2017 deutlich mehr Erkrankungen Die Krätze ist in NRW weiter auf dem Vormarsch

Düsseldorf · Rötungen auf der Haut, Bläschen und ein heftiger Juckreiz: Die Krätze ist weiter auf dem Vormarsch. Seit Jahren wird die Zahl der bekannten Fälle größer. Auch in NRW.

Wie sieht Krätze aus? - Bilder der Hautkrankheit Scabies
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Wie sieht Krätze aus?

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Foto: Shutterstock.com/ Mykola Samoilenko

Die genaue Anzahl der Patienten, die an Krätze leiden, ist nicht leicht zu ermitteln, da es sich nur um eine teilweise meldepflichtige Krankheit handelt. Die Zahlen besagen deswegen lediglich, wie viele Fälle den Städten etwa aus Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche, Krankenhäusern oder aus Pflegeheimen bekannt sind.

Wir haben die Techniker Krankenkasse (TK) gebeten, für uns die Zahlen von zwei gängigen Medikamenten, welche gegen die auch Skabies genannte Krankheit verordnet werden, zu ermitteln.

Da ist zum einen der Wirkstoff "Permethrin", der unter dem Handelsnamen "Infectoscab" auf dem Markt ist. Es handelt sich hierbei um eine Salbe. Hier wurden 2016 in NRW 6800 (bundesweit 19.300) Rezepte ausgestellt, 2017 waren es 10.400, ein Anstieg von 52 Prozent (bundesweit 29.200, Anstieg 50 Prozent).

Der andere Wirkstoff heißt "Ivermectin" und ist unter dem Handelsnamen "Scabioral" in Deutschland auf dem Markt. Es handelt sich um Tabletten. 2016 wurde Scabioral in NRW 2800-mal (bundesweit 5400), 2017 schon 5900-mal verschrieben, ein Anstieg um 110 Prozent (bundesweit 12.800, Anstieg 137 Prozent). Hier muss jedoch berücksichtigt werden, dass das Medikament erst seit 2016 auf dem Markt ist.

Krätze: Infos zu Behandlung, Übertragung und Symptomen von Scabies
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Krätze: Die wichtigsten Fakten

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Christian Elspas, Sprecher der TK, sagt dazu: "Ein direkter Rückschluss auf die Fallzahl ist - auch wegen der unterschiedlichen Packungsgrößen - nicht möglich. Aber die deutliche Steigerung der Verordnungen lässt nur den Schluss zu, dass auch die Zahl der Patienten mit Krätze vergleichbar gestiegen sein muss."

Die Krätze-Fälle steigen seit einigen Jahren wieder an. Woran das liegt, können sich Experten auch nicht erklären. Wenn viele Menschen auf engem Raum zusammen sind, sei das Infektionsrisiko besonders hoch, sagt der Dermatologe Bernhard Korge aus Düren. Brutstätten können laut Korge neben Kindergärten und Schulen auch Hotelbetten, Altenheime und Krankenhäuser sein.

Starker Juckreiz, rote, schuppige, entzündete Hautpartien und stecknadelkopfgroße Knötchen auf der Haut gehören zu den typischen Symptomen der Krankheit. Der Arzt untersucht die Haut des Patienten und kann die Milben zudem unter einem Mikroskop identifizieren. Handelt es sich um Krätze, verschreibt er eine Creme oder Tabletten.

Auch Polster müssen behandelt werden

Familienmitglieder lassen sich am besten gleich mit untersuchen. Auch wenn sie noch nicht über Juckreiz klagen, können sie bereits befallen sein. Bei einem ersten Befall kann es laut Robert Koch-Institut bis zu fünf Wochen dauern, bis die ersten Symptome auftreten.

Zu Hause sollten Kleidung, Handtücher und Bettwäsche täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Sachen, die nicht gewaschen werden können, müssen sieben Tage luftdicht in eine Plastiktüte gepackt werden. Polster, Matratzen und Möbel müssen täglich abgesaugt werden.

(csr)
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