Sauger sind bis Oktober aktiv Zecken-Zeit — gefährliche Krankheiten drohen

Düsseldorf/Berlin (RPO). Sobald es warm wird, werden sie aktiv und sie bleiben es bis in den Herbst hinein: Zecken sitzen als kleine Blutsauger auf Gräsern und in Büschen und können gefährliche Krankheiten verbreiten.

Welche Krankheiten Zecken übertragen
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Foto: dpa, Patrick Pleul

Zecken, die Blut saugen möchten, sitzen normalerweise regungslos an der Spitze von Gräsern oder anderen Pflanzen, etwa in ein bis 1,5 Meter Höhe. Durch bestimmte Signale wie der Buttersäure im Schweiß erkennen sie, dass ein Wirtstier oder ein Mensch in der Nähe ist und werden aktiv. Bereits ein für Sekundenbruchteile bestehender Kontakt reicht der Zecke aus, um auf den Wirt zu gelangen. Weltweit sind rund 800 Zeckenarten bekannt. In Deutschland sind fünf Zeckenarten heimisch.

40 Prozent der heimischen Zecken in Deutschland sind mit Borrelien-Bakterien befallen, die schwere Erkrankungen hervorrufen können. Rund 100.000 Ansteckungen werden im Schnitt in unserem Land jedes Jahr registriert. Die meisten der Infektionen gehen dabei auf das Konto des geimeinen Holzbocks, die Schildzecke, die in Deutschland am häufigsten vorkommt.

Zecken fallen nicht von den Bäumen

Entgegen der landläufigen Meinung, dass sich Zecken von Bäumen auf ihre Opfer herunterfallen lassen, kommt die Gefahr eher von unten: Sie krabbeln vom Boden oder aus maximal anderthalb Meter Höhe von Gräsern und Büschen in Hosenbeine und dann am Menschen hinauf und saugen sich irgendwo fest. Am wohlsten fühlen sich die Krabbeltiere an warmen, feuchten, gut durchbluteten oder dünnen Hautpartien.

Auf der Kopfhaut, hinter den Ohren, am Hals, in Arm- und Kniebeugen, Händen und Füßen finden sie optimale Bedingungen. Bei der Suche nach dem geeigneten Ort geht die Zecke recht wählerisch vor. Es kann mehrere Stunden dauern, bis sie eine Stelle gefunden hat, an der sie sich dann schließlich mit ihrem Mundorgan festsaugt und sich mit den Stacheln, die sich am Saugorgan befinden, in der Haut verankert. Eine gute Gelegenheit für den Menschen, die Zecke vorher zu entfernen.

Welche Krankheiten Zecken übertragen

Gelingt das nicht, wird sich die Zecke dort zwei bis zwölf Tage voll saugen und auf ein mehrfaches ihres ursprünglichen Gewichts anwachsen. Aus dem rund vier Millimeter großen Tier wird in der Zeit ein ballonartiges, erbsengroßes Wesen. Es kann voll gesaugt bis zu 200 Mal mehr wiegen als im hungrigen Zustand. Mit nur einer Blutmahlzeit kann die Zecke mehrere Jahre überleben.

Wegen der betäubenden Wirkung des Zecken-Speichels ist der Stich schmerzlos, doch ist er keinesfalls gefahrenlos: Zecken können eine Vielzahl an Krankheiten übertragen: sie übertragen Viren (Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren), Bakterien (Borreliose und Ehrlichiose-Erreger und Einzeller (zum Beispiel Erreger der Babesiosen). Darauf weist der Bundesverband Borreliose und FSME hin. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes infizieren sich in Deutschland jährlich 60.000 bis 80.000 Menschen mit den Erregern der Borreliose. Zwischen 250 und 500 Menschen erkranken pro Jahr infolge eines Zeckenbisses an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Impfunge gegen gefährlichen FSME

Obwohl FSME deutlich seltener vorkommt als Borreliose, ist diese Erkrankung bekannter. Sie führt bei Patienten zu einer Hirnhaut- oder Gehirn-Entzündung und kann tödlich enden. Zwar gibt es noch weitere Krankheiten, die von Zecken übertragen werden können, aber nur gegen FSME gibt es eine Impfung. Diese muss dreimal erfolgen, um eine Grundimmunisierung zu haben.

