Sodbrennen Was Sie über die Refluxkrankheit wissen sollten

Hamburg · Fettes Essen, ein paar Gläser Rot- oder auch Glühwein - schon ist der Magen sauer. Im wahrsten Sinne des Wortes. Oftmals wird dann über den Tag Magensäure aufgestoßen. Wir erklären, wann Sodbrennen und Reflux gefährlich werden, und was zu tun ist.

Das hilft gegen Sodbrennen
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Foto: Shutterstock/Refat

Zu Weihnachten wird es gerne mal voll auf den Tellern. Und anschließend im Magen. Nicht wenige leiden dann unter Sodbrennen: Wenn der Magen drückt und sich brennende Schmerzen vom Oberbauch bis zum Hals ziehen, kann das sehr unangenehm sein. Anlass zur Sorge bietet es aber nur, wenn es regelmäßig auftritt. "Gelegentliches Sodbrennen ist nicht schlimm. Bedenklich wird es, sobald jemand über mehr als einen Monat ein- bis zweimal pro Woche darunter leidet", sagt Professor Stephan Miehlke von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Dann sollten Betroffene zum Arzt gehen.

Sodbrennen entsteht durch den Rückfluss (Reflux) von Mageninhalt in die Speiseröhre - deshalb heißt es auch Refluxkrankheit. Das saure Gemisch aus Magensaft und Speiseresten greift die Schleimhaut an. Dadurch kommt es zu den typischen Symptomen: Magendrücken, brennende Schmerzen, saures Aufstoßen und Übelkeit. Normalerweise wird der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre durch einen Verschlussmechanismus abgedichtet. Dazu gehören ein spiralringförmiger Muskel in der Speiseröhrenwand und eine Zwerchfellmuskel-Zwinge. "Wenn dieser Mechanismus in seiner Funktion gestört ist, kann es zum Rückfluss von Mageninhalt kommen", erläutert Chirurg Bernd Ablaßmaier, Chefarzt des Reflux-Zentrums München.

Arbeitet der Übergangs-Bereich der Speiseröhre, die Cardia, nicht so, wie er soll, kann das verschiedene Ursachen haben: zum Beispiel äußere Einflüsse, die die Anti-Reflux-Barriere nur zeitweise beeinträchtigen. Dazu gehören starker Stress, ein Übermaß an Alkohol und Nikotin oder Medikamente, die muskelentspannend wirken. "Oft sind der Auslöser auch schwere, fette Mahlzeiten. Sie führen zu erhöhtem Magendruck und verstärkter Säureproduktion, wodurch die Cardia überlastet wird und Reflux möglich wird", sagt Ablaßmaier.

Der andere Teil der Ursachen ist organisch und reicht von angeborenen Defekten wie Muskelschwäche über Magen-Erkrankungen bis zu anatomischen Störungen. Häufigster organischer Auslöser ist der Zwerchfellbruch: "Der Übergang von der Speiseröhre zum Magen verläuft durchs Zwerchfell. Wenn die Durchtrittsstelle erweitert ist, spricht man von einem Bruch", erklärt Dagmar Mainz vom Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen. Der Bruch entsteht teils durch Übergewicht und kann dazu führen, dass die Cardia sich öffnet und Mageninhalt nach oben fließt.

Unabhängig von der Ursache sollte Reflux auf Dauer unterbunden werden, denn er kann ernste Folgeschäden haben. "Längerfristig kann die Säure die Schleimhaut durch ihre ätzende Wirkung stark angreifen und zum Beispiel zu Entzündungen, schmerzhaften Wunden und Hautwucherungen führen, die die Speiseröhre verengen, so dass das Schlucken schwer wird", erklärt Miehlke. In seltenen Fällen komme es auch zu bösartigen Gewebeveränderungen wie dem Barrett-Ösophagus oder schlimmstenfalls Speiseröhrenkrebs.

Wie gegen den Reflux und das damit verbundene Sodbrennen angegangen wird, richtet sich nach seiner Ursache, der Häufigkeit und der Schwere der Beschwerden. Bei Betroffenen, die gelegentlich Probleme haben, genügt es oft schon, wenn sie Hausmittel wie Natron einsetzen oder säurebindende Medikamente (Antazida) nehmen. Wer genau beobachtet, wann Sodbrennen auftritt, kann außerdem den Auslöser identifizieren und meiden. Personen, die häufig unter Reflux leiden, sollten nach spätestens vier Wochen zum Arzt. Wenn nötig, werden Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm gespiegelt, sagt Mainz. Sobald klar ist, woher der Reflux kommt, wird entsprechend behandelt: Ist zu viel fettes Essen Schuld, muss der Patient sein Verhalten ändern. Liegt dem Sodbrennen eine Erkrankung zugrunde, muss diese behandelt werden. Wenn das nicht hilft oder der Auslöser anatomisch ist, werden Medikamente eingesetzt.

Neben Säurebindern, die nur für leichtere Fälle geeignet sind, wird vor allem mit Protonenpumpeninhibitoren gearbeitet. "Das sind Arzneistoffe, die die Magensäureproduktion blocken, indem sie die für sie verantwortlichen Zellen - die Protonenpumpen - hemmen", erklärt Miehlke. Die Medikamente gelten als verträglich. Sie sind jedoch nicht nebenwirkungsfrei - unter anderem können Magen-Darm-Beschwerden auftreten. Daher muss eine Langzeittherapie mit Medikamenten unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Und vielleicht ist sie auch nicht das Sinnvollste: Denn bei anatomisch verursachtem Reflux kommt teils auch eine OP infrage: die Rekonstruktion der Cardia.

Durch diese OP werde die Schließfunktion der Cardia verbessert, damit kein Mageninhalt mehr aufsteigen kann, erklärt Ablaßmeier. Am Ende gilt es, individuell abzuwägen, welche Behandlungsart für den einzelnen Patienten infrage kommt.

(dpa)
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