Schmerztherapie Viele leiden unnötig viel zu lange Schmerzen

Düsseldorf (RPO). Bei Kindern werden nach Operationen Schmerzmittel häufig unnötig unterdosiert, aus Angst vor Nebenwirkungen. Auch Erwachsene müssen nach Operationen, aber auch bei internistischen und orthopädischen Erkrankungen noch zu oft leiden, und das unnötig, wie Studien zeigen.

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Foto: AOK

Akute Schmerzen sind oft ein vermeidbares Übel: Neue Techniken und Leitlinien sollen helfen, die Realität in den Krankenhäusern zu verbessern. Im "Global Year against Acute Pain" stellt die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) das Thema Akutschmerz in den Mittelpunkt.

Akuter Schmerz ist unnötig schlecht behandelt

Akute Schmerzen haben, anders als chronische, oft einen Sinn: Als Symptom einer Komplikation oder eines Krankheitsbildes kann Schmerz die Diagnosestellung erleichtern. "Das erklärt vielleicht, warum Studien dem Akutschmerz lange wenig Bedeutung beigemessen haben", so Prof. Dr. Esther Pogatzki-Zahn, Mitglied der DGSS-Taskforce Global Year against Acute Pain.

"Allerdings wissen wir heute, dass akute Schmerzen, z.B. nach einer Operation, Probleme bei der Genesung machen, Komplikationen hervorrufen und sogar chronisch werden können." Daher haben sich in den letzten Jahren internationale Wissenschaftler intensiv mit der Verbesserung der Akutschmerztherapie befasst. "Doch trotz vieler neuer Erkenntnisse und spezieller Leitlinien gibt es weiterhin eine schmerztherapeutische Unterversorgung von Patienten mit akuten Schmerzen", so Prof. Pogatzki-Zahn.

Kinderschmerzen nach Operationen

Häufig werden zum Beispiel Schmerzmedikamente aus Angst vor Nebenwirkungen unterdosiert, die Zeitintervalle zwischen den Medikamentengaben verlängert, nachts wird zu wenig oder gar nichts verabreicht, und "stark wirksame" Substanzen wie Opioide werden ganz gemieden. Dabei sei der Einsatz von Opioiden bei Kindern nach Operationen prinzipiell einfach; effektive Wirkstoffe seien teils altbekannt, aber in Vergessenheit geraten.

Der Wirkstoff Paracetamol ist bei der Fieber als auch Schmerztherapie durch die Ergebnisse neuer Studien besonders umstritten: Neue Publikationen zeigen neben der bekannten Gefahr der Leberschädigung - auch bei niedriger Dosierung - vor allem einen Zusammenhang zwischen der Gabe von Paracetamol und dem Auftreten allergischer Erkrankungen. Bereits seit zwei Jahren ist dieser Wirkstoff aus diesem Grund nur noch in geringerer Dosierung frei verkäuflich in Apotheken zu bekommen.

Ein besonderes Risiko lauert auf den Kranken dadurch, dass manche Produkte Paracetamol versteckt beinhalten: "Es gibt zum Beispiel Hustensäfte auf dem Markt, die den Wirkstoff zusätzlich enthalten", erklärt Prof. Pogatzki-Zahn. Wer dann nicht genau den Beipackzettel studiert hat und zusätzlich zum Hustensaft Paracetamol einnimmt, der liegt plötzlich über der Höchstdosismenge, ohne es zu wissen. Als besonders gefährlich schätzt die Medizinerin vom Klinikum für operative Intensivmedizin der Universität Münster diese Problematik bei Kindern ein.

Wirksamer eingeschätzte Substanzen

Es stehen nach Einschätzung der DGSS andere, zudem wirksamere Substanzen zur Verfügung. "Das wären zum Beispiel die sogenannten spezifischen Cox-2-Hemmer, zu denen auch Ibuprofen als altbekannter Wirkstoff zählt, erklärt die Münsteraner Medizinerin. Kay Brune und Burkhard Hinz, beide Pharmakologen an der Universität Erlangen beschreiben im "European Journal of Clinical Research" die Verträglichkeit dieser Substanzen. Sie beschreiben So wurden bei zwei getesteten Substanzen der Gruppe der Cox-2-Hemmer bei Gabe der angegebenen Tagesdosis nicht mehr Schädigungen der Magenschleimhaut beobachtet als in der Placebo-Gruppe.

Zudem seien diese Wirkstoffe im Unterschied zu Paracetamol nicht nur schmerzlindernd, sondern zudem auch entzündungshemmend.

(wat/chk)
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