In Deutschland gibt es jedes Jahr ungefähr 3300 Infektionen mit Scharlach. Dabei sind Kinder zwischen drei und zehn Jahren am häufigsten betroffen, weshalb Scharlach auch in die Kategorie Kinderkrankheiten fällt. Obwohl meist nur Kinder erkranken, gibt es auch Fälle, bei denen Erwachsene und sogar Schwangere erkranken. Anders als beispielsweise bei den Röteln besteht hier jedoch keine Gefahr. Aber was ist Scharlach eigentlich und wie wird die Erkrankung behandelt?
Was ist Scharlach?
Scharlach gehört zu den Infektionskrankheiten und wurde im 9. Jahrhundert nach Europa eingeschleppt. Etwa um das Jahr 1556 gab es die ersten Beschreibungen des "Purpurfiebers". Damals war die Kinderkrankheit hochgefährlich, bis dann das Antibiotikum entwickelt wurde. Heute verläuft die Erkrankung in der Regel harmlos und ohne Folgeschäden, sofern eine Behandlung erfolgt.
Welcher Erreger verursacht Scharlach?
Die Infektionskrankheit wird durch Streptokokken der sogenannten Lancefield-Gruppe A ausgelöst. Rebecca Lancefield teilte die β-hämolysierende Streptokokken aufgrund des Vorhandenseins von Antigenen in Gruppen ein. Dabei können die Bakterien der Gruppe A nicht nur Scharlach auslösen, sondern auch beispielsweise eine Mandelentzündung oder eine Rachenentzündung.
Für die Produktion des Streptokokken-Toxins müssen die Scharlach-Erreger einen „Virus im Bakterium“ (Bakteriophagen) haben. Gelangt das Toxin dann in die Haut, zeigt sich der typische Ausschlag. Andernfalls kommt es zu einer eitrigen Mandelentzündung.
Welche Symptome treten bei Scharlach auf?
Die Erkrankung äußert sich vor allem mit plötzlich auftretendem hohen Fieber und Schluckbeschwerden. Zu den ersten Symptomen gehören aber auch starke Halsschmerzen und Kopfschmerzen. Übelkeit kann ebenfalls als Symptom der Scharlach-Erkrankung auftreten.
Ein typisches Anzeichen ist darüber hinaus, dass die Zunge zunächst belegt ist und sich in der Regel ab dem zweiten Krankheitstag rötet (Himbeerzunge). Außerdem kommt es zu dem typischen Hautausschlag, der sich am ganzen Körper ausbreiten kann. Dabei erinnert der Hautausschlag an Sandpapier, denn dieser ist sehr feinfleckig (Exanthem). Zunächst beginnt der Ausschlag am Brustkorb. Danach weitet er sich auf den ganzen Körper aus. Lediglich das sogenannte Mund-Kinn-Dreieck bleibt ausgespart. Meist ist der typische Hautausschlag besonders stark in der Leistengegend ausgeprägt. Ungefähr zwei bis vier Wochen nach Beginn der Erkrankung verschwindet der Ausschlag. Die Haut schuppt sich dann ab.
Die Scharlach-Symptome äußern sich auch dahingehend, dass sich die Mandeln vergrößern. Hierauf bilden sich dann kleine Eiterbelege (Tonsillitis). Gleichzeitig schwellen die Lymphknoten am Hals an.
Ungefähr sechs bis acht Wochen nach der Ansteckung bildet sich meist eine sogenannte Feersche Nagellinie. Dies ist eine Querfurche im Nagel, die sich vor allem am Daumen zeigt. Zwar bildet sich diese Nagellinie bei unterschiedlichen Erkrankungen, bei einer Infektion mit Streptokokken ist sie jedoch besonders gut zu erkennen. Da die Nagellinie mit dem Nagel wächst, kann sie nach einer gewissen Zeit beim Schneiden der Nägel entfernt werden.
Weitere Infos zu Scharlach-Symptomen und zur Behandlung finden Sie hier.
