Studie Erwartungshaltung beeinflusst Medikamentenwirkung

Marburg · Psychologen der Philipps-Universität Marburg stellen die Wirksamkeit von Schmerzmitteln und Antidepressiva in Frage. In einer Studie wollen die Wissenschaftler herausgefunden haben, dass die Erwartungshaltung der Patienten die tatsächliche Wirkung von Medikamenten stark beeinflussen kann.

10 Tipps für den Umgang mit Schmerzen
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Diese These wurde nun in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Pain" veröffentlicht. Bei der Studie kam ein Scheinpräparat in Form von wirkungslosem Nasenspray zum Einsatz - allerdings in passiver und in aktiver Form. Aktive Placebos ahmen die Auswirkungen eines Medikaments nach. Passive Placebos lösen keinerlei körperliche Effekte aus. Das aktive Präparat im Experiment verursachte leichtes Prickeln in der Nase. Im Vorfeld der Studie wurden die Probanden unterschiedlich informiert: Einige erfuhren die Wahrheit, einigen wurde gesagt, dass 50 Prozent der Teilnehmer ein Scheinmedikament bekämen. Die Übrigen wurden in dem Glauben gelassen, ein wirkungsvolles Nasenspray zu testen.

Erwartungshaltung hatte Einfluss

"Die Erwartungshaltung von Probanden kann die Ergebnisse von klinischen Studien zur Wirksamkeit neuer Medikamente verfälschen", fasst Studienleiter Professor Winfried Rief zusammen: "Diese Ergebnisse werfen die Frage auf, ob Medikamente wie Schmerzmittel oder Antidepressiva nur deshalb wirken, weil sie Nebenwirkungen machen, oder ob sie wirklich eine spezifische Hauptwirkung haben", mutmaßt Rief.

Die Studie sei von besonderer Bedeutung, da bei Zulassungen für echte Medikamente bislang fast ausschließlich passive Placebos zum Vergleich verwendet würden, sagen die Psychologen.

(APD/anch)
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