Medikamente im Überblick Welches Schmerzmittel wann hilft

Kiel/Düsseldorf · Schmerzen – sie sind Alarmsignale des Körpers und machen sich bemerkbar, wenn wir uns verletzten oder Krankheiten unseren Körper quälen. Lesen Sie hier, welche Schmerzmittel am häufigsten genommen werden und wogegen sie helfen.

Das große Lexikon der Schmerzmittel
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Foto: dpa, Oliver Killig

Es pocht, zieht, reißt oder drückt: Schmerz kann viele Gesichter haben. Er setzt schlagartig ein, wenn wir zerstörerischen und gefährlichen Einwirkungen von außen ausgesetzt sind oder als alarmierende Empfindung, wenn Krankheiten im Körper wüten. Pro Jahr werden bundesweit mehr als drei Milliarden Einzeldosierungen von Schmerzmittel allein über Selbstmedikation eingenommen. Rund 85 Prozent davon wegen Kopfschmerzen, so Prof. Dr. Hartmut Göbel, einer der führenden Schmerztherapeuten in Deutschland und Chefarzt der Schmerzklinik Kiel.

Rund 200 Millionen Packungen schmerzstillender Arzneimittel gehen im Schnitt jedes Jahr über den Apothekentresen. Viele davon sind frei verkäuflich und helfen bei leichten bis mäßigen Schmerzen, andere sind nur auf Rezept zu haben. Neben Kopfschmerzen, die die Deutschen als den häufigsten Grund für eine Einnahme nennen, sind es oft Zahnschmerzen und bei den Frauen Regelschmerzen, die die Toleranzgrenze überschreiten. Denn wie Schmerz empfunden wird, ist höchst individuell.

Das hilft bei leichten und das bei starken Qualen

Einteilen lässt er sich in drei Stufen: In leichte bis mittelschwere Schmerzen, gegen die rezeptfrei in der Apotheke Säfte, Tabletten, Pflaster und Kapseln zu haben sind, mäßige Leiden, gegen die der Arzt leicht wirksame Opioide verschreiben kann und starke Schmerzen, gegen die man lediglich mit starken Opioiden etwas bewirken kann. Dabei muss in Kauf genommen werden, dass sie bewusstseinsverändernd und sedierend wirken können.

Paracetamol, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Naproxen heißen die gängigen Wirkstoffe, zu denen häufig im Rahmen von Selbstmedikation gegriffen wird. Diese sogenannten Analgetika verringern zwar die Schmerzempfindung, beeinflussen hingegen andere wichtige Funktionen des zentralen Nervensystems wie die Sinneswahrnehmung oder das Bewusstsein nicht.

Probates Mittel gegen Kopfweh

Sie haben ihre Stärken in unterschiedlichen Bereichen: So hilft beispielweise Acetylsalicylsäure, auch als ASS bekannt, besonders gut gegen Fieber und gelegentliche Kopfschmerzen. Es verhindert im Körper die Bildung verschiedener Botenstoffe wie zum Beispiel Prostaglandinen oder Cyclooxygenasen, die im Körper Schmerzen, Entzündungen und Fieber fördern und zur Schmerzverstärkung beitragen. Zwischen 500 bis 1000 Milligramm ASS reichen aus, um diesen Effekt bei Erwachsenen zu erzielen. Einen entscheidenden Unterschied gibt es laut Stiftung Warentest bei Frauen, die mit der "Pille" verhüten. Sie können nach vier bis acht Stunden erneut diese Menge einnehmen. Frauen, die das Verhütungsmittel nicht nehmen, sollten hingegen sechs bis zehn Stunden warten, da sie den Wirkstoff nur halb so schnell wieder ausscheiden.

ASS Gefahr für Asthmapatienten

Vorsichtig sollten Asthmapatienten mit dem Wirkstoff umgehen, der auch in Aspirin enthalten ist. Bei ihnen kann er schneller zur gefährlichen Luftnot führen, wie Studien belegen. Gänzlich ungeeignet ist das Mittel außerdem während der Schwangerschaft, vor Operationen oder einem Zahnarztbesuch, da es schon einmaliger Einnahme von nur 100 Milligramm bis zu vier Tage lang das Blut verdünnt. Sinnvoller ist es aus diesem Grund bei Zahnschmerzen ebenso wie bei Regelschmerzen auf Medikamente mit Paracetamol zurückzugreifen, auch wenn alle diese Arzneimittel als gleichwertig in der Linderung gelten. Bedingt geeignet sind bei solchen Problemen Ibuprofen und Naproxen, die leicht blutverdünnend sind. Naproxen zählt unter den rezeptfreien Medikamenten als relativ neuer Wirkstoff. Sein Vorteil: Seine Wirkung hält bis zu zwölf Stunden an. Der anderer Schmerzkiller hingegen nur bis zu sechs Stunden.

Ibuprofen für Magenempfindliche

Die Vorzüge von Ibuprofen hingegen liegen in seiner gegenüber ASS besseren Magenverträglichkeit. Es belastet den Magen- und Darmtrakt weniger und führt seltener Magenblutungen aus. Darum eignet es sich besonders bei Erkrankungen, die die Einnahme über einen längeren Zeitraum vorsieht, wie es zum Beispiel bei Gelenkbeschwerden der Fall ist.

(wat)