Diagnose mithilfe Streptokokken-Schnelltest
Wenn der Hautausschlag und die Himbeerzunge sichtbar sind, dürfte eine Infektion mit Streptokokken naheliegend sein. Ein weiterer Hinweis auf eine Infektion ist der plötzlich eintretende Krankheitsverlauf. Da jedoch unterschiedliche Viren ähnliche Symptome wie Streptokokken hervorrufen können, macht der Arzt einen Abstrich aus dem Rachen. Mithilfe des Streptokokken-Schnelltests ist die Diagnose dann schnell gesichert. Sollte der Schnelltest jedoch negativ sein, wird der Erreger zur Sicherheit in einer Bakterien-Kultur angezüchtet und identifiziert.
Wie wird Scharlach behandelt?
Die Behandlung der Erkrankung erfolgt mit dem Antibiotikum Penicillin über zehn Tage, um die Symptome zu lindern. Außerdem können mit solch einer Antibiotika-Therapie Komplikationen verhindert werden. Sollte eine Allergie gegenüber Penicillin bestehen oder aber aus anderen Gründen nicht gut verträglich sein, so kommen alternativ die Antibiotika Cephalosporine oder Erythromycin zum Einsatz.
Darüber hinaus sollten Eltern folgende Maßnahmen ergreifen, wenn ihr Kind erkrankt ist:
- Wenn das Kind Fieber hat, sollte es sich schonen.
- Das Kind sollte möglichst keinen direkten Kontakt mit anderen Personen haben, damit es diese nicht ansteckt.
- Damit sich der Schleim in der Lunge besser lösen und abgehustet werden kann, sollte das Kind viel trinken. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme ist auch wegen dem Fieber wichtig, da hierbei Flüssigkeit ausgeschwitzt wird.
Wenn das Kind nicht behandelt wird, kann es unter Umständen zu Komplikationen kommen. Hier können dann Symptome wie Erbrechen und Durchfall auftreten. Im schlimmsten Fall kommt es zum Kreislaufversagen oder zu einer Herzmuskelentzündung. Wenn sich die Infektion über das Blut im Körper ausbreitet, kommt es zu einem septischen Verlauf. Infolge dessen können die Nasennebenhöhlen vereitern oder die Gehirnhaut kann sich entzünden. Dies kommt jedoch nur bei wirklich schweren Verläufen vor.
Als mögliche Spätfolge der Krankheit ist das rheumatische Fieber bekannt. Bei dem rheumatischen Fieber handelt es sich um eine Autoimmunreaktion des Körpers. Diese tritt einige Wochen nach der Ansteckung mit bestimmten Bakterien auf. Die Abwehrkräfte greifen die körpereigenen Zellen an. Infolge dessen kommt es zu Entzündungen an Haut, Gelenken und Herz. In Deutschland ist diese Art von Fieber jedoch sehr selten. Hingegen stellt das Fieber in Ländern mit einer schlechten medizinischen Versorgung ein großes Gesundheitsproblem dar. Wenn hier keine Behandlung erfolgt, kann das Fieber tödlich verlaufen.
Wie lange ist Scharlach ansteckend?
Zwischen der Infektion (Ansteckung) und dem Ausbruch der Krankheit liegen in der Regel ein bis drei Tage. Erfolgt jedoch die Therapie mit einem Antibiotikum, besteht bereits 24 Stunden nach der Einnahme keine Ansteckungsgefahr mehr. Ohne eine entsprechende Behandlung können Betroffene bis zu drei Wochen lang ansteckend sein.
Scharlach – wer ist besonders gefährdet?
Die Bakterien (Streptokokken) befinden sich im Speichel von Erkrankten und werden beim Sprechen, Husten oder Niesen in Form von winzigen Tröpfchen an die Luft abgegeben. Wenn nun jemand diese Tröpfchen einatmet, kann er sich infizieren (Tröpfcheninfektion). Demnach sind besonders Menschen gefährdet, die engen Kontakt mit infizierten Betroffenen haben. Deshalb breitet sich die Kinderkrankheit auch häufig in Kindergärten oder Schulen aus. Hier ist die Gefahr einer Ansteckung also besonders hoch, weshalb Kinder Gemeinschaftseinrichtungen solange fernbleiben sollten, bis sich die Symptome gebessert haben.
