Uhren werden umgestellt Studie belegt negative Effekte der Sommerzeit

Berlin · Die Sommerzeit ist schlechter für den Menschen als bisher vermutet. Zu diesem Ergebnis kommt eine noch unveröffentlichte Studie für den Bundestag, die unserer Redaktion vorliegt.

 Für die Winterzeit wird die Uhr eine Stunde zurückgestellt. In dieser Nacht können wir also eine Stunde länger schlafen.

Für die Winterzeit wird die Uhr eine Stunde zurückgestellt. In dieser Nacht können wir also eine Stunde länger schlafen.

Foto: shutterstock/ phoelix

"Mittlerweile gibt es vermehrte wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür, dass sich die Anpassung der biologischen Rhythmen des Menschen insbesondere an die Zeitumstellung im Frühjahr nicht so einfach vollzieht, wie noch vor wenigen Jahren angenommen worden war", heißt es in dem 200 Seiten starken "Bilanz-der-Sommerzeit"-Gutachten des Büros für Technikfolgenabschätzung für den Forschungsausschuss des Parlamentes. Nach neuen Erkenntnissen gelinge selbst binnen vier Wochen nach der Umstellung der Anpassungsprozess "nur unvollständig beziehungsweise gar nicht".

Auch die Wirkung des Stresshormones Cortisol folge nicht der veränderten Uhrzeit, sondern dem Sonnenaufgang, heißt es darin weiter. Nach 27.000 Messungen über 13 Jahre hinweg sei klar geworden, dass der Höhepunkt der Cortisol-Ausschüttung in den Sommerzeitmonaten um eine Stunde verschoben sei. Der Körper wird also von der Natur zum selben Stand der Sonne fit gemacht, auch wenn er eine Stunde eher geweckt wird.

Für die ursprünglich mit der Einführung der Sommerzeit verbundene Aussicht auf Energieeinspareffekte fand die neue Studie ebenfalls kaum Belege. Die Einsparung liege bei weniger als 0,03 Prozent des Endenergieverbrauchs eines Landes. Als "sehr gering" bezeichnet die Studie auch die Effekte bei der Raumwärme, die zwischen plus 0,2 Prozent und minus 0,2 Prozent lägen. Die Auswirkungen auf die Klimatisierung seien von Region zu Region sehr unterschiedlich und betrügen zwischen minus 0,2 und plus neun Prozent. Der Rückgang der für Beleuchtung nötigen Energie liege bei 0,21 Prozent.

Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Arbeitnehmergruppe im Bundestag, Uwe Schummer, forderte die zuständige EU-Kommission zum Umdenken auf: "Eine Entscheidung, deren Nutzen kaum messbar ist und die sich negativ auf das Leben der Menschen auswirkt, sollte korrigiert werden", sagte der CDU-Politiker unserer Redaktion.

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Herbert Reul, der Chef der deutschen EVP-Abgeordneten, kündigte für nächsten Donnerstag eine Debatte über "Sinn oder Unsinn der Zeitumstellung" im Straßburger Parlament an. Dann müsse die Kommission öffentlich Stellung beziehen. Die EVP werde sich danach weitere Schritte vorbehalten. Reul verwies darauf, dass viele Bürger Probleme mit der Zeitumstellung hätten und 75 Prozent sie wieder abschaffen wollten. Das allein müsse schon reichen, den Normalzustand wiederherzustellen. Hinzu kämen Studien, die auf ein erhöhtes Herzinfarktrisiko, Leistungsabfall, mehr Verkehrsunfällen und Probleme in der Landwirtschaft hindeuteten. Auf der anderen Seite sei "wieder und wieder bewiesen worden, dass das ursprüngliche Ziel, Energie einzusparen, verfehlt wurde", betonte Reul.

(mayn)
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