Weltweites Resümee Was Rauchverbote gebracht haben

Düsseldorf (RPO). Die geplante Anhebung der Tabaksteuer sorgt in Deutschland für Diskussionen. Die schwarz-gelbe Regierung beabsichtigt, auf diese Weise die Löcher im Haushalt zu stopfen. Dabei hatte die Politik zuletzt auf die internationale Linie der Rauchverbote eingeschwenkt.

Selbstversuch: Rauchen in Düsseldorf
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Selbstversuch: Rauchen in Düsseldorf

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Für manche ein Fluch, für andere ein Segen: Rauchverbote sind in Europa ein umstrittenes Thema. Manche Länder wie Italien oder Griechenland tun sich mit Gesetzesregelungen schwer. Dagegen ist der Tabakkonsum in Großbritannien, Frankreich oder Deutschland vielerorts strikt untersagt - hierzulande etwa in öffentlichen Verkehrsmitteln, in Schulen oder am Arbeitsplatz.

Besonders streng dringen die USA auf den Nichtraucherschutz. Dort herrschen Rauchverbote inzwischen in 35 Bundesstaaten, außerdem im Hauptstadtbezirk sowie in über 3100 Städten und Gemeinden. Damit nicht genug: Der New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg will den Tabakbann sogar auf Parks, Strände und Fußgängerzonen ausdehnen.

Weniger Asthma-Anfälle

"Die gesundheitlichen Auswirkungen solcher Regelungen sind weit größer, als man erwarten würde", betont Stanton Glantz von der Universität von Kalifornien, der sich seit Jahren die Folgen des Rauchens erforscht. Dass Zigarettenqualm Asthma-Anfälle auslösen kann, ist unstrittig. In den USA leben etwa 40 Prozent aller Kinder, die wegen Asthma in Kliniken behandelt werden, in Raucherhaushalten. Das sind auffällig viele angesichts der Tatsache, dass nur 21 Prozent der erwachsenen US-Bürger Tabak konsumieren.

Eine Studie aus Schottland zeigt auf, dass weniger Kinder wegen Asthma-Anfällen in Kliniken eingeliefert werden und Untersuchungen ergaben zudem eine geringe Infarktgefahr für Erwachsene. Gerade in der Analyse schwerer Asthma-Attacken sehen Forscher eine gute Möglichkeit, den kurzfristigen Effekt von Rauchverboten zu prüfen.

In der Studie registrierten Forscher der Universität von Glasgow zwischen den Jahren 2000 und 2009 alle Kinder bis 14 Jahren, die wegen Asthma-Attacken in schottische Notaufnahmen gebracht wurden. Vor dem Verbot stieg die Zahl der Einlieferungen pro Jahr um fünf Prozent. Im Januar 2006, dem Höhepunkt des traurigen Trends, wurden täglich durchschnittlich sechs Notfälle in Kliniken behandelt.

Schon nach kurzer Zeit

Anfang 2006 wurde Tabakgebrauch in Schottland am Arbeitsplatz und an öffentlichen Orten - darunter auch Restaurants und Bars - untersagt. Prompt sank die Zahl der Kinder, die wegen Asthma in Krankenhäuser mussten, pro Jahr um 13 Prozent. Im Oktober 2009 unterschritt sie fünf Einweisungen pro Tag.

Zwar kamen ähnliche Studien in den US-Staaten Arizona und Kentucky schon früher zu vergleichbaren Befunden. Aber die neue Analyse, publiziert im renommierten "New England Journal of Medicine", ist die bislang umfangreichste Untersuchung zu dem Thema. Sie verleiht dem Argument besonderes Gewicht, wonach viele Menschen schon nach kurzer Zeit von Rauchverboten profitieren.

Eigentlich greift das Tabakverbot zwar vor allem an jenen Orten, wo Erwachsene arbeiten und sich treffen. Aber der Effekt zieht scheinbar Kreise: Offenbar macht die öffentliche Diskussion das Qualmen unpopulär und ermuntert so manchen Raucher dazu, seinen Zigarettenkonsum entweder zu drosseln oder sogar ganz einzustellen.

Luftqualität verbessert

Davon profitiert dann auch die Luftqualität in Wohnungen, wie Studienleiterin Jill Pell betont. "Die Leute entscheiden sich dafür, ihre Kinder auch dort zu schonen, wo sie es nicht unbedingt müssen", sagt sie. Auch in vielen anderen Ländern führten Rauchverbote laut Studien dazu, dass Eltern auch zuhause auf Zigaretten verzichten.

Tabakexperte Terry Pechacek von der US-Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) ist überzeugt, dass in den kommenden Jahren weitere positive Folgen des Tabakbanns nachgewiesen werden: "Asthma ist nur die Spitze des Eisbergs."

(dapd/aka)
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