Robert-Koch-Institut rechnet mit Neuinfektionen EHEC erfindet sich immer wieder neu

Berlin (RPO). Experten sind sich einig: Die Gefahr vor Neuinfektionen mit dem gefährlichen Darmkeim EHEC wird auch künftig bestehen. Mit einigen Neuinfektionen sei in jedem Fall zu rechnen. Mit weiteren Prognosen sind die Fachleute jeoch vorsichtig. Sie wissen, dass sich der Erreger immer wieder neu verändert. Entsprechend vielfältig können die Auswirkungen sein.

"Wir werden weiterhin Fälle von EHEC haben", sagte der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), Andreas Hensel, im Interview mit der Nachrichtenagentur in Berlin. Auch das Robert-Koch-Institutes (RKI) rechnet mit einigen Neuinfektionen. Im mecklenburgischen Boizenburg trafen sich Vertreter von sechs norddeutschen Bundesländern zu Gesprächen über die Auswirkungen der EHEC-Krise.

Hensel sagte, die E-Coli-Bakterien würden ihre genetischen Materialien immer wieder neu kombinieren, "so wie sie es auch die letzten Zehntausende von Jahren gemacht haben". Seiner Ansicht nach wird die Erkrankungswelle in Deutschland aber weiter abebben. Ob der Erregertyp damit aber erledigt sei, könne man derzeit nicht vorhersagen.

Fast zwei Monate nach dem Ausbruch der Erkrankungswelle gab auch das RKI keine Entwarnung. "Mit einigen Neuinfektionen ist in jedem Fall zu rechnen, da der Erreger durch Schmierinfektion auf andere Menschen übertragen werden kann, wenn Menschen den Erreger ausscheiden und sich die Hände nicht waschen", sagte RKI-Präsident Reinhard Burger dapd.

Darüber hinaus sei noch unbekannt, ob sich der Keim in der Umwelt oder in der Bevölkerung festsetzen könne und dann immer wieder zu Erkrankungen führen könnte. Zwar würden seit einiger Zeit Erkrankungen an HUS/EHEC auf deutlichem niedrigerem Niveau an das RKI übermittelt. Es komme aber derzeit täglich eine zweistellige Zahl von Fällen hinzu, sagte er. Die Herausforderung liege darin, herauszufinden, ob es sich dabei um spät gemeldete oder um Neuinfektionen handele. Einen erneuten Anstieg der Fälle kann man Burger zufolge aber nie ausschließen.

Seit Ausbruch der Epidemie Anfang Mai erkrankten nach RKI-Angaben 3.801 Personen bundesweit an EHEC oder HUS. 43 Personen starben bislang im Zusammenhang mit dem gefährlichen Darmkeim. Damit hat sich die Zahl der Todesfälle seit Donnerstag nicht weiter erhöht.

Länder reden über Hilfen für Bauern nach EHEC-Krise

Bei dem Treffen der Vertreter der Bundesländer wollten die Beteiligten auch über mögliche Entschädigungen sprechen. Fast zwei Monate nach Ausbruch der Epidemie hätten norddeutsche Gemüseproduzenten und Händler noch heute mit 60 bis 70 Prozent Umsatzrückgängen zu kämpfen, sagte der gastgebende Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD)

An den Gesprächen nahmen Vertreter von Gesundheits- und Landwirtschaftsministerien aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen teil. Die Länder wollten "mit einer Stimme sprechen", sagte Backhaus. Hamburg verlangte eine Erweiterung der Entschädigungszahlungen auf alle Salatarten und Sprossen.

(apd/pst)
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