Hormon-Krankheit medikamentös behandeln So behandeln Sie eine Schilddrüsenunterfunktion mit Tabletten

In Deutschland leidet etwa ein Prozent der Bevölkerung an einer Schilddrüsenunterfunktion. Die Betroffenen kämpfen mit Symptomen wie Gewichtszunahme, Müdigkeit oder Verstopfung. Glücklicherweise ist die Schilddrüsenunterfunktion medikamentös gut behandelbar.

Tabletten gegen Schilddrüsenunterfunktion: 10 hilfreiche Infos
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10 Infos zu den richtigen Tabletten bei Schilddrüsenunterfunktion

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Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)?

Der Hypothalamus und die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) im Gehirn steuern die Produktion der Schilddrüsenhormone im Körper. Dabei schüttet der Hypothalamus das Hormon Thyreoliberin (TRH) aus, das wiederum die Hypophyse anregt, das Hormon Thyreotropin (TSH) freizusetzen. Dieses fördert die Produktion der Schilddrüsenhormone.

Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann durch Funktionsstörungen in der Schilddrüse, durch Störungen der TSH Produktion oder durch die nicht ausreichende Anregung der Hypophyse entstehen. In der Medizin werden deshalb die folgenden Formen der Schilddrüsenunterfunktion unterschieden:

  1. Primäre Schilddrüsenunterfunktion: Die Ursache dieser Schilddrüsen-Erkrankung liegt in der Schilddrüse. Dabei ist die primäre Schilddrüsenunterfunktion die am häufigsten vorkommende Form der Hypothyreose.
  2. Angeborene Schilddrüsenunterfunktion: Einige Kinder werden ohne eine Schilddrüse geboren oder das Organ hat sich fehlerhaft entwickelt.
  3. Erworbene Schilddrüsenunterfunktion: Diese Unterfunktion ist oftmals die Folge einer chronischen Entzündung der Schilddrüse. Es handelt sich hierbei um die Autoimmunkrankheit Hashimoto-Thyreoiditis. Zudem kann die erworbene Schilddrüsenunterfunktion auch durch vorausgegangene ärztliche Behandlungen entstehen. Die Therapie einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann in einigen Fällen über das Ziel hinausschießen. So kann eine Radiojodtherapie (Bestrahlung mit radioaktivem Jod) und auch eine Behandlung mit Medikamenten gegen die Überfunktion die Hormonproduktion nachhaltig stören, dass sich aus der Überfunktion eine Unterfunktion entwickelt.
  4. Sekundäre Schilddrüsenunterfunktion: Hier liegt die Ursache in der Hirnanhangdrüse, da sie zu wenig TSH produziert.
  5. Tertiäre Schilddrüsenunterfunktion: Wenn der Hypothalamus zu wenig TRH produziert, handelt es sich um eine tertiäre Schilddrüsenunterfunktion, die jedoch nur sehr selten auftritt.

Wie wird die Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert?

Die Hormone T3 (Triiodthyronin) und T4 (Thyroxin) werden in der Schilddrüse gebildet, wobei die Bildung von der Jod-Versorgung abhängig ist. Um die Diagnose Schilddrüsenunterfunktion zu bestätigen, ist eine Blutuntersuchung notwendig. Typisch für eine Schilddrüsenunterfunktion ist ein erhöhter TSH-Wert bei gleichzeitig niedrigem T3-Wert. Auch der T4-Wert kann erniedrigt sein. Eine beginnende Schilddrüsenunterfunktion zeigt T3- und T4-Werte im Normalbereich an. Hier ist dann nur der TSH-Wert erhöht.

Welche Tabletten kann man bei Schilddrüsenunterfunktion nehmen?

Die Schilddrüse bildet die Hormone L-Thyroxin sowie Triiodthyronin. Diese beeinflussen viele unterschiedliche Stoffwechselvorgänge im Körper. Unter anderem regen die Hormone die Wärmebildung an, steigern den Energieumsatz und beeinflussen beispielsweise den Fettabbau, das Herz und die Leber.

Der Wirkstoff Levothyroxin entspricht dem natürlichen Schilddrüsenhormon und ist in Medikamenten als Levothyroxin-Natrium enthalten. Eine Levothyroxin-Therapie findet statt, um die fehlenden Schilddrüsen-Hormone zu ersetzen oder um die Schilddrüse zu entlasten. Darüber hinaus findet es in den folgenden Bereichen Anwendung:

  • Ersatz des fehlenden Hormons bei einer Schilddrüsenunterfunktion
  • Begleittherapie bei einer Unterfunktion
  • Behandlung des gutartigen Kropfes bei normaler Schilddrüsenfunktion
  • Verhütung einer erneuten Kropfbildung nach Kropfoperation
  • Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis (chronische Schilddrüsenentzündung)
  • Begleittherapie bei einer Schilddrüsenüberfunktion
  • Unterdrückung des erneuten Tumorwachstums nach Operation eines bösartigen Tumors der Schilddrüse

Das im Handel erhältliche Medikament gibt es in unterschiedlichen Wirkungsstärken, wobei damit der L-Thyroxin-Anteil in Mikrogramm (μg) gemeint ist. Gebräuchlich ist das Medikament mit 25, 50, 75 und 100 Mikrogramm Levothyroxin.

