Nach Fund in Köln So gefährlich ist das Bio-Gift Rizin

Düsseldorf/Köln · In Köln wurde eine große Menge des Giftes Rizin gefunden. Worum es sich dabei genau handelt, erfahren Sie hier.

Das Rizin wird aus den Samen des Wunderbaumes gewonnen.

Das Rizin wird aus den Samen des Wunderbaumes gewonnen.

Foto: Shutterstock/jeep2499

Wo kommt Rizin vor?

Das Mittel wird aus dem bohnenförmigen Samen des Wunderbaums (Ricinus Communis) gewonnen. Der Baum kommt in Nordost-Afrika, dem Nahen Osten und inzwischen auch in tropischen Regionen vor.

Was passiert bei einer Rizinvergiftung?

Rizin (oder Ricin) ist ein extrem giftiges Protein, das aus den Samen des Wunderbaums gewonnen wird. Rizin-Vergiftungen sind dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge extrem selten in Deutschland. Sie entstehen, wenn die Samen der Pflanze gegessen werden. Rund vier bis acht Stunden nach dem Verzehr kommt es zu starker Schleimhautreizung, Organschäden, Fieber, Übelkeit bis hin zu blutigem Erbrechen sowie Herzrhythmusstörungen und Kreislaufkollaps. Die Aufnahme von Rizin kann laut Robert-Koch-Institut bereits in niedrigsten Konzentrationen tödlich wirken. Deshalb wird das Gift auch unter „biologische Waffe“ geführt.

Laut Bundesanwaltschaft handelt es sich bei dem in einer Kölner Hochauswohnung gefundenen Gift um Rizin.

Kann man die Pflanze im Gartencenter kaufen?

Ja. Und genau das ist das Problem: „Die allgemeine Verfügbarkeit der Pflanze Ricinus Communis, die das Toxin produziert, macht Rizin (...) zu einem potenziellen biologischen Kampfstoff.“ Handel und Umgang mit der Reinsubstanz seien nach dem Chemiewaffen-Übereinkommen von 1997 beschränkt. Ausgenommen seien „forschungsbezogene, medizinische und pharmazeutische Arbeiten mit entsprechender Genehmigung.“

Sollte das Gift vorsätzlich gespritzt werden, kann der Tod laut RKI binnen 36 bis 48 Stunden eintreten. Es habe in der Vergangenheit einige Versuche gegeben, prominenten Personen mit dem Versand von Rizin-haltigem Pulver zu schaden. Auf diesem Wege seien bisher keine Schädigungen von Menschen bekannt geworden. Sollte das Gift über Nahrungsmittel oder Wasser aufgenommen werden, könne es ohne medizinische Behandlung tödlich ausgehen.

Denkbar wäre laut RKI auch eine „Ausbringung von Rizin als Aerosol“, was bei einem Einatmen auch größere Gruppen schädigen könne. Auch eine Vergiftung durch Inhalation sei lebensbedrohlich. Laut „aerzteblatt.de“ wurde Rizin im Kalten Krieg von östlichen Geheimdiensten eingesetzt.

Gibt es ein Gegenmittel?

Nein, diese sind noch in der Entwicklung. Das macht das Gift so gefährlich. Was helfen kann, ist eine frühe Magenspülung und das Schlucken von Aktivkohle. Meist glimpflich verläuft es aber, wenn man den intakten bohnenförmigen Samen schluckt, weil dann meist nur wenig Gift freigesetzt wird. Weitaus höher ist die Gefahr, wenn das Gift pur aufgenommen wird.

Ist Rizinusöl auch giftig?

Nein. Das lebensgefährliche Rizin ist nicht in Öl löslich und wird bei der Produktion mit den wässrigen Bestandteilen abgeschieden.

(dpa/ham)
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