Ebola-Epidemie Westafrika versinkt im Chaos

Abuja/Nairobi · In Liberia herrschen verheerende Zustände, Patienten und Ärzte flüchten aus Kliniken. Anderswo wächst Hoffnung: In Nigeria hat eine Ärztin die Krankheit überlebt, und weitere Patienten befinden sich auf dem Weg der Besserung.

Ebola - Von ersten Fällen zum Internationalen Gesundheitsnotfall
Infos

Ebola - Von ersten Fällen zum Internationalen Gesundheitsnotfall

Infos
Foto: Festa/ Shutterstock.com

In Liberia sind 17 Ebola-Patienten aus einer Quarantänestation geflohen. Sie hätten das Krankenhaus in einem Armenviertel der Hauptstadt Monrovia am Samstagabend mit Hilfe von aufgebrachten Bürgern verlassen, die zuvor in die Klinik eingedrungen seien, berichtete die Zeitung "Front Page Africa". Unter den Patienten befänden sich bestätigte und Verdachtsfälle, hieß es.

Der Slum West Point, in dem sich der Vorfall ereignete, ist dicht besiedelt und liegt in der Nähe des Stadtzentrums von Monrovia. In dem Viertel leben rund 75 000 Menschen. Nun wird befürchtet, dass die geflohenen Patienten weitere Menschen anstecken. Das Gesundheitsministerium hatte zuvor mitgeteilt, den ganzen Slum unter Quarantäne stellen zu wollen, um zu verhindern, dass die Einwohner von dort in andere Gebiete reisen. "Wir werden Lebensmittel und andere Güter nach West Point bringen, bevor die Maßnahme in Kraft tritt", hieß es. Viele Bürger hätten wütend auf die Ankündigung reagiert.

Eine vor mehreren Wochen an Ebola erkrankte Ärztin in Nigeria ist wieder gesund. Die Frau sei aus dem Krankenhaus in Lagos entlassen worden und könne nun wieder ein normales Leben beginnen, sagte Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu. Auch fünf weitere der insgesamt zwölf in dem westafrikanischen Land bestätigten Infizierten seien auf dem Weg der Besserung und "fast geheilt", hieß es.

Alle Fälle in Nigeria gehen auf einen Mitarbeiter der liberianischen Regierung zurück, der Ende Juli auf dem Flughafen der Millionenmetropole Lagos mit Ebola-Symptomen zusammengebrochen und wenig später in Quarantäne gestorben war. Drei Menschen, die sich bei ihm angesteckt hatten, sind mittlerweile tot. 189 Personen werden weiter überwacht, jedoch habe keiner von ihnen bisher Anzeichen der Erkrankung gezeigt, so Chukwu.

Derweil verhängte Kenias Gesundheitsministerium einen Einreisestopp für Menschen aus den von der Ebola-Epidemie betroffenen westafrikanischen Ländern. Die Regelung solle von morgen an gelten, teilte das Ministerium gestern in Nairobi mit.

Dabei geht es vor allem um Fluggäste aus den Ländern Sierra Leone, Liberia und Guinea, die in das ostafrikanische Kenia einreisen wollen. Die Fluggesellschaft Kenya Airways kündigte an, ihre Flüge nach Liberia und Sierra Leone ebenfalls ab morgen auszusetzen. Erst vor wenigen Tagen hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärt, dass in Kenia ein erhöhtes Risiko für das Übergreifen der Epidemie aus Westafrika bestehe. Der Flughafen der Hauptstadt Nairobi gilt als überaus wichtiges Drehkreuz im afrikanischen Luftverkehr.

Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas flüchten Berichten zufolge immer mehr Ärzte und Pfleger aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus aus den Krankenhäusern. Betroffen sei vor allem das Yaba Mainland Hospital in Lagos, wo mehrere Infizierte auf Isolierstationen lägen, wie die Zeitung "Punch" schrieb. Viele Mediziner hätten auf Druck ihrer besorgten Familien die Klinik verlassen.

Hinzu kommt in Nigeria ein Ärztestreik, der schon länger als sieben Wochen dauert. Das wenige noch verbliebene Krankenhauspersonal arbeite derzeit rund um die Uhr, um zu versuchen, den Patienten das Leben zu retten, hieß es. "Jeder scheint große Angst vor Ebola zu haben, und niemand will helfen", sagte Gesundheitskommissar Jide Idris.

Im spanischen Alicante wurde ein Nigerianer mit Verdacht auf eine mögliche Ebola-Infektion in die Quarantäne-Station eines Krankenhauses gebracht. Der Afrikaner hatte wegen Fiebers eine Klinik in der Hafenstadt im Südosten des Landes aufgesucht. Die Ärzte stellten Symptome einer möglichen Ebola-Infektion fest. Sie überwiesen den Mann, der kürzlich in sein Heimatland gereist war, in eine Spezialklinik. Dort wurde gestern Abend nach einem Labortest Entwarnung gegeben.

(DPA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort