Sprechstunde Was tun bei einer seltsamen Schwellung?

Manche Menschen leiden an vorübergehenden Veränderungen in Gelenken. Ärzte nennen das den sogenannten "palindromen Rheumatismus".

Unser Leser Hans-Georg F. (46) aus Jüchen fragt: "Seit Monaten leide ich an Gelenkschmerzen, auch Gelenkschwellungen sind immer wieder sichtbar. Ich bin allerdings etwas verunsichert, da diese Beschwerden kommen und gehen, und zwar ohne jegliche Therapie. Immer, wenn ich einen Arzt aufsuche, ist nichts festzustellen. Bilde ich mir das alles möglicherweise nur ein?"

Stefan Ewerbeck Nein, Einbildung ist das überhaupt nicht. In der Regel bemerkt man seine Gelenke nicht. Sobald Sie aber ein Gelenk spüren, ist etwas nicht in Ordnung. Noch wichtiger ist Ihre Schilderung, dass einzelne Gelenke auch geschwollen sind, auch wenn das nur für relativ kurze Zeit bemerkbar ist.

Der Verlauf lässt an eine seltene Form der Vielgelenkentzündung denken, den sogenannten palindromen Rheumatismus. Das scheint bei Ihnen der Fall zu sein. Worum handelt es sich bei dieser Krankheit?

In unregelmäßigen Abständen (alle vier bis zwölf Wochen) treten ohne jegliche Vorzeichen Gelenkschwellungen auf, dies oft innerhalb von einer Stunde; meist sind nur einige wenige Gelenke betroffen. Die meisten Erkrankten weisen stets das gleiche Muster eines Gelenkbefalls auf. Die Beschwerden dauern nur kurz; nach ein bis zwei Tagen sind die Gelenke wieder reizlos. Oft treten diese Episoden in den Nachmittagsstunden auf.

Die Ursache ist unbekannt; diskutiert werden unter Medizinern lokale Ablagerungen von sogenannten Immunkomplexen an der Gelenkinnenhaut. Das Labor weist meist keine Auffälligkeiten auf, bei einigen Betroffenen kann allerdings der Rheumafaktor positiv ausfallen.

Dieses Wechselspiel (daher kommt der Begriff : "Palindrom" bedeutet "Kommen und Gehen") kann über Jahre andauern, ohne dass ein dauerhafter Schaden am Gelenk eintritt. Die Beschwerden sind für den Patienten zwar lästig, aber die Prognose ist in der Regel gut. Zur Therapie reichen meist symptomatische Maßnahmen wie Kühlung des Gelenkes oder eine medikamentöse Behandlung mit kortisonfreien Entzündungshemmern.

Eine sichere Diagnose ist nur nach einer längeren Verlaufsbeobachtung möglich, da auch andere rheumatologische Systemerkrankungen ausgeschlossen werden müssen (zum Beispiel infektbedingte Gelenkentzündungen, Gicht, bindegewebsrheumatische Erkrankungen). So entwickeln etwa ein Drittel der betroffenen Patienten eine chronische Polyarthritis. Diese Patienten gilt es früh zu erfassen, zu diagnostizieren und die Therapie entsprechend gezielt zu steuern. Auch für diese Patienten gilt, dass bei früher Therapieanpassung die Prognose gut ist.

(RP)
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