Am 11. Juli ist Weltbevölkerungstag Afrika wächst rasant, Europa schrumpft

New York · Zum Ende des Jahrhunderts wird es viermal so viele Afrikaner wie derzeit geben. Und deutlich weniger Europäer. Heute hungern ebenso viele Menschen, wie es Übergewichtige gibt. Die UN haben Ratschläge - zumindest für die weniger werdenden Europäer.

 Chef des UN-Bevölkerungsfonds Babatunde Osotimehin

Chef des UN-Bevölkerungsfonds Babatunde Osotimehin

Foto: dpa, Un Photo, Mark Garten

Die Menschheit wächst - aber höchst unterschiedlich. Während Europa schrumpft und bis zur Jahrhundertende 14 Prozent seiner Einwohner verliert, sollen in Afrika vier Mal so viele Menschen wie jetzt leben, hieß es von den Vereinten Nationen zum Weltbevölkerungstag. Nigeria könnte China überholen und mehr als eine Milliarde Einwohner haben - jetzt ist es nicht einmal ein Sechstel. Diese Entwicklung bringt große soziale Probleme mit sich, im armen Süden ebenso wie im reichen Norden.

2100: 3,8 Milliarden Menschen in Afrika

Südlich der Sahara, in einer der ärmsten Regionen der Welt, würden 2100 voraussichtlich 3,8 Milliarden Menschen leben, schätzt die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung in Hannover. Derzeit wird die Zahl der Menschen dort mit 900 Millionen angegeben. "In Entwicklungsländern hat nach wie vor jede vierte Frau, die gern verhüten möchten, keine Möglichkeit dazu - das sind mehr als 220 Millionen Frauen", sagte Geschäftsführerin Renate Bähr. 44 Prozent der Weltbevölkerung sind nach Angaben der Stiftung unter 25 Jahre alt. Das sei die größte Jugendgeneration aller Zeiten.

Auf der Erde hungern laut UN 1,4 Milliarden Menschen - und ebenso viele haben Übergewicht. Mehr als jeder dritte der Übergewichtigen müsse sogar als fettleibig gelten. Das Übergewicht sei für zahlreiche Krankheiten verantwortlich, etwa Diabetes, Bluthochdruck und Herzkrankheiten. Zugleich müssten 1,4 Milliarden Menschen von nicht einmal einem Euro am Tag leben.

Politik für mehr Familienfreundlichkeit

Im Gegensatz zu vielen Ländern in der Dritten Welt schrumpft Deutschland. Aber: "Demografie ist kein Schicksal. Fast alle entwickelten Länder kämpfen mit einem Bevölkerungsrückgang", sagte der Chef des UN-Bevölkerungsfonds, Babatunde Osotimehin, in einem dpa-Interview. "Aber man kann darauf reagieren. Und einige Länder machen das sehr gut, etwa Dänemark, Frankreich und Schweden."

Der entscheidende Punkt sei die Gesellschaft, sagte der Nigerianer. "Kann sie Frauen zum Kinderkriegen ermutigen, ihr aber trotzdem die gleichen Karrierechancen einräumen wie den Männern?" Auch Männer müssten ohne Karriereknick mehr Verantwortung für Kinder zeigen können. "Das kann nicht die Politik, das kann nur die Gesellschaft. Aber die Politik kann steuern."

(dpa)
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