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Volkskrankheit Reflux Sodbrennen – Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten im Überblick

Jeder vierte Erwachsene leidet am unangenehmen Aufstoßen von saurem Magensaft in die Speiseröhre. Reflux ist eine Krankheit mit vielen Ursachen. Was jeder einzelne dagegen tun kann und wann man unbedingt zu Arzt sollte.

Reichhaltige und fettige Mahlzeiten sind ein möglicher Auslöser von Sodbrennen.

Reichhaltige und fettige Mahlzeiten sind ein möglicher Auslöser von Sodbrennen.

Foto: dpa-tmn/Silvia Marks

Reflux oder Sodbrennen – wo liegt der Unterschied?

Der Begriff „Reflux“ kommt von dem lateinischen Wort „refluere“ und bedeutet „zurückfließen“. Gelangt Magensaft vom Magen in unsere Speiseröhre, nennen Mediziner das Reflux. Die Folge ist häufig ein brennendes Gefühl in der Speiseröhre, da der saure Magensaft die Schleimhäute angreift – dies nennt man Sodbrennen. Anders gesagt: Der Reflux ist die Ursache, Sodbrennen das häufigste Symptom der „gastroösophagealen Refluxkrankheit“ (GERD für Gastrooesophageal reflux disease), wie sie medizinisch korrekt heißt.

Es handelt sich um eine anerkannte Krankheit, die weit verbreitet ist: Bis zu 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung leiden unter Reflux. „Es ist eine Volkskrankheit", sagt Katja Staade, Chefärztin im Zentrum für Allgemeine Chirurgie & Viszeralchirurgie an der Schön Klinik Düsseldorf. „Und auch eine Krankheit der Wohlstandsgesellschaft", ergänzt sie. Denn in ärmeren Ländern trete die Refluxkrankheit deutlich seltener auf als in den reicheren Industrienationen. „Es ist ganz klar auch eine Frage des Lebenswandels und des Gewichts", sagt sie.

Welches sind die Ursachen?

Eine der Hauptursachen hat die Expertin bereits genannt: die Ernährung. Wir essen zu viel, zu fett, zu süß, zu salzig – alle diese Speisen fördern im Magen die Produktion der Magensäure, die mit einem pH-Wert von 2-4 (nüchtern 1-1,5) grundsätzlich sehr sauer ist. Ebenso regt der Konsum von frucht- oder zitronensäurehaltigen Getränken die Produktion der Salzsäure im Magen an. Generell erhöht auch ein übervoller Magen den Druck im Bauchraum.

Dr. Katja Staade ist Chefärztin im Zentrum für Allgemeine Chirurgie & Viszeralchirurgie an der Schön Klinik Düsseldorf.

Dr. Katja Staade ist Chefärztin im Zentrum für Allgemeine Chirurgie & Viszeralchirurgie an der Schön Klinik Düsseldorf.

Foto: Katja Staade/Schön Klinik Düsseldorf

Aber die Refluxkrankheit kann auch andere Ursachen haben. Schlanke und sportliche Menschen können ebenso darunter leiden, etwa dann, wenn anatomische Ursachen vorliegen. Dies kann ein erweiterter Schließmuskel in der Speiseröhre sein, der nicht richtig schließt, oder auch ein Zwerchfellbruch. Dies ist eine Art der Gewebeschwäche, wie sie etwa auch beim Nabel- oder Leistenbruch auftritt. Beim Zwerchfellbruch kann sich ein Teil des Magens durch das Zwerchfell aus dem Bauch- in den Brustraum verschieben. Dadurch ändert sich auch der Winkel zwischen Magen und Speiseröhre, und der Druck im Bauchraum erhöht sich.

„Medikamente sind eher selten Mitverursacher der Refluxkrankheit“, erklärt Katja Staade. Nur in Ausnahmefällen, etwa bei bestimmten Chemotherapien, könnten Arzneien zu Schäden an der Speiseröhrenschleimhaut führen und Sodbrennen auslösen.

Welche Symptome sind außer Sodbrennen noch möglich?

