Aids Forscher entdecken Antikörper

Düsseldorf (RPO). Die Suche nach einem Heilmittel gegen Aids verzeichnet neue Fortschritte. Forscher haben gleich 17 neue Antikörper entdeckt, die sehr effektiv gegen Aids-Viren wirken. Sie könnten die Suche nach einem Impfstoff gegen HIV vorantreiben.

Aids: Zehn Fakten zum HI-Virus
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Foto: ddp

Die Immunglobuline stammen aus dem Blut von vier HIV-positiven Patienten, die weitgehend resistent gegen die Erreger zu sein schienen. In einem Kreuztest an 162 verschiedenen Varianten von Aids-Viren erwiesen sich die neu entdeckten Antikörper als zehn- bis hundertfach potenter als bisher bekannte Abwehrstoffe. Selbst in geringsten Konzentrationen töteten die einzelnen Antikörpersorten 27 bis 50 Prozent der Virenvarianten ab. Insgesamt erreichten sie einen Wirkungsgrad von bis zu 89 Prozent, berichten die Forscher im Fachmagazin "Nature".

Die meisten dieser Immunglobuline seien zudem gegen mehrere Virenstämme gleichzeitig wirksam. Darunter waren auch Viren des Typs C, der vor allem in Afrika südlich der Sahara stark verbreitet ist. Nach Angaben der Forscher ist dieser Typ für die Hälfte aller weltweiten Infektionen mit HIV verantwortlich. "Hoch variable Viren wie HIV, Hepatitis C - und in geringerem Maße auch Influenza - haben bisherige Versuche behindert, einen Impfstoff zu entwickeln", schreiben die Wissenschaftler.

Blutseren von HIV-Infizierten als Ausgangspunkt

Für ihre Studie hatten die Forscher das Blutserum von 1800 HIV-positiven Spendern untersucht. Geprüft wurde unter Anderem inwieweit das jeweilige Serum hinzugegebene Aids-Viren abtöten oder hemmen konnte. Vier Blutseren, die besonders gut wirkten und auch mehrere Virenvarianten erfolgreich zurückdrängten, wählten die Wissenschaftler für weitergehende Tests aus.

Aus den Seren isolierten die Forscher B-Gedächtnis-Zellen - Abwehrzellen, die die Antikörper produzieren. Mittels DNA-Analyse bestimmten sie in diesen Zellen die Gene, die besonders vielversprechende Immunglobuline kodierten. 17 dieser monoklonalen Antikörper produzierten die Forscher und testeten ihre Wirkung und Eigenschaften. Als monoklonal bezeichnet man Antikörper, die aus einer B-Zelllinie stammen.

HIV-Impfstoff: Lange Suche, wenig Erfolg

Seit nun fast 30 Jahren suchen Forscher weltweit nach einem Impfstoff gegen HIV - bisher aber mit nur mäßigen Erfolgen. Nur eine Handvoll Kandidaten schaffte es bis in klinische Studien der Phase 3 - der Erprobung an einer größeren Anzahl von Menschen.

Als bisher vielversprechendster Ansatz gilt "RV144", eine von 2003 bis 2009 in Thailand durchgeführte Studie an mehr als 16.000 Probanden. Wissenschaftler verabreichten eine Kombination aus zwei Impfstoffen: ein gentechnisch mit HI-Virenproteinen ausgestattetes Vogelpockenvirus und ein isoliertes Virenprotein. Diese sogenannte aktive Immunisierung sollte das Immunsystem der Empfänger dazu anregen, selbst Antikörper gegen HIV zu entwickeln.

Die Forscher berichteten 2009 zwar eine Erfolgsrate von rund 31 Prozent, die Aussagekraft dieser Werte ist aber stark umstritten. Zudem wirkte die Impfung nur gegen einige Stämme des Aids-Virus. Die neuen Funde von Walker und ihren Kollegen wecken nun die Hoffnung, dass der klassische Ansatz einer Antikörper-Impfung vielleicht zu einem überzeugenderen Erfolg führen könnte.

(dapd/chk)
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