machiavellismus (der Zwang andere zu beherrschen) aber auch Offenheit und Pflichtbewusstsein beinhaltet waren. Nach Angaben der Forscher litten 41 der Untersuchten Twitterer nachweisbar unter einer Persönlichkeitsstörung — dies fanden die Experten mit Hilfe einer Checkliste heraus, in die die Ergebnisse der Twitter-Auswertung und der Selbsteinschätzung der Probanden einflossen.

"Die Untersuchungen haben gezeigt, dass es statistisch gesehen signifikante Zusammenhänge zwischen den dunkleren Seiten der Persönlichkeit eines Menschen und seinen Aktivitäten bei Twitter gibt", erklärte Randall Wald von der Florida Atlantic University gegenüber "Wired". Die Forscher hätten zudem entdeckt, dass es Zusammenhänge bei der Vorstellung eines Menschen von Privatsphäre, seiner Persönlichkeit und seinem Twitter-Gebrauch gäbe.

Psychopath kann jeder sein

Das Forscher-Team glaubt, dass es in Zukunft Möglichkeiten geben könnte, potentielle Unruhestifter mit Gefahrenpotential mit Hilfe einer Twitter-Analyse ausfindig zu machen. Gleichzeitig geben die Experten aber auch zu bedenken, dass es gegen ethische Grundsätze und Menschenrechte verstieße, Personen aufgrund ihres Twitter-Persönlichkeitsprofils vorzuverurteilen. Denn nur weil jemand einen hohen Wert bei der Analyse erreicht, heißt das nicht automatisch, dass diese Person kriminell ist.

Die Forscher erklären weiterhin, dass psychopathische Störungen nicht notwendigerweise eine Ausnahmeerscheinung sind. Persönlichkeitsstörungen können auf einer Skala von niedrig bis schwer gemessen werden — einer Linie, auf der auch Menschen wiedergefunden werden können, die als geistig gesund gelten.

(anch)
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