Wissenschaftler: Ekel lässt Menschen Krankheitsherde meiden Auch Kakerlaken-Bad hält gesund

London (rpo). Wenn Daniel Küblböck beim Kakerlaken-Bad und bei der Spinnendusche Ekel empfindet, freut es nicht nur so manchen TV-Zuschauer. Er bestätigt vor allem neueste wissenschaftliche Erkenntnisse. Ekel hat sich nämlich entwickelt, damit Menschen potenzielle Krankheitsherde meiden.

Diesen Schluss ziehen britische Forscher aus einer Internetstudie, in der sie die Reaktionen von fast 40 000 freiwilligen Teilnehmern auf verschiedene Bilder testeten: Nahezu alle Probanden empfanden dann Ekel, wenn auf den Bildern Dinge oder Situationen gezeigt waren, die eine mögliche Gesundheitsbedrohung darstellten. Über ihre Untersuchungen berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Proceedings of the Royal Society: Biology Letters" (Online-Vorabveröffentlichung).

Fäkalien, Erbrochenes, Schweiß, Speichel, Eiter, Wunden, Leichen, abgeschnittene Zehennägel, verwesendes Fleisch, Maden, Schleim, Läuse - das Spektrum von Dingen, vor denen sich Menschen ekeln, ist sehr breit. Doch nahezu überall auf der Erde werden ähnliche Dinge als ekelhaft empfunden.

Und auch die körperliche Reaktion ist in praktisch allen Kulturen gleich: Der Blutdruck fällt ab, es entsteht Brechreiz und die Menschen zucken instinktiv zurück. Dieser hohe Grad an Übereinstimmung veranlasste Val Curtis und Kollegen von der Londoner Schule für Hygiene und Tropenmedizin, genauer zu untersuchen, welche Dinge, Personen oder Situationen Ekel hervorrufen.

Sie ließen ihre Probanden auf einer Skala beurteilen, als wie ekelhaft sie bestimmte Darstellungen empfanden. Bei den gezeigten Bildern handelte es sich um Paare, von denen jeweils ein Bild relativ neutrale Situationen, Gegenstände oder Tiere darstellte, während auf dem anderen vergleichbare Objekte mit einem möglichen Infektionsrisiko abgebildet waren.

98 Prozent der Befragten ekelten sich deutlich mehr vor dem Bild mit dem möglichen Gesundheitsrisiko: Grünlich-gelber Schleim beispielsweise wurde als ekliger empfunden als blaue, zähe Flüssigkeit, eine offene, eiternde Wunde mehr verabscheut als eine geschlossene, leicht rötlich verfärbte Verbrennung und Maden wurden eher gemieden als Raupen. Frauen ekelten sich stärker als Männer, wobei die Ekelgefühle bei beiden Geschlechtern mit dem Alter nachließen.

Diese Ergebnisse zeigen nach Ansicht der Forscher eindeutig, dass sich Ekel im Lauf der Evolution entwickelt hat, um das Infektionsrisiko zu vermindern. Das sei bei Frauen sehr viel wichtiger als bei Männern, da Frauen zusätzlich die Verantwortung für die Gesundheit des Nachwuchses tragen. Auch müssten ältere Menschen, die sich ja nicht mehr fortpflanzen könnten, nicht mehr so stark geschützt werden wie jüngere.

Auch dass beispielsweise Körperflüssigkeiten von Fremden mehr Abscheu hervorrufen als die naher Verwandter, kann mit dieser Theorie erklärt werden: Fremde Menschen tragen möglicherweise fremde Krankheitserreger, gegen die sich der Körper weniger gut verteidigen kann als gegen die aus dem gewohnten engen Umfeld.

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