Ebenso wie die Ursachen können auch die Symptome der GERD variieren. Das saure Aufstoßen ist das markanteste und häufigste. Aber auch Brustschmerzen, Asthma-ähnliche Beschwerden oder Husten können auftreten. „Manche Menschen haben auch Probleme mit der Stimme, weil durch den Reflux der Kehlkopf entzündet ist“, so Staade.

Was kann man selbst tun, um Reflux vorzubeugen?

„Die Ernährung ist ein wichtiger Faktor“, betont die Fachärztin. Man sollte nicht nur den Konsum von Fetten, Zucker und säurehaltigen Getränken in Maßen halten, sondern generell auch die Portionsgröße einzelner Mahlzeiten. Staade: „Ein überfüllter Magen erhöht den Druck." Außerdem rät sie dazu, drei bis vier Stunden vor dem Schlafengehen nichts mehr zu essen.

Auch die Schlafposition kann helfen: Es kann sinnvoll sein, beim Schlafen den Oberkörper höher zu betten (etwa durch fünf Zentimeter hohe Keile unter die Bettpfosten) und möglichst auf der linken Seite zu liegen. Warum? „Weil der Magen eher linksseitig im Bauchraum liegt und dann in Seitenlage nach unten sackt, während die Speiseröhre mittig darüber gelagert ist“, erklärt die Chefärztin. Das verringere rein anatomisch die Gefahr eines Säurerückflusses aus dem Magen. Allgemeine Risikofaktoren für die Gesundheit gilt es natürlich auch im Hinblick auf Reflux zu meiden, dazu gehören etwa Stress, Alkohol oder Rauchen.

Ist Reflux gefährlich?

Reflux ist keine lebensbedrohende Krankheit und die meisten Menschen haben keine dauerhaften Probleme. Nur in seltenen Fällen können sich anhaltende Beschwerden wie Entzündungen an Kehlkopf oder Speiseröhre manifestieren. Ebenso können die Epithelzellen der Speiseröhre zu Krebszellen entarten. „Das geschieht aber nur extrem selten“, betont Katja Staade. Zum Arzt gehen sollten Menschen dann, wenn Symptome wie Schluckbeschwerden, Blutungen, starker Gewichtsverlust hinzukommen, rät sie. Trotzdem sei Reflux keine Lappalie: „Immerhin kosten Medikamente Diagnostik und Therapie das Gesundheitssystem viel Geld“, so die Ärztin. Geld, dass in den allermeisten Fällen allein durch eine Ernährungsumstellung gespart werden könnte.

Welche Therapien gibt es?

Erstes Mittel der Wahl sind sogenannte Magensäureblocker (Protonenpumpenhemmer). Hier gibt es zahlreiche etablierte und bewährte Mittel. „Der Patient kann sie in der Regel über mehrere Wochen einnehmen, ohne Probleme zu bekommen“, sagt Staade. Nur bei sehr langfristiger Einnahme könnten auch Nebenwirkungen auftreten. Dazu gehören etwa Durchfälle, Übelkeit oder Erbrechen. „Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass eine langfristige Einnahme zu einer verminderten Knochendichte führen könnte oder auch Darminfekte begünstigt, da sich in einem säurearmen Milieu Bakterien besser vermehren können“, so die Fachärztin. Erst wenn die Probleme anhaltend und massiv sind und sich nicht mit den üblichen Magenblockern behandeln lassen, führen Ärzte eine weiterführende Diagnostik durch: Dazu gehören die Spiegelung von Magen und Speiseröhre sowie die Säure- und Druckmessung in der Speiseröhre. Falls nötig, muss operiert werden: Bei einer der häufigsten OP-Methoden bei dieser Erkrankung wird eine Manschette um den erweiterten Speiseröhrenschließmuskel gelegt und zusätzlich das Durchtrittsloch im Zwerchfell verengt, nachdem der Magen zurück in den Bauchraum verlagert wurde. Es gibt klare Leitlinien für die Diagnose und Therapie der Refluxkrankheit. Gerade in diesem Jahr wurden sie erneuert. „Vor allem wichtig ist hier die interdisziplinäre Zusammenarbeit vieler medizinischer Fachbereiche“, betont Katja Staade. HNO-Experten, Kardiologen, Internisten, Gastroenterologen – sie alle sollten an Diagnose und Therapie der Refluxkrankheit beteiligt sein.

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