Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen? So erkennen Sie eine Gehörgangsentzündung

Krefeld/Mönchengladbach · Immer mehr erleben es: Nach dem Schwimmen im Badesee kommt plötzlich der Ohrenschmerz. Denn beim Sprung ins Naß nisten sich leicht Bakterien und Pilze im Gehörgang ein und verursachen "Badeotitis".

Die Wartezimmer der Hals-Nasen-Ohrenärzte sind in diesen Tagen voll. Die meisten quälen starke Schmerzen im Ohr, die manchen an eine Mittelohrentzündung denken lassen. Im Gegensatz zu dieser Form der Entzündung, hilft bei der Bedotitis kein Nasenspray. Denn das, was im Gehörgang die Pein erzeugt, ist kein festsitzendes Sekret. Vielmehr zeigt der Blick durch das Otoskop des Arztes, dass der Gang zum Trommelfell feuerrot und geschwollen ist. Der Gehörgang hat sich also entzündet.

Gefahrenzone Verletzung im Ohr

"Das passiert gehäuft im Sommer", erklärt Dr. Joachim Wichmann, Landesvorsitzender im Berufsverband deutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte in NRW. Wenn Badeseen und Freibäder Hochkonjunktur haben, finden die fiesen Keime aus dem Wasser in feucht-warmen Ohren optimale Wachstumsvoraussetzungen. "Oft bereiten Mikroverletzungen im Ohr das Problem", sagt der Ohrenspezialist. An sich würden diese wahrscheinlich unbemerkt bleiben. Kommen sie aber mit infiziertem Wasser in Kontakt, fängt es in der kleinen Wunde an zu brodeln.

Haben Bakterien ihren Weg ins Ohr gefunden, kommt es schon wenige Stunden nach dem Schwimmspaß zu einem Jucken im Ohrinnern. Manchmal gibt es erste Vorboten des Entzünungsschmerzes, der sich zunächst beim Druck auf den kleinen Knorpelvorsprung vor dem Gehörgang bemerkbar macht.

Unbehandelt drohen Schädel- oder Gehirnentzündung

Wer jetzt reagiert und gleich zum Arzt geht, kann Schlimmeres verhindern. Denn zu Beginn ist es nur die dünne Haut im Gehörkanal, die sich entzündet. Mit der Zeit dehnt sich der Herd jedoch aus. Der Weg zum Trommelfell schwillt immer weiter an. Das kann sich massiv beim Hören bemerkbar machen. Alle Geräusche scheinen wie durch einen dicken Wattebausch im Ohr zu müssen. Erfolgt dann keine Behandlung, kann die Badeotitis auf den Ohrknorpel übergehen und zu einer Verformung der Ohrmuschel führen. Im schlimmsten Fall greift die Entzündung auf die Knochen des Gehörgangs, des Mittel- und Innenohrs oder Schädels über und kann sogar das Gehirn befallen.

Wer besonders gefährdet ist

Mit abschwellenden, reinigenden oder antientzündlichen Salbenstreifen kann der Arzt die Entzündung beseitigen. "Bei ein bis zwei Patienten pro Quartal greift diese Therapie nicht gleich", sagt der Krefelder HNO Dr. Joachim Wichmann. " Bei ihnen reißt die Haut im Ohr schneller ein, denn sie hat keine Fettschicht", erläutert Wacker. Diabetiker oder immungeschwächte Menschen sollten deshalb besondere Vorsicht walten lassen, damit für sie die Badesaison nicht im Krankenhaus endet. Auch Menschen mit Neurodermitis, trockener Haut oder Ekzemen sind besonders leicht betroffen, da sie oftmals Cremes benutzen, die die Haut zusätzlich austrocknen.

Simple Schutzmaßnahme

Wer um sein Problem weiß, der kann dem entgegenwirken. "Ein Tröpfchen Babyöl vor dem Schwimmen im Ohr wirkt Wunder. Alternativ kann man vor dem Schwimmen oder Haare waschen auch ein Stückchen mit Vaseline gefettete Watte ins Ohr geben. Eine dauerhafte Lösung bieten sogenannte Oto-Plastiken. Das sind individuell auf den Gehörgang angepasste Schutzstöpsel. Die fertigt der Hörakustiker an.

(wat)
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