Wenn aus dem Traum in Weiß ein Alptraum wird Das kann beim Zahnbleaching schief laufen

Euskirchen · Weiße Zähne wirken gepflegt und punkten beim Gegenüber. Wem sein Gebiss nicht strahlend genug ist, der hilft mit Bleaching nach. Das kann der Zahnarzt machen, aber es gibt auch Aufheller für den Heimgebrauch. Doch Vorsicht: Es kann zur Sucht werden.

Zahnbleaching: Das sollten Sie wissen
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Foto: Subbotina Anna / Shutterstock.com

Im Laufe des Lebens hinterlassen Kaffee, Rotwein, Tee und Tabak Stoffe auf den Zähnen, die unser Gebiss mit der Zeit in anderem Licht erscheinen lassen. Tannin oder Koffein dringen in den Zahnschmelz ein und lagern sich dort ab. Nicht nur Nahrung und Getränke nehmen Einfluss auf die Färbung unserer Beißerchen: Schon vor der Geburt oder während der Zahnbildung können Medikamente wie Tetracyclin oder die übermäßige Aufnahme von Fluorid in die Tiefe des Zahnbeins eindringen und dieses verfärben. Daneben spielt die genetische Veranlagung eine Rolle und ebenso ihr Alter. Im Laufe der Jahre wird die individuelle Zahnfarbe dunkler, denn der Zahnschmelz nutzt sich ab und lässt das gelbliche Zahnbein stärker durchschimmern.

Auf die Zähne kommt, was auch Haare aufhellt

Missfällt das, was die Natur in die Wiege gelegt hat, hilft mancher mit chemischen Keulen nach, mit denen Frisöre auch fahles Haar in barbieblond wandeln: Karbamidperoxid nennt sich zum Beispiel eine der bekannten Substanzen, die auch im Mund für eine Aufhellung sorgen. Dieses setzt Sauerstoff frei und entfärbt abgelagerte Farbmoleküle im Zahnschmelz. Durch die chemische Reaktion verlieren die Pigmente ihre Farbwirkung. Meist hält diese Form der Aufhellung nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ) drei bis fünf Jahre.

Wer sein strahlendes Lächeln also dauerhaft haben möchte, der kommt nicht umhin, die Behandlung in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Wolfgang-M. Boer, Sprecher DGÄZ kennt das: "Menschen, die einmal gebleicht haben, neigen dazu ihre Zähne immer weißer haben zu wollen", sagt der Zahnexperte. "Sie werden quasi süchtig." Aus diesem Grund bestimmt der Arzt vor einer solchen Behandlung die natürliche Färbung der Zähne und legt auf einer Skala fest, welches Ergebnis maximal erreicht werden soll. Ein seriös arbeitender Arzt wird dann nicht über die zuvor festgelegte Färbung hinausgehen, so Boer.

"Bei den Bleaching-Methoden unterscheiden wir drei verschiedene Ansätze", erklärt Wolfgang-M. Boer. Neben den frei verkäuflichen Bleaching-Artikeln aus dem Drogeriemarkt gibt es Bleaching-Systeme vom Zahnarzt, die zu Hause angewendet werden können sowie das Bleaching mit hoch konzentrierten Gelen in der Zahnarztpraxis.

Wenn aus dem Traum ein Alptraum wird

Dabei rät er in jedem Fall zuvor das Aufhellen der Zähne mit dem Zahnarzt zu besprechen. "Der wird vor einem Bleaching das Gebiss zunächst untersuchen. Wer darauf verzichtet, riskiert ein böses Erwachen. Gibt es Karies-Schäden, feinste Risse oder Undichtigkeiten an Kronen, kann die Bleaching-Substanz ins Zahnbein eindringen und den Nerv reizen", erklärt Boer. Im schlimmsten Fall stirbt dieser dann ab. Problematisch ist das besonders in den Fällen, in denen Patienten selbst zum Bleichmittel greifen.

