Mit dem Frühling kommt der Heuschnupfen Allergologen haben Hochsaison

Düsseldorf (rpo). Mit den ersten Sonnenstrahlen und Knospen kommt bei 16 Millionen Deutschen statt der Freude auf den Frühling die Angst vor dem alljährlichen Heuschnupfen.

Seit gut zehn Tagen sind die Praxen von Hals-Nasen Ohren-Ärzten und Allergologen überfüllt, in Apotheken bundesweit ist die Nachfrage nach lindernden Sprays, Augentropfen und Tabletten riesengroß. "Das sehr frühe Frühlingswetter hat die meisten Allergiker auch in diesem Jahr wieder kalt erwischt", sagt Apotheker David Kim-Aun von der Düsseldorfer Licht-Apotheke.

In der HNO-Praxis von Manfred Bartsch in Düsseldorf sind die Termine für Wochen im Voraus ausgebucht. Wartezeiten von bis zu drei Stunden sind bei dem Allergologen keine Seltenheit. In anderen Praxen sieht es nicht viel anders aus. "Es ist erstaunlich, erst mit dem Aufbrechen der ersten Blüten kommt den Patienten der Gedanke zu einem Allergietest", wundert sich eine homöopathische Ärztin in Mönchengladbach.

In der niederrheinischen Stadt hat auch der Allergiker- und Asthmatikerbund seine Deutschland-Zentrale. "Die Probleme beginnen von Jahr zu Jahr früher. Die Pollen von Weidenkätzchen, Haselnuss und Birke kann man vor allem in Ballungsgebieten der Städte kaum umgehen", sagt eine Mitarbeiterin der Organisation. Mit Broschüren und Informationsständen versucht der Allergikerbund die bundesweit geschätzten 16 Millionen betroffenen Menschen zu erreichen und zur Vorsorge zu bewegen. Wenn aber erst einmal die Augen tränen und die Nasen laufen, dann helfen akut nur Antiallergika. Und die sind derzeit "der Renner" in den Apotheken.

Apotheken sind ganz auf Heuschnupfen eingestellt

Unter dem Motto "Pollenflug - bin stark genug" werben bundesweit zahlreiche Apotheken für Medikamente gegen Heuschnupfen. "Gut beraten. Raus ins Grüne. Danke Apotheke", heißt es auf Plakaten in den Schaufenstern. Gleichzeitig wird Reklame für zahlreiche Tabletten, Sprays und Tropfen gemacht. "Das ist ja ein Riesenangebot. Wer weiß denn da noch, was er nehmen soll und was wirklich hilft", meint Claudia Speckler aus Essen. Die 22-Jährige, die seit ihrem 10. Lebensjahr an der Pollenallergie leidet, hat nach eigenen Worten schon alles versucht. "Wenn ich Stress habe, dann komm ich nie am Heuschnupfen vorbei", sagt die Studentin der Sozialarbeit.

Markus Pluschke aus Wuppertal ist auch "ein alter Hase" in Sachen Pollen. "Ich vermeide Parks und mache zuhause erst nach 19.00 Uhr die Fenster auf. Dann fliegen die wenigsten Pollen", erklärt der Bankkaufmann. Dennoch schwört der 35-Jährige seit Jahren auch auf winzig kleine Pillen. Wenn er einen längeren Aufenthalt in der Natur nicht vermeiden kann, dann nimmt er vorsorglich ein bis zwei Tabletten. "Dann juckt mich der Heuschnupfen nicht", schmunzelt Pluschke, der sich schon seit Frühjahrsanfang auf den Herbst freut, der beschwerdefreie Monate für ihn bringt.

Insgesamt gibt es hier zu Lande rund 100 Pflanzen, die eine Pollen-Allergie auslösen können, berichtet der Allergie- und Asthmabund. Heuschnupfen heißt übrigens in Fachsprache Pollinosis und wird durch Blütenstaub von Bäumen, Sträuchern, Blumen, Gräsern, Getreide und Kräutern ausgelöst. Sobald diese Pollen mit den Schleimhäuten in der Nase oder am Auge in Berührung kommen, kommt es bei entsprechend sensibilisierten Menschen zu den Reaktionen des Körpers. Die können vielschichtig sein: Niesattacken, Fließschnupfen, verstopfte Nase, Husten, Atemnot, Asthma bronchiale, Magen-Darm-Störungen, Hautekzeme, Migräne, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis hin zu Depressionen.

Was die Leiden mindern kann

Beste und sicherste Therapie gegen Heuschnupfen ist die Allergenkarenz, also das Meiden der Beschwerde verursachenden Pollen. Das ist jedoch eine ausgesprochen schwierige Methode, da die Pollen über 300 Kilometer weit durch die Luft fliegen können. Pollenfilter im Auto, geschlossene Schlafzimmerfenster und ein Haarewaschen allabendlich vor dem Zubettgehen sind für die meisten Heuschnupfenpatienten inzwischen selbstverständlich, wenn es darum geht, ihr Leiden in Grenzen zu halten. Weiter raten die Experten zum täglichen Blick in die Zeitung wegen der aktuellen Pollenflugvorhersage. In Apotheken oder bei Ärzten sind zudem Pollenflug-Kalender erhältlich.

Nach Angaben des Apothekerverbandes Nordrhein in Düsseldorf muss etwa jeder dritte Heuschnupfenpatient zusätzlich mit einer Nahrungsmittelallergie rechnen. Diese so genannten Kreuzallergien würden immer noch oft außer Acht gelassen. Menschen, die gegen Haselnuss, Birke oder Erle allergisch seien, sollten auf Hasel-, Para- und Walnüsse sowie auf Mandeln verzichten. Auch Äpfel, Birnen, Kirschen Sellerie, Kiwis, Karotten sollten dann nicht auf dem Speiseplan stehen.

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