Westafrika Auch US-Virologe an Ebola erkrankt

Monrovia · Ein amerikanischer Mediziner hat sich in Afrika mit dem gefährlichen Virus infiziert. Erst am Dienstagabend hatte Sierra Leone den Tod des 39-jährigen Arztes Sheikh Umar Khan bestätigt. Auch medizinische Helfer sind erkrankt.

Westafrika: Auch US-Virologe an Ebola erkrankt
Foto: dpa, nb ase

Das Risiko, sich in Westafrika mit dem Ebola-Virus zu infizieren, ist offensichtlich auch für die behandelnden Ärzte hoch - trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen. Erst am Dienstagabend war der 39 Jahre alte Mediziner Sheikh Umar Khan an den Folgen seiner Ebola-Erkrankung gestorben. Auch der US-Virologe Kent Brantly an leidet an der lebensbedrohlichen Seuche. Er hatte sich wohl bei der Behandlung von Patienten in Liberia angesteckt. Gegen das Virus gibt es bislang kein Heilmittel und keine Schutzimpfung. Nach den jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation erkrankten in Guinea, Sierra Leone und Liberia bislang rund 1200 Menschen, davon starben mindestens 672. Die Infektion verläuft in 90 Prozent der Fälle tödlich, die Patienten sterben an inneren Blutungen.

Brantlys Zustand ist besorgniserregend, aber noch nicht hoffnungslos. Er befinde sich in der ersten Woche der Infektion, sagte sein Freund, der Mediziner David Macray, der "Bild"-Zeitung. Erst der weitere Krankheitsverlauf werde zeigen, ob sich Brantlys Situation stabilisiere. In den ersten zwei Wochen erweise sich laut Macray, ob die Patienten sich erholen oder nicht. Brantly behandelt seit dem Ausbruch der Seuche vor vier Monaten Ebola-Patienten in Liberia. "Ich bete inbrünstig, dass Gott mir helfen wird, diese Krankheit zu überleben", schrieb der 33-Jährige an einen befreundeten Arzt. Eine Verlegung des Mediziners in eine Spezialklinik wurde wegen bürokratischer Hindernisse erst einmal verschoben. Brantlys Frau und seine zwei Kinder hatten Liberia verlassen, kurz bevor sich der Arzt infizierte. "Sie flogen zu einer Hochzeit und der Geburt eines Neffen", erklärte Brantlys Mutter gegenüber "Bild".

Auch zwei US-Amerikaner, die für eine Hilfsorganisation arbeiten, sind an Ebola erkrankt, dazu Krankenschwestern und medizinische Hilfskräfte. Die Gefährlichkeit des Virus erschwert es, in den betroffenen Regionen geeignetes Personal zu finden. Dazu kommt, dass viele Einheimische den westlichen Medizinern nicht vertrauen und sie teils für die Seuche mitverantwortlich machen. Mit Sheikh Umar Khan ist zudem der leitende Arzt im Kampf gegen die Epidemie in Sierra Leone gestorben. Gesundheitsminister Miatta Kargbo bezeichnete Khan als Nationalhelden und würdigte sein enormes Bemühen, das Leben anderer zu retten. Am Samstag war bereits einer der leitenden Ebola-Mediziner in Liberia gestorben, der Arzt Samuel Brisbane.

Der 39-jährige Sheikh Umar Khan hätte möglicherweise in Hamburg behandelt werden sollen. Die Weltgesundheitsorganisation hatte beim Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf angefragt, ob einer ihrer Mitarbeiter dort betreut werden könne - ohne konkrete Angaben. "Uns liegen keine Anfragen mehr vor, und wir gehen aktuell auch nicht von weiteren aus", sagte gestern der Sprecher der Hamburger Gesundheitsbehörde. Die Behandlung Ebola-infizierter Patienten in Deutschland sei ungefährlich für die Bevölkerung, sagen Experten. Zu hoch seien die Sicherheitsstandards der auf Tropenkrankheiten spezialisierten Institute.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort