Auswirkungen auf Ungeborenes Forscher warnen erneut vor Paracetamol

Düsseldorf · Paracetamol gehört zu den gängigsten Schmerzmitteln. Rezeptfrei erhältlich, wird es gegen Rücken- und Kopfschmerzen eingenommen. Vor allem aber galt es bislang als das einzige Schmerzmittel, das auch Schwangere einnehmen dürfen. Eine neue Studie zeigt, dass das jedoch fatal sein könnte.

Forscher warnen erneut vor Paracetamol
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Schmerzen kommen immer wieder vor. Doch nicht für jedes Wehwechen möchten Betroffene gleich zum Arzt rennen. Vielmehr setzen sie zunächst auf den Gang in die Apotheke, denn verschiedene Schmerzblocker sind dort ohne Probleme zu bekommen. Neben Tabletten, gibt es etwa Paracetamol auch als Zäpfchen für Kleinkinder.

Doch immer wieder wurde in der Vergangenheit vor dem beliebten Schmerzmittel gewarnt. Zunächst wegen der möglichen Nebenwirkungen wie Magengeschwüre oder Leberschäden, eine aktuelle Untersuchung geht jedoch noch einen Schritt weiter.

Kinder zeigen häufiger Verhaltensauffälligkeiten

Kay Brune, Pharmakologe an der Universität Erlangen-Nürnberg, drängt bereits seit Jahren darauf Paracetamol unter Rezeptpflicht zu stellen. Warum, das erklärt er in seinem neuen Artikel im European Journal of Pain. Darin haben er und seine Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die neuere Forschung zu den Nebenwirkungen von Paracetamol analysiert.

So zeigt eine dänische Studie mit rund 64.000 Müttern und ihren Kindern, dass Frauen, die während ihrer Schwangerschaft regelmäßig Paracetamol einnahmen, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben verhaltensauffällige Kinder zu bekommen, oder solche, die an ADHS leiden. Dass tatsächlich die Einnahme des Medikamentes für das erhöhte Risiko verantwortlich ist, konnte jedoch nicht bewiesen werden.

Allerdings kam eine norwegische Studie aus dem Jahr 2013 zu einem ähnlichen Ergebnis. Darin wurde bei knapp 49.000 untersuchten Kindern von Müttern, die das Schmerzmittel Paracetamol regelmäßig eingenommen hatten, eine verstärkte Hyperaktivität, eine schlechtere gesamtmotorische Entwicklung und ein gestörtes Kommunikationsverhalten festgestellt.

Einnahme während der Schwangerschaft wird kritisiert

Ein weiteren Anlass dafür, das Medikament zumindest für Schwangere nicht mehr zuzulassen, sehen die Forscher zudem in verschiedenen Hinweise darauf, dass Paracetamol bei Neugeborenen einen Hodenhochstand auslösen kann. Das kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und erhöht das Risiko für Hodenkrebs. Außerdem könnte es sein, dass Kinder, die während der Schwangerschaft vermehrt Paracetamol ausgesetzt waren, ein erhöhtes Asthmarisiko haben.

Zwar sieht das Bundesministerium für Risikoschutz diese Gefahren nicht. Allerdings gibt es auch neben den Autoren der Studie Ärzte, die verstärkten Grund zur Warnung vor dem Schmerzmittel sehen. Einer von ihnen ist Hartmut Göbel, Chefarzt der Schmerzklinik Kiel. Er warnt sogar auf der Internetseite seines Instituts vor den Risiken des Medikaments für Schwangere:

Schwangeren werde hinsichtlich des Schmerzmittels Paracetamol "suggeriert, dass es sich um die sicherste Medikation gegen Schmerzen handelt. Der Wirkstoff kann jedoch die Placenta passieren und das ungeborene Leben direkt in seiner Entwicklung beeinflussen", heißt es dort etwa.

Göbel rät deshalb dazu, dass Schwangere besser auf Ibuprofen setzen sollten. Ein Medikament das ebenfalls rezeptfrei erhältlich ist, bei dem entsprechende Entwicklungsstörungen jedoch nicht nachgewiesen worden sind. In den letzten drei Schwangerschaftsmonaten, sollten Frauen jedoch sogar darauf am besten verzichten.

(ham)
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