Fettleibigkeit macht Gehirn krank Dicke haben höheres Demenz-Risiko

Minneapolis · Wer übergewichtig ist, neigt eher zu Bluthochdruck und weiteren Problemen. Doch auch die Dicken, auf die das nicht zutrifft, sind oft ungesünder als Andere. Eine Studie zeigt: Übergewicht ist schlecht fürs Gehirn.

Fettleibigkeit erhöht einer neuen Studie zufolge das Risiko für Störungen des Gehirns und somit auch für eine Demenz. Dass Übergewicht schlecht für das Gehirn ist, hatten Forscher schon länger vermutet. Bislang schoben sie das aber auf Begleitkrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes. Die neue Studie der Gruppe um Archana Singh-Manoux vom französischen Forschungsinstitut Inserm zeigt: Auch dicke Menschen, die ansonsten gesund sind, sind besonders anfällig für kognitive Störungen. Die Forscher veröffentlichen ihre Ergebnisse im Journal "Neurology" der American Academy of Neurology (AAN).

Studie über zehn Jahre

6401 Menschen nahmen an der Studie teil. Zu Beginn waren sie im Durchschnitt 50 Jahre alt. Die Forscher notierten den Body-Mass-Index (BMI) sowie verschiedene Risikofaktoren der Teilnehmer. Beim Start und während der folgenden zehn Jahre absolvierten die Testpersonen größtenteils drei Untersuchungen (65,8 Prozent machten drei der Tests, 22,5 zwei und 11,7 einen) zu Gedächtnisleistungen und anderen kognitiven Eigenschaften.

"Während der zehn Jahre der Studie fielen die Punktzahlen der Tests bei Fettleibigen und Menschen mit krankhaften metabolischen Werten um 22,5 Prozent schneller als bei denen mit Normalgewicht und ohne Herz-Kreislauf-Krankheiten", heißt es in einer Mitteilung der AAN. Doch auch in der Gruppe der metabolisch Gesunden gab es Unterschiede in der Gesamtwertung der Tests zwischen Normal- und Übergewichtigen.

In den vergangenen Jahren hatten einige Wissenschaftler vermutet, dass Übergewicht nur dann schädlich ist, wenn die Betroffenen auch Herz-Kreislauf-Probleme haben, erläutert der Leiter der Klinik für Neurologie an der Uniklinik Kiel, Günther Deuschl. Diese These gelte für Demenz nicht: "Es gibt keine gesunde Fettleibigkeit. Das ist damit gesagt." Er betont, die Testpersonen hätten noch keine Demenz - die kognitiven Auffälligkeiten führten aber wohl auf Dauer zu einer Demenz.

Fett in den Gefäßen

Über die Ursachen, den Zusammenhang von Übergewicht und kognitiven Störungen, könne man nur spekulieren. Der Experte, der auch Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurologie ist, nennt aber zwei der wichtigsten Mutmaßungen von Forschern: "Es könnten gefäßabhängige Störungen sein, Fett lagert sich in den Gefäßen ab und verengt sie." Eine andere Theorie sei, dass das Fettgewebe Hormone aussende, die das Gehirn beeinflussten.

Deuschl betont aber auch, dass extrem niedriges Gewicht auch nicht gesund sei: "Der Mensch lebt am längsten und bleibt dabei geistig und körperlich gesund, wenn er Normalgewicht hat. Regelmäßige sportliche Aktivität und ein aktives geistiges und soziales Leben sind beste Vorsorgemaßnahme gegen die Demenz."

(dpa)
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