Erwachsene nehmen zur Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion anfänglich jeden Tag 25 bis 50 Mikrogramm Levothyroxin-Natrium ein. In zwei- bis vierwöchigen Abständen kann die L-Thyroxin-Dosis dann erhöht werden, bis sich der Hormonspiegel normalisiert hat.

Wann wirken die Tabletten gegen Schilddrüsenunterfunktion?

Nach der Einnahme wirkt das Medikament relativ schnell. Allerdings kann es eine Weile dauern, bis sich die Beschwerden der Schilddrüsenunterfunktion bessern. Während der Therapie und der langsamen Erhöhung der Dosis sind Blutkontrollen (TSH-Wert) wichtig. Wenn sich die Schilddrüsenwerte normalisiert haben, kann die Dosierung beibehalten werden. Bei der richtigen Dosierung bessern sich die Symptome in der Regel innerhalb von zwei bis drei Wochen.

Wann darf der Wirkstoff Levothyroxin nicht eingenommen werden?

Vor Beginn der Behandlung mit dem Arzneimittel sollten folgende Erkrankungen ausgeschlossen bzw. behandelt werden:

  • Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems
  • Erkrankung der Herzkranzgefäße
  • Angina Pectoris (Schmerzen in der Herzgegend mit Beengungsgefühl)
  • Bluthochdruck
  • Schilddrüsenautonomie (vergrößerte Schilddrüse, die unkontrolliert Schilddrüsenhormone produziert)
  • Epilepsie
  • Diabetes

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Das Arzneimittel kann Nebenwirkungen haben, vor allem bei hoher Dosierung. Diese Nebenwirkungen können auftreten, wenn die Dosis zu Beginn der Therapie zu schnell erhöht wird (Überdosierung). Infolge dessen können sich die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion zeigen. Häufige Nebenwirkungen sind dann Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Nervosität und Herzklopfen. Eine weitere häufige Nebenwirkung ist Herzrasen (Tachykardie). Eher seltene auftretende Nebenwirkungen sind unter anderem Erbrechen, Durchfall, übermäßiges Schwitzen, Fieber und Muskelschwäche.

Wenn Betroffene Nebenwirkungen von dem Medikament bemerken, sollten sie diese dem behandelnden Arzt mitteilen.

Des Weiteren dürfen Patienten das Medikament nicht zur Gewichtsabnahme einnehmen. Wenn die Schilddrüsenwerte im Normalbereich liegen, bewirkt die zusätzliche Einnahme des Medikamentes keine Abnahme des Gewichts. Vielmehr kann die Einnahme schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen. Wenn das Medikament mit bestimmten Mitteln zur Gewichtsabnahme kombiniert wird, können sogar lebensbedrohliche Nebenwirkungen auftreten.

Einnahme der Tabletten während der Schwangerschaft und in der Stillzeit

Wenn schwangere Frauen unter einer Schilddrüsen-Erkrankung bzw. einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, ist die Dosierung besonders wichtig. Denn das Medikament hat großen Einfluss auf den Stoffwechsel und damit auch auf die Kindesentwicklung. Aufgrund des veränderten Hormonaushaltes während der Schwangerschaft, kann sich der Bedarf an Schilddrüsenhormonen erhöhen. Bei einer guten Einstellung sind jedoch keine negativen Auswirkungen auf das Kind zu erwarten.

In Bezug auf die Stillzeit und die gleichzeitige Einnahme des Medikamentes ist zu sagen, dass der Wirkstoff in nicht nennenswerten Mengen in die Muttermilch übergeht. Deshalb können stillende Mütter ihr Medikament bedenkenlos einnehmen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Das Medikament mit dem Wirkstoff Levothyroxin kann die Wirkung anderer Arzneimittel beeinflussen. Hierzu gehören vor allem blutzuckersenkende Arzneimittel (Antidiabetika) sowie blutgerinnungshemmende Medikamente (Cumarinderivate).

Darüber hinaus kann die Wirkung von L-Thyroxin durch andere Arzneimittel beeinflusst werden. Hierzu gehören unter anderem:

  • Wenn ein Patient Medikamente zur Senkung der Blutfette oder erhöhter Kalium- oder Phosphatkonzentrationen im Blut, so sollten diese mindestens vier Stunden nach der Einnahme von L-Thyroxin eingenommen werden, da sonst die Aufnahme des Wirkstoffes gehemmt wird.
  • Medikamente, die erhöhte Cholesterinkonzentrationen im Blut vermindern, können die Aufnahme von Levothyroxin verringern. Auch hier sollte Einnahme des L-Thyroxins mindestens vier Stunden vor den Colesevelam stattfinden.
  • Betablocker und Glukokortikoide können die Umwandlung des Levothyroxins hemmen, sodass die Wirksamkeit vermindert wird.

