Durchfall-Erreger auf dem Vormarsch So kommen Sie schnell wieder auf die Beine

Düsseldorf · Wenn es draußen schön warm ist, haben Durchfallerreger leichtes Spiel. Sie vermehren sich rasant und schonungslos. So kommen Sie schnell wieder auf die Beine.

Probiotische Mittel - helfen sie wirklich?
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Foto: rpo Armend Gashi

Es müssen nicht gleich Noro- oder Rota-Viren sein, die im Sommer unseren Magen-Darm-Trakt kurzzeitig ausnocken. Neben diesen aggressiven Vertretern können auch harmlosere Viren oder Bakterien dahinter stecken, die aber alle gemeinsam haben, dass sie uns an Bett und Toilette fesseln.

Wenn Magen-Darm-Viren im Sommer ihre Angriffe auf unsern Organismus starten, dann sind wir dem nicht hilflos ausgeliefert. Unser Immunsystem ist ein mächtiger Gegenspieler, der als komplexes über den ganzen Körper verteiltes und vernetztes System die Eindringlinge versucht unschädlich zu machen. Das Immunsystem ist kein eigenes Organ wie das Herz oder die Leber. Es handelt sich um ein komplexes Netzwerk, zu dem das Knochenmark gehört, die Milz und Mandeln, spezielle Blutzellen und auch der Darm, der mit etwa 500 Quadratmetern das größte "Immunorgan" des Körpers ist.

Was passiert genau, wenn Bakterien, Viren und Co. den Körper attackieren?

"Das Immunsystem hält unter anderem verschiedene Arten von Zellen bereit, die zur Gruppe der weißen Blutkörperchen gehören. Bei einer Infektion schafft es der Körper, diese Zellen gezielt am Ort der Entzündung zu konzentrieren, um dort die Erreger zu bekämpfen, erklärt Facharzt für Allgemeinmedizin in Hamm und Experte für Ernährungsmedizin, Dr. Michael Gesche. Fieber beispielsweise kann ein Indikator dafür sein, dass im Körper gerade die Schlacht zwischen den Eindringlingen und den Verteidigerzellen läuft.

Was sind die Symptome?

Die meisten kennen die zehrenden Symptome einer Gastroenteritis, wie sie im medizinischen Fachjargon heißt: Erbrechen, Durchfälle (Diarrhö) und Bauchschmerzen zählen ebenso dazu wie Bauchgrummeln und Druckgefühle im Oberbauch. Die Durchfälle können wässrig, blutig oder schleimig sein. Manchen quälen zudem Blähungen und ein allgemeines Krankheitsgefühl und Schwäche.

Wie verbreiten sich Magen-Darm-Infektionen?

Per Schmierinfektionen werden Noro-Erreger buchstäblich herumgereicht, Rotaviren verbreiten sich per Tröpfcheninfektion, andere werden über Lebensmittel aufgenommen. Darum ist Hygiene wichtig, will man vorbeugen und sich nicht anstecken: Nach dem Toilettengang sollte das WC desinfiziert werden, regelmäßig Türklinken und Lichtschalter gesäubert werden und vor allem das gründliche Händewaschen mit Seife nicht vergessen werden. Magen-Darm-Infektionen können sowohl durch Viren als auch Bakterien und in selteneren Fällen durch Parasiten verursacht werden. Vor allem bei höheren Temperaturen ist eine gute Küchenhygiene wichtig: Geschirr- und Wischtücher sollten häufig gewechselt werden, Auftauwasser von Geflügel entsorgen und damit in Berührung gekommene Oberflächen mit heißem Wasser gereinigt werden.

Was ist zu tun, wenn es einen schon "erwischt" hat?

Wer Durchfall hat, verliert Elektrolyte, darunter Natrium oder Kalium und Wasser. Daher kommt nach altem Hausrezept der Gedanke, Cola und Salzstangen zu sich zu nehmen. So führt man dem Darm gleichzeitig die wichtigen Bausteine Salz, Zucker und Wasser zu, erklärt der Krefelder Gastroenterologe Prof. Dr. Frieling. Erste Maßnahme bei Durchfall sollte immer der Ausgleich des Flüssigkeits- und Mineralstoffverlustes sein. Darum sollte der Kranke darauf achten, pro Tag rund zwei Liter zu trinken, empfiehlt Prof. Dr. Thomas Weinke, Chefarzt der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie in Potsdam.

Am besten eignen sich Mineralwasser und Kräutertee. Besonders bei kleinen Kindern oder älteren Menschen helfen fertige Elektrolytlösungen aus der Apotheke, den Flüssigkeits- und Mineralsalzverlust auszugleichen. Ein nützliches Getränk bei Durchfall ist zudem zur Hälfte mit Wasser verdünnter schwarzer Tee. In kleinen Schlucken getrunken, gibt man dem Körper die Chance, sich langsam auf die Nahrungsaufnahme einzustellen.

Grundlage einer jeden Therapie ist eine angepasste Ernährung. Kurz: Schonkost ist angesagt. Die ist zwar etwas eintönig, wirklich Kranke greifen aber gerne auf trockene Brötchen, Zwieback, Knäckebrot oder gekochten Reis zurück. Erlaubt sind auch Kartoffelpüree und Bananen. Hilfreich sind pektinhaltige Lebensmittel, wie geriebene Äpfel, die den Stuhl binden. Fett- und ballaststoffhaltige Nahrungsmittel wie Vollkornbrot, Obst oder Gemüse sollte man für die Dauer der Durchfälle lieber im Schrank lassen. Die Darmflora profitiert hingegen von einem Naturjoghurt oder probiotischen Mitteln.

Medikamente, die die Darmtätigkeit hemmen wie zum Beispiel Loperamid oder Immodium, sollten nur im äußersten Notfall eingenommen werden, betont die Gastro-Liga. Sinnvoll kann deren Einnahme bei schwersten Durchfällen mit starkem Wasserverlust sein. Der Grund: Durchfall ist für den Betroffenen zwar unangenehm, trägt aber auch dazu bei, Krankheitserreger möglichst rasch aus dem Körper zu entfernen. Medikamente, die die Darmtätigkeit hemmen, scheinen die Heilung eher zu verzögern. Auf keinen Fall dürfen sie bei blutigen oder fieberhaften Durchfällen gegeben werden. Sie können dann zu gefährlichen Zuständen von Darmlähmung führen.

Wann muss man zum Arzt?

Die meisten Magen-Darm-Infekte kann man zu Hause auskurieren. Tritt nach zwei Tagen akutem Durchfall aber keine Besserung ein oder verläuft er ungewöhnlich schwer mit Fieber, Blut im Stuhl und Austrocknung, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Gleiches gilt, wenn der Brechreiz so massiv ist, dass keine Flüssigkeitsaufnahme möglich ist. Dann kann es auch schneller notwendig werden, den Arzt einzuschalten, weil dann Infusionen notwendig sein können.

Kann man vorbeugen?

Einige Milchsäurebakterien können Entzündungen lindern und so Magen- und Darmbeschwerden vorbeugen, das fand jüngst die Technische Universität München in einer Studie belegt, indem die Wissenschaftler dort den biochemischen Mechanismus entschlüsselten, der hinter der Schutzwirkung der Bakterien steckt. In Versuchen mit Mäusen konnten die Forscher zeigen, dass Lactocepin — ein von bestimmten Milchsäurebakterien produziertes Enzym — gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe abbaut. Mit diesem Wissen könnte auch chronisch Darmkranken wie Morbus Crohn-Patienten geholfen werden.

(wat)
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