Zudem ist vor der weißenden Behandlung ein Blick auf das Zahnfleisch notwendig. Bei Verletzungen oder Entzündungen ist es ratsam zu warten. Denn die chemischen Bleichsubstanzen können als eine der geringen Nebenwirkungen zu Irritationen am Zahnfleisch und den Schleimhäuten führen. Insgesamt aber, seien die professionellen Verfahren unproblematisch und schon lange erprobt, sagt der Pressesprecher der DGÄZ.

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Foto: dapd, dapd

Viele Angebote wie Strips, die auf die Zähne aufgeklebt werden oder Gelschienen sind allerdings deutlich geringer dosiert als die Substanzen beim Zahnarzt. Sie erzielen deshalb häufig unbefriedigende Ergebnisse. Auch nach Einschätzung der Stiftung Warentest sind sie nicht sehr effektiv. Außerdem lassen vorgefertigte Schienen wegen ihrer ungenauen Passform einige Wünsche offen. Besser umschließt die Zahnreihe eine individuell vom Arzt angepasste Schiene für das Home-Bleaching.

"Vorsicht sollte man auch bei aufhellenden Zahncremes walten lassen", sagt der Zahnarzt. "Sie enthalten zum Teil extrem viele Schmirgelstoffe und führen bei regelmäßiger Anwendung zum Abschmirgeln des Zahnschmelzes." Abzuraten ist zudem von hochdosierten Bleichmitteln aus dem Internet. Ohne Zahnarzt geht hier gar nichts, weil die Zähne sonst Schaden nehmen können.

Patienten sollten sich zudem vor einer Behandlung erkundigen, ob das Aufhellen an allen Zähnen möglich ist, denn sind Keramikkonstruktionen vorhanden, schließt das ein Bleichen aus. Keramik verändert seine Farbe nämlich trotz eines Bleachings nicht. Ähnlich ist es mit Kunststofffüllungen. Das Ergebnis falscher Bemühungen mag keiner sehen: Ein mehrfarbiges Gebiss. Auch reagieren von Natur aus nicht alle Beißerchen gleich auf aufhellende Mittel. Vom erfahrungslosen Laien lässt sich das Endergebnis nicht vorhersehen.

Erst mit Zahnreinigung versuchen

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Foto: proDente e.V.

Vor dem chemischen Aufhellen rät der Zahnarzt in der Regel zunächst zur professionellen Zahnreinigung, sagt Wolfgang Boer. Bei dieser Intensivreinigung mit Spezialinstrumenten werden hartnäckige Auflagerungen auf den Zähnen entfernt, die auch Zahnfarbe beeinträchtigen. Das führt bei manch einem zu solch positiven Ergebnissen, dass er danach das Bleaching für nicht mehr notwendig erachtet. Bei abgestorbenen Zähnen allerdings ist auch eine solche Spezialbehandlung erfolglos. Allerdings ist auch diese, ebenso wie das Aufhellen, eine Privatleistung und muss damit selbst bezahlt werden. Ein Bleaching beim Zahnarzt kostet zwischen 300 und 600 Euro.

Das gilt auch in Situationen, in denen nach einer Zahnwurzelbehandlung aus kosmetischen Gründen einzelne Zähne gebleicht werden. Zum Beispiel können in manchen Fällen Zähne mit alten Wurzelkanalbehandlungen langsam immer dunkler verfärben und unangenehm aus dem Gesamtbild herausstechen. Auch hier kann ein sogenanntes internes Bleaching Abhilfe schaffen.

Dazu bringt der Zahnarzt eine kleine Menge einer bleichenden Chemikalie in die Höhle des Zahnnervs ein. Sie hellt den abgestorbenen Zahn langsam von innen auf. Erst nach dieser Behandlung, die mehrere Wochen dauert, wird der behandelte Zahn wieder definitiv verschlossen und reiht sich makellos in das bestehende Gebiss ein.

Eine abschließende Fluoridierung der Zähne nimmt der Zahnmediziner immer vor, denn trotz guter Verträglichkeit der Bleichsubstanzen machen sie den Zahnschmelz kurzfristig anfälliger. Eine Fluoridierung danach kann das puffern.

(wat)
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