Sie schützt dann drei Jahre lang. Dann wird eine Auffrischungsimpfung erforderlich. Bei rund 30 Prozent der FSME-Infizierten kommt es zu einer Erkrankung, die meist in zwei Phasen verläuft und mit Fieber und grippeähnlichen Symptomen einhergeht. Lediglich bei zehn Prozent der Betroffenen geht die Krankheit in Phase zwei. Kommt es dazu, befällt der Virus das zentrale Nervensystem.

Risikogebiete für FSME

Hauptrisiko-Gebiete sind Süddeutschland, Bayern und Baden-Württemberg sowie Teile von Thüringen und Hessen. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist jedoch auch in den Risikogebieten ist nur ein sehr geringer Teil der Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. FSME-Erkrankungen treten allerdings vereinzelt in fast allen Bundesländern auf.

Da Nordrhein-Westfalen nicht zu den Risikogebieten zählt, wird eine Schutzimpfung gegen diesen Virus hier von der Ständigen Impfkommission nicht empfohlen. Lediglich Menschen, die beruflich gefährdet sind, sich mit der Krankheit zu infizieren — wie zum Beispiel Laborpersonal oder Forstarbeitern empfiehlt die Kommission den Impfschutz auch außerhalb der Risikogebiete.

Jeder zehnte Zeckenbiss überträgt Borreliose

Die in Europa am häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung ist nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts in Berlin die Lyme-Borreliose, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi hervorgerufen wird. Das Erregerbakterium gehört zur gleichen Bakterienfamilie wie der Erreger der Syphilis, Borrelien sind allerdings sexuell nicht übertragbar. Im von der Zecke gestochenen menschlichen Organismus sondert der Erreger Toxine ab, die zum Krankheitsbild führen. Während die vor allem in Süddeutschland verbreitete FSME weithin bekannt ist, unterschätzen viele Menschen die Gefahren durch eine Borreliose, die man sich überall in Deutschland zuziehen kann.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung schätzt die Zahl der mit Borrelien infizierten Zecken auf fünf bis 35 Prozent. Im Schnitt führt jeder zehnte Zeckenstich zur Infektion. Allerdings wird das Bakterium nicht wie beim FSME-Erreger mit dem Stich sofort übertragen. Der Borreliose-Erreger befindet sich nämlich im Mitteldarm der Zecke. und gelangt erst ungefähr nach 24 Stunden mit den Ausscheidungen der Zecke in den menschlichen Organismus. Wer die Zecke also rechtzeitig findet, kann der Infektion entgehen. Gelangt das Bakterium in den menschlichen Organismus kann es dennoch sein, dass der Infizierte nicht krank wird.

Symptome der Borreliose

Das Krankheitsbild der Lyme-Borreliose hat viele Gesichter. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit kann Tage bis Wochen und - für bestimmte Erkrankungen wie zum Beispiel die Lyme-Arthritis - sogar Jahre betragen. Die Diagnose dieser Erkrankung wird dadurch erschwert, dass die Symptome unspezifisch sind, häufig auch bei anderen Krankheiten auftreten oder trotz einer Ansteckung mit dem Bakterium beim Erkrankten nicht auftreten.

Tage, manchmal aber auch erst Wochen nach dem Zeckenstich kann ein rötlicher Fleck auf der Haut das äußere Zeichen eines Zeckenbisses sein. Der Fleck kann wandern (Wanderröte) und begleitet sein von Bindehautentzündung, geschwollenen Lymphknoten oder Muskel- und Gelenkschmerzen. In der ersten Phase der Erkrankung fallen zudem grippeähnliche Symptome und Mattigkeit als Symptome ins Auge. In der zweiten Phase können Herzbeutel-, Hirn- oder Nervenentzündungen sowie Lähmungen auftreten. In allen Phasen kann eine Borreliose mit bestimmten Antibiotika behandelt werden. Am erfolgreichsten ist allerdings eine möglichst frühe Therapie.

