Sprechstunde mit Christoph Ploenes Gibt es Angina im Darm?

Düsseldorf · Wenn sich die Schlagadern des Darms verengen oder verstopfen, spricht man von "Angina abdominalis". Diese kann manchmal tödlich verlaufen.

Christoph Ploenes ist Chefarzt für Angiologie am Gefäßzentrum des Dominikus-Krankenhauses in Düsseldorf-Heerdt.

Christoph Ploenes ist Chefarzt für Angiologie am Gefäßzentrum des Dominikus-Krankenhauses in Düsseldorf-Heerdt.

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Unser Leser Willi F. (66) fragt; "Jeder spricht heute von Herzinfarkt und Angina pectoris. Gibt es auch Durchblutungsstörungen des Darmes? Gibt es dort ebenfalls eine Angina?"

Christoph Ploenes Tatsächlich, die gibt es. Es handelt sich in beiden Fällen um eine Durchblutungsstörung der organversorgenden Schlagadern. Sie entstehen durch arteriosklerotische Ablagerungen in der Wand der Gefäße, die sich allmählich über Jahre verengen. Die Risikofaktoren (Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Diabetes, Vererbung) sind die gleichen.

Erst bei hochgradigen Verengungen entstehen Beschwerden, anfangs nur bei Belastung mit erhöhtem Sauerstoffbedarf. "Belastet" wird der Darm, wenn er verdauen muss, also nach Nahrungsaufnahme: Es kommt zu Bauchschmerzen nach dem Essen - zum Teil so stark, dass die Betroffenen normale Speisemengen schmerzbedingt meiden. Folge sind Gewichtsverlust und Mangelernährung.

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Foto: Martin Büttner

Greift man nicht ein, bestehen die Schmerzen auch unabhängig von der Nahrungsaufnahme - und nicht-durchblutete Darmabschnitte können absterben. Oft mit tödlichem Ausgang. Glücklicherweise stehen die darmversorgenden Schlagadern durch ein exzellent ausgebildetes Netz miteinander in Verbindung, so dass selbst einzelne Gefäßverschlüsse folgenlos kompensiert werden können. Erst wenn mehrere Gefäße hochgradig betroffen sind, kommt es zu Beschwerden. Deshalb ist diese "Angina abdominalis" mit zwei bis vier Fällen pro 100 000 Einwohner auch viel seltener als die "Angina pectoris" des Herzens (weit über 200 Fälle).

Dies bedeutet aber auch, dass sich die Kompensationsfähigkeit des Darmes weitgehend erschöpft hat und Handeln geboten ist, wenn die Beschwerden erst auftreten. Dann sollte sofort die richtige Diagnostik erfolgen -mit Farbdoppler-Ultraschalluntersuchung und eventuell CT oder MRT. Man behandelt durch Katheterverfahren oder gefäßchirurgisch, je nach Ort, Art und Ausmaß der Probleme.

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Ein Blutgerinnsel in einer Darmarterie ist ein Notfall, bei dem sofort operiert werden muss

Lebensgefahr besteht, wenn die Darmdurchblutung plötzlich unterbrochen wird. Umgehungskreisläufe können sich dann kaum noch entwickeln. Dieser Notfall tritt ein, wenn ein Blutgerinnsel eine Darmschlagader verschließt, das sich entweder auf einer arteriosklerotischen Verengung bildet oder aus dem Herzen verschleppt wird (oft bei Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern). Stärkste Bauchschmerzen treten schlagartig auf; das Allgemeinbefinden verfällt in wenigen Stunden. Hier kann nur eine unverzügliche gefäßchirurgische Behandlung das Leben retten. Besonders gefährdet sind alte Menschen, die bereits an Arteriosklerose oder Vorhofflimmern erkrankt sind.

(RP)
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