Heute ist Welt-Sepsis-Tag Blutvergiftung dritthäufigste Todesursache

Jena · Etwa 60.000 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland an Sepsis, im Volksmund Blutvergiftung genannt. Mit Aufklärung, Hygiene und Impfungen ließen sich viele Todesfälle verhindern. Darauf will der erste Welt-Sepsis-Tag aufmerksam machen.

Zehn alltägliche Hygienefallen
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Zehn alltägliche Hygienefallen

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Foto: Jens Schierenbeck, gms

Etwa jeder dritte Todesfall durch Sepsis in Deutschland ist nach Einschätzung eines Experten vermeidbar. Bei der Infektion gelangen Krankheitserreger ins Blut und befallen ein Organ nach dem anderen. Mehr als 150.000 Menschen erkranken allein in Deutschland jedes Jahr an Sepsis (Blutvergiftung), für etwa 60.000 endet sie mit dem Tod. "Damit ist die Sepsis die dritthäufigste Todesursache in Deutschland", sagte der Jenaer Intensivmediziner Konrad Reinhart, Vorsitzender der Global Sepsis Alliance (GSA), der Nachrichtenagentur dpa. Weltweit seien es im Jahr mehr als 18 Millionen Erkrankungen und etwa 8 Millionen Tote.

Mehr Bewusstsein für die Gefahren dieser Erkrankung: Das ist das Ziel des ersten Welt-Sepsis-Tages an diesem Donnerstag, der von der GSA koordiniert wird. Mehr als 40 Länder beteiligen sich an Aktionen.

Mehr Aufklärung über Sepsis notwendig

Der Experte nannte es erschreckend, wie wenige Menschen über die Sepsis (Blutvergiftung) Bescheid wüssten. "Jeder zweite Deutsche kennt noch nicht mal den Begriff." Auch viele Ärzte seien ungenügend informiert. Die Sepsis werde in der Ausbildung vernachlässigt, weil sie in Verbindung mit verschiedenen Infektionen auftreten könne.

Viele Mediziner seien mit der Diagnose überfordert. Oft werde eine falsche Todesursache angegeben wie Lungenentzündung. "Tatsächlich hat aber nicht die Lungenentzündung zum Tod geführt, sondern die Sepsis, die infolge der Lungenentzündung eingetreten ist."

Das Problem liege im Wesen der Krankheit begründet. "Es kann mit einer ganz harmlosen Mandelentzündung anfangen." Wenn bei einer solchen Infektion plötzlich auch ganz andere Organe betroffen seien, müssten jedoch die Alarmglocken schrillen. "Dann muss der Patient so schnell wie möglich ins Krankenhaus", sagte Reinhart. Viele Erkrankungen würden erst diagnostiziert, wenn es für eine Behandlung zu spät sei. "Wahrscheinlich könnte ein Drittel der Sepsis-Todesfälle in Deutschland verhindert werden, wenn sie früher erkannt würden."

Umsichtige Hygiene hilft, Todesfälle zu vermeiden

Obwohl die Zahl der Fälle zunimmt, besteht Hoffnung, dass sich die Krankheit in den Griff bekommen lässt. Auch das soll am Welt-Sepsis-Tag vermittelt werden. Durch Impfungen kann das Risiko einer Erkrankung gesenkt werden: "Die meisten Sepsis-Fälle sind Folge von Lungenentzündungen und dagegen schützt die Pneumokokken-Impfung." Außerdem lasse sich die Sepsis in vielen Fällen mit Antibiotika behandeln. Zudem könnten viele Erkrankungen durch sorgfältigere Hygiene verhindert werden, sagte Reinhart. "Allein in Krankenhäusern würde das mehrere Tausend Todesfälle weniger im Jahr bedeuten."

Am Welt-Sepsis-Tag sollen in Berlin, Jena und anderen Städten Teelichter als Symbole für Überlebende brennen. Weltweit beteiligen sich nach Angaben des Universitätsklinikums Jena fast 900 Kliniken und Organisationen an Aktionen. Die GSA ist nach eigenen Angaben eine unabhängige Organisation von Medizinern und Forschern.

(dpa)
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