Italienische Studie Fernsehen wirkt bei Kindern als Schmerzmittel

London (RP). Wenn Kinder vor dem Fernseher sitzen, nehmen sie Schmerzen sehr viel schwächer wahr als sonst. Das hat eine italienische Studie mit Jungen und Mädchen im Alter von sieben bis zwölf Jahren ergeben. Der TV-Trick wirkt sogar deutlich besser als Liebkosungen und beruhigende Gesten der Mutter.

Über ihre Arbeit berichten Carlo Bellieni und seine Kollegen von der Universität in Siena in der Fachzeitschrift "Archives of Disease in Childhood".

Für ihre Studie teilten die Forscher 69 Kinder, die zum Blutabnehmen in die Klinik kamen, zufällig in drei Gruppen ein: eine Kontrollgruppe, in der die Kleinen während der Prozedur nicht abgelenkt wurden, eine Gruppe, in der die Mütter die Kinder während des Blutabnehmens beruhigen und ablenken sollten und eine Gruppe, in der Kinder sich während der Behandlung einen Trickfilm auf einem Fernsehgerät ansehen konnten.

Anschließend sollten die kleinen Patienten auf einer Skala von 0 bis 100 angeben, wie stark ihre Schmerzen während der Blutabnahme waren. Zum Vergleich ließen die Forscher außerdem die Mütter beurteilen, wie sehr die Kinder unter der Prozedur gelitten hatten.

Das Ergebnis: Das Fernsehen hatte mit Abstand den stärksten schmerzlindernden Effekt. So bewerteten die Kinder der Trickfilmgruppe ihren Schmerz im Durchschnitt mit lediglich 8 von 100 Punkten, während die Angehörigen der Kontrollgruppe 23 Punkte vergaben. Die von den Müttern betreuten Kinder lagen mit durchschnittlich 17 Punkten dazwischen.

Auch die Toleranz gegenüber den Schmerzen war bei den Kindern der Fernsehgruppe am größten, zeigte die Bewertung der Mütter. Die anderen beiden Gruppen wurden von ihnen als deutlich schmerzempfindlicher bewertet, wobei es hier kaum einen Unterschied in der Beurteilung gab.

Mütter projizieren Ängste auf Kinder

Dass die passive Ablenkung durch den Fernseher effektiver war als das aktive Eingreifen der Mütter, kann nach Ansicht der Forscher mehrere Gründe haben. So sei es beispielsweise denkbar, dass die Mütter ihre Ängste auf die Kinder projizieren und sie dadurch zusätzlich stressen.

Möglicherweise fesseln die unbekannten akustischen und optischen Reize die kindliche Aufmerksamkeit aber auch einfach mehr als das bekannte Gesicht der Mutter. Trotzdem sei die Anwesenheit der Eltern bei medizinischen Eingriffen für Kinder extrem wichtig, betonen die Forscher. Sie vermindere den Schmerz zwar nicht, vermittle den Kindern aber das Gefühl, in einer unangenehmen Situation nicht alleine zu sein.

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