Schweinegrippe Was Sie jetzt zur Impfung wissen sollten

Düsseldorf (RP). In zwei Wochen sollen die Impfungen gegen die Schweinegrippe starten. Doch manche Ärzte warnen vor dem kaum erprobten Impfstoff. Die Meinungen darüber gehen weit auseinander. Bei vielen Menschen wächst die Skepsis. Warum etwa bekommt die Bundeswehr ein anderes Mittel als die breite Masse? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

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Am 26. Oktober soll der Impfstoff gegen das Schweinegrippe-Virus H1N1 zur Verfügung stehen. Die Zweifel bleiben. An der geplanten Massenimpfung gegen die Schweinegrippe gibt es Kritik von Medizinern. Unlängst lehnte gar der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, eine solche Impfung ab, wie das Bielefelder "Westfalen-Blatt" berichtete. Der in Deutschland zugelassene Impfstoff Pandemrix sei mit erheblichen Risiken behaftet.

Der Virologe Alexander Kekulé warf den Ländern vor, den falschen Impfstoff bestellt zu haben. Der Wirkstoff für die Zivilbevölkerung enthält nach seinen Angaben einen Wirkungsverstärker mit erheblichen Nebenwirkungen.

Am Montag lösten Meldungen über die Impfpläne der Bundeswehr Irritationen aus. Die Militärs setzen auf ein anderes Mittel ohne zusätzliche Inhaltsstoffe, um Wechselwirkungen mit anderen Impfungen zu vermeiden. Der Bundeswehr-Sanitätsdienst bestätigte Medienberichte, wonach das Serum für die Streitkräfte verträglicher ist als das für die Zivilbevölkerung. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wies den Vorwurf einer Besserstellung der Soldaten zurück.

Virus, Impfung, Nebenwirkungen - wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie lange muss man nach einer Schutzimpfung gegen die saisonale Grippe warten?

Nach Aussage des Robert-Koch-Instituts spricht nichts dagegen, sich gleichzeitig gegen Schweinegrippe und die saisonale Grippe impfen zu lassen. Allerdings sollten die Injektionen nicht in den selben Arm erfolgen: Wer links gegen die saisonale Grippe geimpft wird, erhält rechts die Schweinegrippe-Impfung. Ansonsten sollten vier Wochen zwischen den beiden Impfungen liegen. Das ist indes eine Standard-Empfehlung — und keine Besonderheit des Schweinegrippe-Impfstoffes.

Reicht bereits eine Impfung aus?

Bisher ging man davon aus, dass erst zwei Impfungen für einen ausreichenden Schutz vor H1N1 sorgen. Erste Studienergebnisse an Erwachsenen zwischen 18 und 60 Jahren legen jetzt jedoch nahe, dass bereits eine Injektion ausreicht. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO kommt mittlerweile zu diesem Schluss. Bis Mitte November möchte nun die Ständige Impfkommission in Deutschland dazu eine endgültige Entscheidung fällen.

Doch schon jetzt gehen das Robert-Koch und das Paul-Ehrlich-Institut davon aus, dass für Menschen zwischen zehn und 60 Jahren eine Dosis (0,5 Milliliter) ausreicht. Kinder zwischen sechs Monaten und neun Jahren sollen im Abstand von drei Wochen jeweils eine halbe Erwachsenen-Dosis erhalten, Senioren über 60 Jahre zwei volle Erwachsenendosen — ebenfalls über drei Wochen verteilt.

Sind die Impfstoffe gefährlich?

Erst gestern hat sich der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, im "Westfalen-Blatt" gegen die Schweinegrippe-Impfung ausgesprochen. Begründung: Der in Deutschland zugelassene Impfstoff Pandemrix sei aufgrund seiner Zusatzstoffe mit erheblichen Risiken behaftet. Es gebe noch zu viele Fragezeichen. Eine Meinung, die von einigen Ärzten geteilt wird. Bisweilen ist sogar von einem Feldversuch die Rede.

Wovor hat man bei den Impfstoffen Angst?

Der Impfstoff besteht im Grunde aus abgetöteten H1N1-Viren. Um aber möglichst schnell eine große Menge an Vakzinen herzustellen, wird nicht das gesamte Virus verwendet. Vielmehr benutzt man unter anderem nur die Eiweiße, mit denen sich der Erreger an menschliche Zellen heftet. Um die Wirkung des Impfstoffs zu verstärken, wird er mit so genannten Adjuvanzien gemischt. Diese Stoffe locken Abwehrzellen an, aktivieren sie und verstärken dadurch die Immunantwort des Körpers. Zudem sorgen sie dafür, dass die Impfung auch gegen Varianten des Erregers wirkt. Es sind solche "Verstärker", um die sich einige Ärzte Sorgen machen.

Ist diese Angst begründet?

Sowohl das Robert-Koch- als auch das Paul-Ehrlich-Institut widersprechen den Befürchtungen. Die benutzten Adjuvanzien seien bereits erprobt und ihre Wirkung aus Millionen von saisonalen Grippe-Impfungen bekannt. Zudem wurden die Vakzine an Tausenden von Probanden getestet, bevor sie von der EU-Kommission zugelassen wurden. Die Hersteller sind außerdem dazu verpflichtet, die Impfungen und ihre Nebenwirkungen weiterhin zu beobachten sowie jeden Monat zu dokumentieren.

Warum benutzt die Bundeswehr dann einen anderen Impfstoff?

Die Bundeswehr nutzt einen Impfstoff, der das vollständige abgetötete Virus enthält und nicht nur einzelne Bestandteile davon. Dafür kann auf weitere "Verstärker" verzichten werden, weil das Vakzin so eine sehr viel heftigere Immunantwort des Körpers auslöst. Die Bundeswehr möchte auf Zusatzstoffe verzichteten, weil die Soldaten aufgrund der Auslandseinsätze bereits umfassender geimpft seien als die Zivilbevölkerung in Deutschland. Man befürchtet sonst Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen und zieht daher einen "puren" Impfstoff vor.

Das Bundeswehr-Mittel enthält darum auch keine Quecksilber-Verbindungen. Die sind dagegen im Impfstoff für die breite Masse durchaus enthalten. Der Grund: Bereits seit den 30er Jahren werden sie eingesetzt, um Vakzine zu konservieren und vor Befall mit Bakterien zu schützen. Ein Arzt kann so aus einer großen Ampulle mehrere Impfdosen hintereinander ziehen, ohne Gefahr zu laufen, den Wirkstoff möglicherweise zu verunreinigen.

Reicht nicht die Impfung gegen die saisonale Grippe bereits aus?

Die saisonale Grippe-Impfung schützt nicht vor einer Infektion mit dem H1N1-Virus. Auch nicht mit einer eventuell veränderten Variante, die schwerwiegendere Folgen nach sich ziehen könnte. Eine kanadische Studie, nach denen das Ansteckungsrisiko nach einer saisonalen Grippe-Impfung wächst, konnte die WHO indes nicht bestätigen.

Wird es ein Impf-Konzept geben?

Weil der Impfstoff voraussichtlich zunächst nur für ein Drittel der Bevölkerung reicht, wird es ein Impf-Konzept geben. Das soll am 22. Oktober vorgestellt werden.

(RP/ddp/AFP)
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