Studie Düfte steuern das Verhalten

Ithaca (rpo). Menschen tun, was Düfte ihnen vorgeben: Daruf laufen stark verkürzt die Ergebnisse einer niederländischen Studie hinaus. Schon leichte Spuren bestimmter Gerüche können das Verhalten beeinflussen - auch wenn sie gar nicht bewusst wahrgenommen werden.

 Hier hat der Proband offenbar Zitrone gerochen.

Hier hat der Proband offenbar Zitrone gerochen.

Foto: Jens Schierenbeck, gms

So stellt der typische Zitrusduft eines Allzweckreinigers das Gehirn beispielsweise automatisch auf Sauberkeit, Aufräumen und Putzen ein. Das haben niederländische Forscher in Experimenten mit 128 Freiwilligen nachgewiesen. Die unbewusste Weichenstellung durch den Geruch prägte dabei auch das Verhalten der Probanden: Wer den Putzmittelgeruch in der Nase hatte, sorgte unbewusst für Sauberkeit um sich herum. Über ihre Studie berichten Rob Holland von der Radboud-Universität in Nijmegen und seine Kollegen in der Fachzeitschrift "Psychological Science" (Bd. 16, S. 689).

Im Gehirn ist die Verarbeitung von Gerüchen eng mit dem limbischen System verknüpft, das für Gefühle und Emotionen zuständig ist. Aus diesem Grund können bestimmte Düfte beispielsweise Erinnerungen aus der Kindheit inklusive der dazugehörigen Emotionen heraufbeschwören. Doch nicht nur konkrete Erinnerungen, auch allgemeine Inhalte können mit bestimmten Gerüchen assoziiert sein - wie etwa Tannenduft mit Weihnachten oder der Geruch bestimmter Desinfektionsmittel mit dem Zahnarzt.

Systematische Tests

Um diesen Mechanismus besser zu verstehen, untersuchten Holland und seine Kollegen in ihrer Studie, ob auch unbewusst wahrgenommene Düfte einen Einfluss auf die Gedanken und das Verhalten haben können. Dazu stellten sie ihren Probanden drei Aufgaben: Sie sollten ein Wortsuchspiel lösen, aufschreiben, was sie für den kommenden Tag geplant hatten und schließlich einen Keks essen.

Die eine Hälfte der Teilnehmer diente der Kontrolle und konnte sich unbeeinflusst den Aufgaben widmen, während die andere Hälfte in einem Raum arbeitete, in dem ein Eimer mit Wasser und einem Allzweckreiniger hinter einem Schrank versteckt war. Obwohl nur einige wenige Probanden den schwachen Zitrusduft wahrnahmen, war der Einfluss des Geruchs verblüffend deutlich. So entdeckten die bedufteten Probanden Wörter, die mit Sauberkeit oder Putzen assoziiert waren, sehr viel schneller als die Kontrollgruppe. Auch gaben sie unter dem Einfluss des Dufts fast dreimal so häufig an, am nächsten Tag Tätigkeiten wie Putzen oder Aufräumen geplant zu haben. Schließlich entfernten die Teilnehmer, die dem Zitrusduft ausgesetzt waren, die Kekskrümel sehr viel sorgfältiger vom Tisch.

Der Geruch erleichtere demnach den Zugang zu gedanklichen Konzepten wie dem der Sauberkeit, erklären die Forscher. Kann das jeweilige Konzept dabei auf die momentane Situation wie beispielsweise die Krümelentfernung angewendet werden, leitet das Gehirn automatisch die entsprechenden Bewegungen ein - ohne, dass dem eine bewusste Entscheidung zugrunde liegt. Gerüche könnten demnach das Verhalten genauso stark beeinflussen wie optische Reize, lautet das Fazit der Wissenschaftler.

(afp)
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