Die asiatische Geflügelpest breitet sich weiter aus Angst vor einem "Supervirus"

Düsseldorf (rpo). Die Vogelgrippe ist eine Krankheit, die erstmals vor 100 Jahren in Italien entdeckt und medizinisch beschrieben wurde. Mehrere Epidemien wüteten im vergangenen Jahrhundert, Millionen Tiere mussten getötet werden oder starben an der Erkrankung. Der neue Influenzavirus, der Geflügelpesterreger H5N1, breitet sich zurzeit weiträumig aus und könnte zu einer weltweiten Gefahr auch für den Menschen werden.

Die Tiermedizin geht davon aus, dass potentiell alle Vogelarten mit dem Vogelgrippevirus infiziert werden können. Wie bei allen Erkrankungen gibt es leichte Krankheitsverläufe und andere, die zum Tode führen können. Der Typ der Highly Pathogenic Avian Influenza (HPAI), die hierzulande unter dem Namen Geflügelpest bekannt ist, ist gekennzeichnet durch einen plötzlichen Krankheitsausbruch, heftigen Symptomen und einem raschen Tod bei einer Sterblichkeitsrate der infizierten Tiere von 100 Prozent. Da es mehr als ein Dutzend Unterarten des Virus gibt, ist die Möglichkeit, durch Kreuzung neue Varianten und Mutationen hervorzubringen, sehr hoch.

Das Heimtückische an diesen Viren ist, dass selbst anfänglich harmlose Varianten mit einer niedrigen Sterberate binnen Monaten durch Veränderung eine Sterberate von 90 Prozent erreichen können. Eine Epidemie, die zwischen 1983 und 1984 die Vogelwelt in den USA heimsuchte, entwickelte sich zunächst harmlos, mutierte dann aber und raffte letztlich 9 von 10 befallenen Vögeln dahin — rund 17 Million Tiere starben damals oder mussten getötet werden. Eine ähnliche Epidemie, die zwischen 1999 und 2001 die italienische Vogelwelt bedrohte, kostete rund 13 Millionen Tieren das Leben.

Die Vogelgrippe bedroht den Menschen

Normalerweise werden neben Vögeln nur Schweine von diesem Influenzavirus befallen. 1997 traten in Hong Kong erstmals Fälle auf, bei denen Menschen diesen Krankheitstypus zeigten. 18 Menschen wurden infiziert, sechs davon starben. Die Gesundheitsbehörden zeigten sich weltweit alarmiert, da dies der erste Fall war, bei dem ein Vogelgrippevirus mit hoher Sterberate auf den Menschen übertragen worden war. In der Folgezeit kam es sowohl in Südostasien als auch in Europa immer wieder zu Erkrankungen von Menschen, von denen einige starben.

Die größte Sorge bereitet Wissenschaftlern die Tatsache, dass durch Kontakt menschlicher Grippeviren mit Vogelgrippeviren Mutationen entstehen können, die mit der hohen Sterblichkeitsrate des Tiervirus rasch von Mensch zu Mensch übertragen werden und damit eine Pandemie auslösen könnten. Pandemien sind Epidemien, die global — und nicht regional oder lokal beschränkt — Millionen von Todesopfern fordern. Die jüngsten Pandemien, die die Menschheit heimsuchten, forderten zwischen 1918 und 1919 weltweit 40 — 50 Millionen Todesopfer, die letzte Pandemie fand zwischen 1968 und 1969 statt.

Der Ausbruch der nächsten Pandemie, so schätzt die WHO — die Weltgesundheitsorganisation -, ist nur noch eine Frage der Zeit. Modellrechnungen gehen davon aus, dass 57 bis 132 Millionen Menschen infiziert werden könnten, ein bis zwei Millionen stationär behandelt werden müssten und vermutlich zwischen 300.000 und 600.000 Tote zu beklagen sein werden. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Pandemie erhöht sich durch die Tatsache, dass neben dem Ausbruch der Geflügelpest in Südostasien, die mittlerweile sogar in Pakistan und Saudi-Arabien angekommen zu sein scheint, sich zeitgleich ein menschlicher Grippevirus von Europa und den USA aus Richtung Asien ausbreitet. Träfen diese beiden Erreger unmittelbar aufeinander, entstünde ein Virus, gegen das die Menschheit derzeit keinen Schutz hat.

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