Im Winter erfrieren Zecken nicht

Laut dem Robert-Koch-Institut in Berlin hat Zahl der Borreliose- Neuerkrankungen in Deutschland zugenommen. Dort wird als mögliche Ursache unter anderem die Vergrößerung der Zeckenpopulation durch veränderte klimatische Einflüsse angenommen. Während der kalten Jahreszeit leben die zu den Spinnentieren gehörenden Zecken verborgen in der Erde oder der Laubstreuschicht des Bodens. Zu neuem Leben erwachen sie, wenn die Temperaturen über acht Grad klettern. Die warme Jahreszeit nutzen die kleinen Blutsauger dazu, zu wachsen und sich zu vermehren und dazu brauchen sie Blut. Ab Oktober lässt die Aktivität der Tiere dann wieder nach.

Die Gefahr, von Zecken gestochen zu werden, besteht nicht nur im Wald und in Wiese. Wie eine Studie unter Beteiligung des Robert-Koch-Institutes Berlin zeigte, stellt auch der Aufenthalt in Gärten ein häufig unterschätztes Risiko dar. Denn der gemeine Holzbock kommt auch im heimischen Garten oder öffentlichen Grünanlagen vor. Besonders Gärten in Waldrandnähe sind häufig von Zecken befallen. Wie der Mensch sind zudem auch Haustiere wie Hunde und Katzen zeckengefährdet. Das Robert-Koch-Institut weist darauf hin, dass ein Befall von Haustieren auch eine Gefahr für den Menschen sein kann, wenn die Zecke nämlich einfach den Wirt wechselt.

Test: Sind Zecken im Garten?

Wer wissen möchte, ob sein Garten von Zecken bevölkert ist, kann den Handtuch-Test machen. Dieser macht sich die Verhaltensweise der Spinnentiere zunutze, mit ausgestreckten Klauen auf potentielle Wirtstiere zu lauern. Ein großes weißes Tuch oder Handtuch wird dabei wie eine Fahne an einem Stock befestigt. Das gesamte Tuch wird nun über die Vegetation gezogen. Zecken kommen an Pflanzen bis in einer Höhe von maximal 1,50 Meter vor. Die in Lauerstellung an den Gewächsspitzen sitzenden Tiere verfangen sich mit ihren Krallen in dem Stoff. Da er weiß ist, erkennt man die Zecken in ihren unterschiedlichen Entwicklungsstadien — die Larven sind winzig — relativ gut und kann sie mit Hilfe einer Pinzette vom Tuch absammeln.

Haben Sie bei Ihrer Untersuchung Zecken im Garten entdeckt, sollten Sie es den Parasiten so ungemütlich wie möglich machen. Zecken bevorzugen schattige Stellen und brauchen zum Überleben feuchten Boden, wohin sie sich regelmäßig zurückziehen. Sorgen Sie also durch Gehölzschnitt für mehr trocknenden Sonneneinfall. Beseitigen Sie Laub, Mull und Moos. Sehr wichtig ist es auch, den Rasen durch regelmäßiges Mähen möglichst kurz zu halten. Sprengen Sie den Grasteppich zudem so wenig wie möglich.

So entfernt man Zecken sicher

Sollte man eine Zecke an sich finden, so lässt sich diese am besten mit einer spitzen Pinzette, einer Zeckenzange oder Zeckenkarte entfernen, die in Drogeriemärkten und Apotheken zu bekommen sind. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, beim Entfernen darauf zu achten, das kleine Tier möglichst nah an der Haut zu fassen. Dann sollte man die Karte oder Zange leicht bewegen, um die Widerhaken des Tieres an der Einstichstelle zu lockern und danach die Zecke vorsichtig mit leichter Drehbewegung herausziehen.

Wer keine Hilfsmittel zur Hand hat, sollte die Zecke vorsichtig mit den Fingernägeln packen. Hier besteht die Gefahr, den Blutsauger zu zerquetschen. Dann senkrecht das Tier herausziehen und die Stichstelle anschließend desinfizieren. Finger weg von Klebstoff, Nagellack oder Öl! Diese alten Tipps führen dazu, dass die Zecke erstickt und im Todeskampf Viren und Bakterien ins Blut abgibt. Nach dem Entfernen der Zecke rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die Einstichstelle durch einen Arzt untersuchen zu lassen.

Die sicherste Maßnahme, um sich vor den kleinen Blutsaugern zu schützen ist die, sich nach jedem Aufenthalt im Freien nach den Spinnentieren abzusuchen. Zuverlässig abwehren können weder Zeckenschutzmittel, noch lange Kleidung die Zecken, doch sie helfen entscheidend dabei.

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