Jedes Jahr eine halbe Million Neuerkrankte Wie das neue Krebsregister Leben retten soll

Regensburg · Ein neues einheitliches Krebsregister soll die Behandlung verbessern. Der Startschuss für das Projekt ist nun gefallen. Die Daten sollen für dir Forschung genutzt werden und den jährlich 490 000 Neuerkrankten helfen.

Krebs von A bis Z
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Foto: cityvis

Fast eine halbe Million Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Krebs. Durch flächendeckende klinische Krebsregister soll die Behandlung der Patienten künftig verbessert werden. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), die Deutsche Krebshilfe und andere Fachverbände gaben am Donnerstag offiziell den Startschuss für das Projekt. Ziel ist die bestmögliche Krebstherapie.

Wie viele Krebsfälle gibt es in Deutschland?

Rund 490.000 Menschen erkranken nach Angaben der Deutschen Krebshilfe jährlich neu an Krebs. Rund 220.000 Menschen sterben nach den aktuellsten Zahlen des Statistisches Bundesamtes jedes Jahr daran. Damit ist Krebs nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache.

Welches Ziel haben die Krebsregister?

Da die Daten künftig flächendeckend und nach einheitlichen Kriterien erhoben werden, erhoffen sich die Experten bessere Erkenntnisse zur Versorgung von Krebspatienten. Zum einen können die einzelnen Behandlungszentren verglichen und Qualitätsunterschiede deutlich gemacht werden. Zum anderen wird beobachtet, welchen Einfluss einzelne Therapien auf die Prognose und die Lebensqualität der Betroffenen haben. Dadurch soll die bestmögliche Therapie herausgefiltert werden. Der Bund hat die gesetzlichen Regelungen geschaffen, umsetzen müssen diese die Länder.

Welche Daten werden gesammelt?

Im Grunde alle Daten von der Diagnose über einzelne Therapieschritte und Operationen bis hin zur Nachsorge einschließlich Rückfällen, Überleben oder Tod. Die klinischen Register erfassen auch Angaben zur Häufigkeit bestimmter Krebsarten sowie zur Verteilung nach Alter, Geschlecht und Wohnort. Diese Daten werden dann an die sogenannten epidemiologischen Krebsregister weitergeleitet, die es bereits seit längerem in allen Bundesländern gibt.

Werden Daten von Krebspatienten heute schon erfasst?

Ja. In einigen Bundesländern wie Bayern, Brandenburg, Sachsen und Thüringen gibt es bereits klinische Krebsregister. Sie unterscheiden sich aber teils in ihrer Struktur und Arbeitsweise, was eine einheitliche Datenerfassung bislang erschwerte.
Einheitliche Kriterien sollen diesen "Flickenteppich" nun ersetzen.

Was haben Patienten davon?

Unmittelbar hat dies für den Einzelnen keine Konsequenzen, aber langfristig sollen viele Patienten profitieren. Die Behandlung wird von Fachleuten geprüft mit dem Ziel, diese so optimal wie möglich zu gestalten. Damit sind die Daten auch für Ärzte eine wichtige Quelle für ihre Entscheidungen.

Gibt es schon Erfolge?

Durch die bisherigen Erkenntnisse aus klinischen Krebsregistern konnte zum Beispiel die Brustkrebsbehandlung optimiert werden. Es zeigte sich, dass die komplette Entfernung aller Lymphknoten in der Achsel bei Brustkrebsoperationen nicht immer nötig ist. Deshalb operieren Ärzte heute in vielen Fällen weniger radikal. Bei Darmkrebs zeigte sich, dass die Empfehlung, zusätzlich zur OP eine Chemotherapie vorzunehmen, unzureichend umgesetzt wird. Diese Empfehlung aber kann das Überleben der Patienten deutlich verbessern.

Ist die Datenerhebung für Patienten verpflichtend?

Nein. Laut Gesundheitsministerium können die Krebsregister allerdings nur optimal arbeiten, wenn mehr als 90 Prozent der Krebsfälle ausgewertet werden. Für die Patienten gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder sie willigen ausdrücklich in die Datenerhebung ein oder aber sie erhalten ein Widerspruchsrecht.

Droht der "gläserne Krebspatient"?

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums ist der Datenschutz gewährleistet. Zudem gebe es "keine wirtschaftlichen Interessen". Bereits heute würden Daten von Krebspatienten erhoben. Neu ist, dass sie nun zur Auswertung an die Register übermittelt werden.

(AFP)
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