Die Schilddrüse ist so groß wie eine Walnuss. Ebenso erinnert sie in ihrer Form an einen zierlichen Schmetterling mit ausgebreiteten Flügeln. Auch wenn es sich bei ihr um ein vergleichsweise kleines Organ unterhalb des Kehlkopfes handelt, so ist ihre Bedeutung für die Gesundheit des Menschen enorm wichtig. Hier erfahren Sie das Wichtigste zu einer Schilddrüsenunterfunktion.
Klein und überlebenswichtig - die Schilddrüse. Als wichtigste Hormondrüse im menschlichen Körper überhaupt spielt sie eine wesentliche Rolle bei der Regulation des Stoffwechsels. Außerdem nimmt das kleine Organ einen großen Einfluss auf die verschiedensten Körperfunktionen: Die Schilddrüse steuert den Energieverbrauch. Sie reguliert die Körperwärme. Gleichwohl aktiviert sie Muskeln, Nerven, Magen und Darm sowie Herz und Kreislauf. Ebenso beeinflusst die Schilddrüse die Sexualität und lenkt die physische und psychische Entwicklung.
Funktioniert die Schilddrüse jedoch nicht richtig, so können ähnlich wie beim sogenannten Butterfly-Effekt die kleinsten Unstimmigkeiten ungeahnte Folgen für den menschlichen Körper haben. Die beiden Zaubermittel, die dafür sorgen, dass alles im Gleichgewicht bleibt, sind das Schilddrüsenhormon T3 (Trijodthyronin) und das Schilddrüsenhormon T4 (Tetrajodthyronin/Thyroxin). Solange diese beiden Schilddrüsenhormone ausreichend durch die Schilddrüse produziert werden - nicht zu viel und auch nicht zu wenig - verläuft das Leben in geregelten Bahnen.
Um gut funktionieren zu können, braucht die Schilddrüse Jod. Da der Körper diesen Nährstoff nicht selbst herstellen kann, müssen immer ausreichende Mengen an Jod über die Nahrung aufgenommen werden. Kommt es jedoch zu einem Jodmangel, so führt dieser Mangelzustand zu vielen Erkrankungen der Schilddrüse.
Die häufigsten Erkrankungen kurz zusammengefasst:
- Kropf (Struma): Erhält die Schilddrüse zu wenig Jod, ist sie nicht mehr in der Lage, ausreichend Hormone zu produzieren. Sie versucht den Jodmangel dadurch auszugleichen, indem sie sich vergrößert. Es entsteht ein Kropf, und die Mediziner sprechen auch von einem Jodmangelstruma.
- Schilddrüsenüberfunktion: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) handelt es sich um eine überhöhte Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen. Dadurch läuft der menschliche Körper quasi auf 'Hochtouren'. Typische Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion sind etwa Herzrhythmusstörungen, Haarausfall, Schlaflosigkeit und Stimmungsschwankungen. Eine häufige Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist auch die Basedow-Krankheit.
- Schilddrüsenunterfunktion: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) werden zu wenige Schilddrüsenhormone von der Schilddrüse produziert. Die weit verbreitete Ursache für eine Unterfunktion ist eine chronische Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Thyreoiditis).
Was ist eine Schilddrüsenunterfunktion?
Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ. Es liegt unterhalb des Kehlkopfes und über der Luftröhre. Ihre Aufgabe ist es, mithilfe des Nährstoffs Jod zwei lebenswichtige Hormone zu bilden: T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tetrajodthyronin/Thyroxin). Die Produktion und Ausschüttung wird über die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) und den Hypothalamus reguliert. Ob und wie viel von den hergestellten Hormonen freigesetzt wird, entscheidet letztendlich die Konzentration der Hormone im Blut.
Sobald die Schilddrüse zu geringe Mengen der Hormone T3 und T4 ausschüttet, liegt eine Schilddrüsenunterfunktion vor. Eine solche Unterfunktion kann in den seltenen Fällen angeboren sein. Oftmals ist sie jedoch eine Folge einer Schilddrüsen-Operation mit einer teilweisen oder vollständigen Entfernung des Organs. Ebenso kann eine Schilddrüsenunterfunktion durch Autoimmunerkrankungen entstehen, die wiederum eine Schilddrüsenentzündung verursachen. Dabei wird das Gewebe der Schilddrüse durch Antikörper angegriffen und zerstört. Die am häufigsten vorkommende Autoimmunkrankheit ist Hashimoto-Thyreoiditis.
Eine Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion können auch Medikamente sein, die zur Behandlung eingenommen werden.
