Westafrika Ebola-Epidemie fordert mehr als 10.000 Malaria-Tote

Paris · Der durch Ebola bedingte Zusammenbrauch der Gesundheitssysteme in Guinea, Sierra Leone und Liberia könnte die Zahl der Malaria-Toten um 11.000 in die Höhe getrieben haben. Folge wäre demnach ein Anstieg von mehr als drei Millionen unbehandelten Malaria-Fällen im Jahr 2014.

So kämpfen Helfer gegen Ebola
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Fast 4000 weitere Malaria-Opfer könnte es einer wissenschaftlichen Projektion zufolge gegeben haben, weil keine Insektenschutznetze mehr ausgeliefert wurden. Eine entsprechende Modellstudie wurde am Freitag im Wissenschaftsmagazin "The Lancet" veröffentlicht.

Die Ebola-Epidemie könnte damit "zu ebenso vielen Malaria-Toten geführt haben wie zu direkten Ebola-Opfern", erklärte "The Lancet" einen Tag vor dem Welt-Malaria-Tag. Der Ausbruch des Ebola-Erregers in Teilen von Westafrika hatte die ohnehin anfällige Gesundheitsversorgung in den drei am meisten betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia im vergangenen Jahr überwältigt. "Die angemessene Malaria-Vorsorge und Behandlung wurde dadurch unmöglich", sagte Patrick Walker vom Londoner Imperial College, der die Studie leitete.

Für ihre Projektion analysierte das Team Gesundheitsdaten von 2000 bis 2014 - und "entfernte" den Effekt der Malaria-Versorgung, um die indirekte Auswirkung durch die Ebola-Epidemie zu ermitteln. Im schlimmsten Szenario wurde unterstellt, dass Ebola zum totalen Zusammenbruch der Gesundheitssysteme führte. Folge wäre demnach ein Anstieg der Malaria-Fälle um 45 Prozent: insgesamt 3,5 Millionen Infektionen. Ohne eine Behandlung in Krankenhäusern wären daran in Guinea 5600, in Sierra Leone 3900 und in Liberia 1500 Menschen gestorben.

"Unsere Projektion wirft ein Schlaglicht auf das wahre Ausmaß der Auswirkungen von Ebola", sagte Walker. In besonders betroffenen Regionen sind die indirekten Folgen von gleicher Tragweite wie die direkten." Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erlagen dem Ebola-Virus mehr als 10.800 Menschen.

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Eine neue Studie über einen Malaria-Impfstoff gibt indes etwas Anlass zur Hoffnung. In "The Lancet" wurde am Freitag auch das Ergebnis eines Tests mit dem Medikament RTS,S veröffentlicht. Bei der Studie erhielten fast 15.500 Kinder mehrere Impfdosen und eine Auffrischung nach anderthalb Jahren. Die Extradosis "stellt die Immunität, die nach der ersten Serie an Injektionen verloren geht, teilweise wieder her", faste Co-Autor Brian Greenwood von der London School of Hygiene and Tropical Medicine das Ergebnis zusammen.

Der Effekt sei nicht so groß wie bei Impfungen etwa gegen Masern, dennoch sei RTS,S das vielversprechendste Mittel gegen Malaria. Der Krankheit erliegen im Afrika südlich der Sahara 1200 Kinder - pro Tag. Kinder, die nicht mit RTS,S geimpft wurden, waren im ersten Jahr zu 50 Prozent besser geschützt. Nach vier Jahren sank der Schutz auf 28 Prozent. Die Auffrischung erhöhte diesen Wert auf 36 Prozent.

Die WHO hatte am Donnerstag die weiterhin hohe Sterblichkeit infolge von Malaria angeprangert. Mehr als eine halbe Million Menschen sterben nach WHO-Angaben jedes Jahr an den Folgen der Tropenkrankheit. Im Jahr 2013 seien weltweit 198 Millionen Malariafälle registriert worden, insgesamt wurden rund 584.000 Tote gezählt. Besonders betroffen sind laut WHO Kinder: 2013 starben 437.000 Kinder unter fünf Jahren an der Krankheit; das waren rund drei Viertel aller Malariatoten weltweit. 90 Prozent der Malariafälle werden laut WHO in Afrika gezählt.

(AFP)
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