Darüber hinaus können östrogenhaltige Hormonpräparate wie Antibabypille den Bedarf an L-Thyroxin steigern.

Aufgrund der vielfältigen möglichen Wechselwirkungen sollten Betroffene ihrem Arzt unbedingt mitteilen, welche Medikamente sie noch einnehmen.

Warum darf man Tabletten gegen Schilddrüsenunterfunktion nicht mit Milch nehmen?

Milch und Milchprodukte sind sehr kalziumreich. Im Darm kann Kalzium nicht lösliche Verbindungen bilden und damit Medikamentenwirkstoffe an sich binden. Infolge dessen werden die Wirkstoffe vom Körper größtenteils ungenutzt ausgeschieden, sodass die Wirkung unzureichend ist. Bei verschiedenen Antibiotika ist das bereits bekannt. Aber Milch kann auch die Aufnahme des L-Thyroxins stören. Das legen die Ergebnisse einer Studie nahe, die von der UCLA David Geffen School of Medicine in Los Angeles durchgeführt wurde.

Die Forscher untersuchten Frauen und Männer im Durchschnittsalter von 33,7 Jahren, die unter keiner Schilddrüsenerkrankung litten. Zu Beginn der Studie wiesen die Probanden eine normale Schilddrüsenhormonfunktion auf. Ein Teil der Studienteilnehmer sollte morgens auf nüchternen Magen 1.000 Mikrogramm L-Thyroxin einnehmen. Andere Teilnehmer nahmen die gleiche Dosis mit 340 Milliliter Milch ein. Zwischendurch wurde den Teilnehmern Blut abgenommen und die Werte wurden in einer grafischen Kurve erfasst.

Im Ergebnis heißt es, dass die gleichzeitige Einnahme von Milch die orale Aufnahme L-Thyroxin verringerte. Deshalb empfehlen die Forscher, mindestens drei Stunden vor und drei Stunden nach der Einnahme der L-Thyroxin-Tablette keine Milch oder Milchprodukte zu verzehren.

Die konstante Hormonzufuhr ist von großer Bedeutung, denn nur so ist ein stabiler Hormonspiegel zu erreichen. Nicht nur Milch kann die Aufnahme der Hormone und damit die Wirksamkeit beeinträchtigen, sondern auch Soja-Produkte, da diese ebenfalls kalziumreich sind. Ebenso können kalziumreiche Mineralwässer und Blutfettsenker wie Colestyramin die Wirkung beeinträchtigen.

Wann sollte man die Tabletten einnehmen?

In der Regel wird empfohlen, die L-Thyroxin-Tablette morgens auf nüchternen Magen einzunehmen, und zwar 30 Minuten vor der ersten Mahlzeit. Jedoch fällt es dem einen oder anderen Patienten schwer, sich diszipliniert an dieses Einnahmeschema zu halten.

Wenn ein Patient das Arzneimittel über einen längeren Zeitraum nicht auf nüchternen Magen einnimmt, sollte keine plötzliche Umstellung auf eine Nüchterneinnahme erfolgen. Denn hier läuft der Patient Gefahr, die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion zu entwickeln. Eine Umstellung auf die Nüchterneinnahme sollte deshalb vorsichtig und nur unter Hormonspiegel-Kontrollen erfolgen. Da sich hier die Resorption verbessern kann, wäre auch eine Reduktion der Dosis möglich.

In verschiedenen Studien wurde die Frage untersucht, ob die abendliche Tabletteneinnahme eine Alternative wäre. An Patienten, die unter einer Unterfunktion der Schilddrüse leiden, wurde untersucht, inwieweit sich der Einnahmezeitpunkt auf den Hormonspiegel auswirkt. Deshalb wurden für die Abendeinnahme verschiedene Zeitpunkte ausgewählt (mindestens zwei Stunden oder 30 Minuten nach dem Abendessen, direkt vor dem Schlafgehen).

Die Ergebnisse zeigen, dass die abendliche Einnahme der morgendlichen Einnahme nicht unterlegen ist. So ließen die gemessenen TSH- und T4-Werte die Schlussfolgerungen zu, dass die Abendeinnahme genauso effektiv wie die Morgeneinnahme sei. Bei der Abendeinnahme wurde sogar eine verbesserte Bioverfügbarkeit angenommen, da sich die Magen-Darm-Tätigkeit abends verlangsamt.

Zusammenfassend heißt das, dass die Abendeinnahme 30 Minuten vor der Abendmahlzeit oder aber mindestens zwei Stunden danach genauso effektiv ist wie die Morgeneinnahme nach dem gleichen Schema. Deshalb kann eine Abendeinnahme auch für Patienten empfohlen werden, wenn diese besser zu den Lebensgewohnheiten passt.

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