Manchmal kann eine Erkrankung auch ganz banale Ursachen haben. Im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion ist es möglich, dass schlicht weg ein Jodmangel zugrunde liegt. Dieser Mangel lässt sich mit Jodtabletten, Schilddrüsenhormon-Tabletten wie L-Thyroxin oder einer ausreichenden Versorgung mit Jod bei der Ernährung beheben.
Exkurs: L-Thyroxin
Bei einer Hypothyreose verschreibt der behandelnde Arzt zur Therapie das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin. Es wirkt im Körper wie die körpereigenen Schilddrüsenhormone. Bevor es jedoch zur Anwendung kommt, wird in regelmäßigen Abständen der Gehalt von Jod ermittelt. Sollte ein Jodmangel vorliegen, so kann die Therapie mit L-Thyroxin gestartet werden.
In der Regel handelt es sich bei L-Thyroxin um ein gut verträgliches Medikament. Demzufolge treten bei der Therapie selten Nebenwirkungen auf. Dennoch können bei einer falschen Anwendung Probleme entstehen. Das passiert, wenn die Menge an L-Thyroxin zu schnell gesteigert wird und eine Überdosierung eintritt. Infolgedessen können die typischen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten. Hierzu zählen unter anderen:
- Herzrhythmusstörungen
- Gefühl von innerer Hitze und Schwitzen
- Zitteranfälle
- innere Unruhe
- Schlaflosigkeit
Stellen Patienten bei der Therapie mit L-Thyroxin solche Beschwerden fest, sollte der behandelnde Arzt aufgesucht werden. Entweder wird die Dosis für eine Zeit lang reduziert oder die Einnahme des Medikaments wird gänzlich abgesetzt. Kommt es indes zu einer gesundheitlichen Besserung des Patienten, kann die Behandlung mit einer geringeren Dosis fortgesetzt werden.
Übrigens: Bis man die richtige Wirkstärke von L-Thyroxin gefunden hat, können einige Wochen und manchmal sogar Monate vergehen. Das hängt unter anderem vom Gewicht, Alter und Vorerkrankungen des Patienten ab.
Idealerweise sollte das Schilddrüsen-Medikament L-Thyroxin morgens auf nüchternen Magen mit etwas Wasser eingenommen werden. So kann das Medikament vom Körper besser aufgenommen werden.
Wie kann man eine Schilddrüsenunterfunktion erkennen?
Kleine Drüse mit komplexer Wirkung. So lässt sich die Schilddrüsenunterfunktion wohl am besten beschreiben. Umso wichtiger ist es, die Symptome bei einer Unterfunktion der Schilddrüse zu kennen. Liegt lediglich eine leichte Form der Schilddrüsenunterfunktion vor, so können die Symptome entweder unentdeckt bleiben oder unspezifisch auftreten. Zudem können sie mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Gleichwohl fallen die Symptome von Patient zu Patient unterschiedlich aus.
Erwachsene
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion handelt es sich meist um eine schleichende Erkrankung, bei der bestehende Fehlfunktionen erst spät wahrgenommen werden. So klagen Patienten im Erwachsenenalter, deren Schilddrüse nicht genügend Hormone produzieren, oftmals unter Müdigkeit, Verstopfung, Konzentrationsschwäche, Gewichtszunahme und emotionalen Verstimmungen.
Kinder und Jugendliche
Erkrankungen der Schilddrüse zeigen sich bei unbehandelten Kindern und Jugendlichen in verschiedenartiger Weise. Gewöhnlich fallen sie durch eine verlangsamte Entwicklung von Körper und Geist auf. Die Kinder sind anfälliger auf Infektionen und leiden unter Blässe. Zudem kommt es zu einer verspäteten Zahnbildung.
Teenager zeigen bei einer Unterfunktion der Schilddrüse ähnliche Symptome wie bei Erwachsenen. Erschwerend kommt jedoch die Pubertät hinzu. Gerade in dieser Zeit haben Jugendliche schwer mit ihren Hormonen zu kämpfen, die alles auf den Kopf stellen können. Kurzum: Für Jugendliche ist es eine aufregende und anstrengende Zeit, in der physische und psychische Veränderungen eine große Herausforderung für Jugendliche darstellen.
Charakteristische Symptome sind bei den Teenagern zum Beispiel:
- Konzentrationsschwäche
- Gewichtszunahme
- Wachstumsstörungen
- Schulprobleme
- Schlafstörungen
Schwangere und Neugeborene
Bereits im Mutterleib spielt die Schilddrüse der werdenden Mutter eine wichtige Rolle. Schließlich ist eine ausreichende Versorgung mit Schilddrüsenhormonen grundlegend für eine normale körperliche und geistige Entwicklung des Kindes. Sie sorgen nämlich dafür, dass sich Muskeln, Nerven und der Stoffwechsel der Knochen gut entfalten können.
