Südkoreaner Hwang Der Sturz des Klon-Superstars

Düsseldorf (RP). Südkorea erleidet ein Trauma. Die Erfolge von Hwang Woo Suk gaben dem Land Selbstvertrauen, der Forscher wurde zum Volkshelden. Die Fälschungsvorwürfe rücken nun alle Stammzellforscher in ein schlechtes Licht.

 Klonforscher Hwang: Opfer seines strengen Führungsstils.

Klonforscher Hwang: Opfer seines strengen Führungsstils.

Foto: AFP, AFP

Düsseldorf In der Stammzellforschung war die Welt aus den Fugen geraten. Neidisch blickten die Forscher, die gewohnt waren, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, auf Südkorea. Ein Land, das bisher nur durch neue Handys und Elektrogeräte für Aufsehen sorgte, hatte sie alle abgehängt. Die Edel-Universitäten in den USA und Europa mussten eingestehen: Bei der Stammzellforschung und der Klontechnik bestimmt die Arbeitsgruppe von Hwang Woo Suk das Tempo.

Jetzt gilt das nicht mehr. Der Klon-Experte aus Seoul ist vermutlich zum Opfer seines strengen Führungsstils geworden. Ein Kollege, Roh Sung Il, Co-Autor einer weltweit gefeierten Veröffentlichung über Klon-Erfolge, hat in einem Fernsehinterview die Glaubwürdigkeit von Hwangs Arbeiten bezweifelt. Heute bat Hwang die Wissenschaftszeitung "Science", seine Arbeiten zurückzuziehen. Es gebe dort "unverbesserliche Fehler", sagte er.

Ein Detail ist Experten mittlerweile aufgefallen: Einige Fotos angeblich verschiedener Stammzellen zeigten dieselbe DNA-Sequenzen. Von den elf Stammzellkulturen, die Hwang passend für chronisch kranke Menschen entwickelt haben will, sollen neun nicht fachgerecht dokumentiert worden sein - und gelten damit unter den strengen Wissenschaftleraugen als nicht echt.

Zudem hat der Forscher nicht immer die Wahrheit gesagt. Zunächst verschwieg er, dass Frauen für die nötige Spende von Eizellen für seine Forschung bezahlt wurden. Dann prahlte er mit den Fähigkeiten seiner Arbeitsgruppe, die mehr als 100 Stammzellkulturen maßgeschneidert für einzelne Krankheiten herstellen wolle - Klonexperimente als Massenprodukt.

Mitte Dezember stellte sich heraus, dass sechs der elf von ihm angeblich hergestellten Kulturen mit menschlichen embryonalen Stammzellen nach Pilzbefall längst abgestorben sind: Ein Einsatz in der Therapie, wie Hwang ihn binnen eines Jahrzehnts angekündigt hatte, wäre nicht möglich gewesen.

Die Wissenschaft reagierte geschockt auf diese Täuschungen, hinter denen Hwang bewusste Manipulation Anderer vermutet. Bisher galt: Was in Fachblättern wie "Science" geschrieben steht, stimmt. Auch der bekannte US-Stammzellforscher Gerald Schatten gerät jetzt in Bedrängnis. Der langjährige Kooperationspartner hatte sich vor zwei Monaten von Hwang losgesagt.

Schon damals forderten seriöse Stammzellforscher wie der MPI-Wissenschaftler Hans Schöler: Wenn Gerald Schatten von Unregelmäßigkeiten wisse, müsse er darüber informieren. Jetzt scheint für einen Forschungsbereich, in dem die Einhaltung ethischer Werte besonders wichtig ist, klar zu sein, dass die Selbstkontrolle nicht funktioniert hat.

Stammzelforscher Winickoff von der Uni Berkeley in Kalifornien sagt, was viele fürchten: "Ich bin sicher, dass Gegner der Stammzellforschung den Vorfall nutzen werden, um zu zeigen, dass es Probleme mit dieser Wissenschaft gibt und dass sie nicht wirksam reguliert wird."

(alfa)
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