Gene bestimmen, wie leicht man zum Mitläufer wird Empfänglichkeit für Gruppenzwang ist Veranlagung

London (rpo). Trink doch einen mit, stell dich nicht so an, du stehst hier die ganze Zeit herum! Was die Bläck Fööss - natürlich auf Kölsch - sangen, lässt sich als Phänomen in aller Welt beobachten: Menschen, die von einer Gruppe zum Mittrinken, Mitrauchen oder sonstwie Mitmachen gedrängt werden. Eine neue Untersuchung zeigt jetzt: Ob der so Gedrängte nachgibt, hängt von seinen Genen ab.

Wer sich Gruppenzwang und dem damit verbundenen Alkoholkonsum einfach nicht zu entziehen vermag, der könnte genetisch vorbelastet sein: Nach den Ergebnissen australischer Forscher sind Menschen mit einer bestimmten Variante des Gens namens DRD2 besonders anfällig für die Versuchungen von Alkohol, Zigaretten und anderen Drogen.

Das Gen enthält die Informationen für ein Erkennungsmolekül des Botenstoffs Dopamin, das schon früher mit der Neigung zu Suchterkrankungen in Verbindung gebracht wurde, und wird durch Gruppenzwang und ähnlichen sozialen Stress aktiviert. Das berichtet das Magazin "Chemistry & Industry" (18. Oktober, S. 9).

Gen reagiert auf Stress

Bereits in früheren Studien war ein Zusammenhang zwischen der so genannten A1-Variante des Dopaminrezeptor-Gens und schweren Fällen von Alkoholismus und Drogenmissbrauch gefunden worden. So schätzen Experten, dass bei etwa 70 Prozent aller Abhängigen diese Genvariante vorliegt. Offenbar reagiert das Gen auf sozialen Stress, entdeckten nun Ross Young von der technischen Universität von Queensland in Brisbane und seine Kollegen.

Die Wissenschaftler hatten in ihrer Studie Vietnam-Veteranen untersucht, die in ihrem Leben extrem belastenden Situationen ausgesetzt waren. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass besonders die Ex-Soldaten mit der A1-Variante dazu tendierten, sich zum Trinken überreden zu lassen oder Drogen zu nehmen.

"Das Gen wird aktiviert, wenn man sich von der Gesellschaft unter Druck gesetzt fühlt oder wenn man von anderen dazu gedrängt wird, bestimmte Dinge zu tun", erklärt Young. Dabei reiche das reine Vorhandensein der Genvariante jedoch nicht aus: Erst wenn eine sehr belastende oder traumatisierende Erfahrung in frühen Lebensjahren dazu komme, erhöhe sich das Risiko, eine Sucht zu entwickeln.

(afp)
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