Während bis zur Halbzeit der Schwangerschaft die Versorgung des Hormonstoffwechsels des Kindes von den Schilddrüsenhormonen der Mutter gesteuert wird, erfolgt danach die Regulierung durch die eigene Drüse des noch ungeborenen Kindes. Bei einem Jodmangel kann es beim Kind zu einer geistigen Behinderung und Wachstumsstörung kommen. Sollte eine Schilddrüsenunterfunktion während der Schwangerschaft unbehandelt bleiben, ist die Schwangere einem erhöhten Risiko für Fehl- und Frühgeburten ausgesetzt. Das trifft auch auf einer Schilddrüsenüberfunktion zu. Zudem kann es hier zu einer vorzeitigen Plazenta-Ablösung kommen. Kindern können ferner mit körperlichen Fehlbildungen zur Welt kommen.
Anmerkung: Die Hashimoto-Thyreoiditis beginnt gewöhnlich bei hormonellen Umstellungen wie in der Pubertät, nach der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Bei dieser Krankheit greift das Immunsystem fälschlicherweise das Gewebe der Schilddrüse an. Es bilden sich Antikörper, die eine chronische Entzündung auslösen. Als Folge entwickelt sich allmählich eine Schilddrüsenunterfunktion.
Wozu kann eine Schilddrüsenunterfunktion führen?
Eine Unterfunktion der Schilddrüse sorgt im gesamten Hormonhaushalt des Körpers ohnehin schon für Verwirrung. Bleibt die Erkrankung jedoch dauerhaft unbehandelt, können Patienten erhebliche Schäden davon tragen. Im Raum stehen bei einer fortgeschrittenen Schilddrüsenunterfunktion psychische Veränderungen, die sich durch Halluzinationen und Wahnzuständen ausdrücken. Auch Wassereinlagerungen, insbesondere bei Schwellungen der Zunge und Augen, können schwerwiegende Beschwerden verursachen.
In der Regel haben Patienten mit einer Unterfunktion der Schilddrüse auch schlechte Blutwerte. Diese können sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit auswirken. Somit fällt es dem Cholesterin leicht, sich in den Blutgefäßen abzulagern. Infolge dessen kommt es zu einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Außerdem erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzmuskelschwäche.
Wann ist eine Schilddrüsenunterfunktion gefährlich?
Bei einer nicht ausreichend behandelnden oder nicht aufgedeckten Hypothyreose kann man sogar ins Koma fallen. Vor allem, wenn zusätzliche Belastungen wie Narkosen, Unfälle, Infektionen oder bestimmte Medikamente hinzukommen. In extremen Fällen führt ein hypothyreotes Koma sogar zu Todesfällen.
Wer diagnostiziert eine Schilddrüsenunterfunktion?
Gewöhnlich sucht man bei körperlichen Beschwerden die Hausärztin oder den Hausarzt als Erstes auf. Sollten sich die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion bzw. Schilddrüsenüberfunktion bestätigen, übernimmt ein Internist (Facharzt für Innere Medizin) oder ein Endokrinologe die weitere Behandlung.
Die Diagnose selbst verläuft in mehreren Schritten. Nach dem Anamnesegespräch folgt eine Blutuntersuchung. Es wird überprüft, ob der TSH-Wert im Normbereich liegt. Sofern höhere TSH-Werte vorliegen, muss die Hormonproduktion in der Schilddrüse befeuert werden. Denn der Blutspiegel der Schilddrüsenhormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) fällt einfach zu niedrig aus.
Sollte sich der TSH-Wert hingegen unter der Norm befinden, so liegt die Ursache darin, dass zu viele Schilddrüsenhormone T3 und T4 produziert werden. In diesem Fall entsteht oftmals eine Schilddrüsenüberfunktion. Hierbei kommen verschiedene Ursachen in Frage: Morbus Basedow, autonom produzierendes Schilddrüsenadenom (heiße Knoten) und Schilddrüsenvergrößerung (Kropf).
Übrigens: Der TSH-Wert ist eine Abkürzung für Thyreoidea-stimulierendes Hormon (Thyreotroponin), das von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) ausgeschüttet wird.
Wenn der behandelnde Arzt die Ursache gefunden hat, können die abweichenden TSH-Werte im Rahmen einer Therapie mit Medikamenten reguliert werden.