Gestörte Nachruhe Was Sie noch nicht über das Schnarchen wussten

Düsseldorf · Tom Cruise tut es und auch bei Rihanna hat man es gehört: Kaum fallen die Augen zu, tönt es ratternd, prustend und schnaubend. Auch in Deutschlands Schlafzimmern wird es nachts laut. Denn rund die Hälfte der Bevölkerung schnarcht. Manchmal ist das Schnarchen aber nicht nur nervig, sondern auch gesundheitsgefährdend.

Das wussten Sie noch nicht übers Schnarchen
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Foto: Fotolia/obx

Acht Millionen Bundesbürger erholen sich im Schlaf nicht. Die Statistik gibt die Zahlen preis: Schon bei den unter 30-Jährigen schnarchen 30 Prozent der Männer. Jenseits der 60 Jahre sind es 60 Prozent. Bei den jungen Frauen machen rund zehn Prozent geräuschvoll auf sich aufmerksam, im späteren Leben rund 40 Prozent. Schlafraubend ist das vor allem für die Bettnachbarn, die verständlicherweise bei einer Lärmbelastung von 90 Dezibel — beinahe so laut wie ein Presslufthammer — kein Auge zu bekommen.

Nicht jeder kann das so humorig nehmen wie eine Hotelkette, die explizit Schnarcher suchte, um die Schalldichte ihrer Hotelzimmer zu testen. Oft ist es belastend für die Partnerschaft und führt zu Handgreiflichkeiten im Schlafgemach. Eine zugehaltene Nase ist noch einer der harmloseren Zwischenfälle, blau getretene Beine am Morgen ein schwerer. Mancher wacht sogar selbst vom Schnarchlärm auf.

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Schnarcher leben gefährlich

Um den Schnarchopfern oder Betroffenen helfen zu können, ist es notwendig, aufzuklären, woher das Pfeifen und Rattern kommt. Zumal Schnarchen ernste gesundheitliche Folgen haben kann. In zehn Prozent der Fälle liegt eine lebensgefährliche Erkrankung zugrunde, die Schlafapnoe. Bei ihr kommt es über die Nacht verteilt immer wieder zu Atemaussetzern. Vergleichen lässt sich das mit über hundert Mal Abtauchen im Wasser, bei dem die Luft immer wieder für über eine halbe Minute angehalten wird. Eine Tortur für den Körper.

Im Schlaf führt eine solche Mangelversorgung mit Sauerstoff zu Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Infarkt oder Depressionen. Außerdem können daraus Sexualstörungen, wie ein Verlust der Libido oder Impotenz resultieren.Selbst das Gehirn kann irreparablen Schaden nehmen. Außerdem wirkt sich die Erkrankung auf die Lebenserwartung aus. Studien zeigen, dass sie um bis zu acht Jahre reduziert sein kann, sagt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein.

Bei Atemaussetzern zum Arzt

Meist kann den Betroffenen durch eine spezielle Atemmaske, die sie während des Schlafens tragen, geholfen werden. Diese erzeugt einen leichten Überdruck in den Atemwegen und verhindert so, dass sie zusammenfallen und sich verschließen. In Einzelfällen kann auch der Einsatz eines Medikaments notwendig sein, das den Atemantrieb steigert oder gar eine Operation.

In 90 Prozent der Fälle ist das Schnarchen zwar lästig, aber zumindest nicht gefährlich. Dennoch muss man das Grunzen und Röcheln, das in den meisten Fällen nicht aus der Nase kommt allerdings nicht. Der Rachen ist häufig Quell des Übels. Dort liegen mit Gaumensegel und Zäpfchen Weichteile, die beim Ein- und Ausatmen wie das Fähnchen im Wind flattern und die dazugehörigen Geräusche verursachen.

Allergikern kann Operation helfen

Probleme kann zudem eine verbogene oder perforierte Nasenscheidewand mit sich bringen, Polypen in den Nebenhöhlen oder zu große Nasenmuscheln. Das kann man mit einer Operation wieder ins Lot bringen lassen. Allerdings bringt ein solcher Eingriff Allergikern oft nur vorübergehend den Frieden zurück ins Schlafzimmer.

Vor invasiven Eingriffen sollten die Betroffenen zunächst ausprobieren, ob vielleicht auch ein Rachenspray eine Verbesserung bringt. Das kann man rezeptfrei in der Apotheke bekommen. Es besteht aus einem Schaum, der einen gelartigen Schutzfilm auf die Rachenschleimhaut legt und sie auf diese Weise befeuchtet und die unlieben Laute mindern kann. Ist anstelle des Rachens die Nase als Bösewicht ausgemacht, kann die Verwendung von Nasenklammern oder —pflastern helfen. Sie verringern die Schwingungen im Organ dadurch, dass sie den Luftstrom verbessern.

Wann der Zahnarzt Linderung verschaffen kann

Manchmal kann auch der Zahnarzt helfen. Dann nämlich, wenn das Schnarchen dadurch entsteht, dass beim Schlafen der Unterkiefer entspannt zurückgleitet und als Folge dessen die Zunge in den Rachen zurückfällt. Bei den Betroffenen macht sich das oft durch mordendliche Mundtrockenheit und einen trockenen Rachen bemerkbar. Abhilfe kann eine sogenannte Protusionsschiene bringen. Sie hält den Kiefer über Nacht in einer vorgerückten Position. Auf diese Weise verhindert man, das Abrutschen der Zunge. Die Atemwege bleiben frei.

Wer dem nächtlichen Dauergeräusch ein Augenzwinkern entgegensetzen möchte, sollte sich die Gratis-App "Sleep Art" downloaden. Diese von einer Pariser Agentur und den Ibis Hotels entwickelten Anwendung kann man seine Schlafgeräusche in Kunst umwandeln. Die App zeichnet auf der Matratze liegend Bewegungen und Geräusche auf und überträgt sie in grafische Muster. Nach durchwachter Nacht kann ein solch persönliches Kunstwerk vielleicht die Liebste vielleicht zumindest für die nächsten Stunden besänftigen.

(wat)
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