Darüber hinaus gibt es noch einen anderen möglichen Weg der Ansteckung. Wenn sich ein Scharlach-Patient beispielsweise beim Husten die Hand vor den Mund hält, gelangen die Bakterien auf die Handfläche. Berührt der Patient jetzt mit dieser Hand Gegenstände, sind diese kontaminiert. Das heißt, wenn ein gesunder Mensch einen solchen Gegenstand anfasst und sich anschließend an den Mund oder die Nase fasst, besteht die Gefahr, sich zu infizieren (Schmierinfektion).
Im Übrigen trägt fast jeder fünfte oder zehnte Mensch den Scharlach-Erreger in sich, ohne dass die Krankheit ausbricht. Trotzdem können diese Menschen aber die Bakterien weitergeben, sodass die Gefahr einer Ansteckung besteht. Dabei befinden sich die Streptokokken meist im Rachenraum, sodass beim Sprechen, Niesen oder Husten die Erreger wiederum an die Luft geraten.
Wie gefährlich ist Scharlach für Schwangere?
Wenn sich eine werdende Mutter mit Streptokokken infiziert, ist dies noch kein Grund zur Sorge. Denn die Krankheit hat keinen direkten Einfluss auf das ungeborene Kind in der Schwangerschaft. Im Vergleich zu Kinderkrankheiten wie zum Beispiel Masern, Mumps oder Röteln besteht kein erhöhtes Risiko für Fehl- oder Totgeburten, ebenso nicht für Fehlbildungen.
Scharlach kann sich während einer Schwangerschaft jedoch indirekt negativ auf das ungeborene Kind auswirken, und zwar dann, wenn es bei Schwangeren zu Komplikationen kommt. Möglich ist beispielsweise bei einem schweren Krankheitsverlauf die Entzündung des Herzmuskels. Infolge dessen könnte dies die Sauerstoffversorgung des Ungeborenen während der Schwangerschaft beeinträchtigen, was die kindliche Entwicklung stören kann.
Die Neugeborenen besitzen etwa bis zum sechsten Monat den Immunschutz der Mutter. Aufgrund dieser Antikörper können sich die Neugeborenen in der Regel nicht infizieren.
Hier erhalten Sie weitere ausführliche Infos zu Scharlach in der Schwangerschaft.
Gibt es eine Impfung gegen Scharlach?
Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht. Demnach gibt es keine Möglichkeit, der Krankheit ursächlich vorzubeugen. Da verschiedene Untergruppen von Streptokokken existieren, die eine Infektion hervorrufen können, ist es durchaus möglich, dass sich Menschen ein zweites Mal anstecken, obwohl sie gegen eine andere Untergruppe immun sind.
Worauf sollten Eltern bei Scharlach achten?
Grundsätzlich gilt, dass jede Halsentzündung, Fieber und ein Hautausschlag ärztlich abgeklärt werden sollte. Des Weiteren ist es empfehlenswert, bei einer Infektion mit Streptokokken auf folgendes zu achten:
- Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, was die Ansteckungszeit sowie Komplikationen mindert. Die empfohlene Einnahmedauer des Medikaments ist unbedingt zu befolgen – auch dann, wenn sich die Beschwerden bessern. Wenn es zu einem frühzeitigen Abbruch der Therapie kommt, besteht die Gefahr, dass es zu einem Rückfall kommt. In solch einem Fall können auch Spätfolgen auftreten.
- Für die Dauer der Ansteckungszeit ist Bettruhe Pflicht. Zudem sollte der Kontakt mit anderen Menschen möglichst eingeschränkt werden.
- Um die Schluckbeschwerden etwas erträglicher zu machen, können dem Kind warme Getränke sowie weiche Nahrung angeboten werden. Wichtig ist vor allem die Flüssigkeitszufuhr.
- Kindergarten oder Schule müssen über die Erkrankung informiert werden. Solange das Kind noch Symptome zeigt, muss es fernbleiben. Nach der Antibiotika-Gabe ist dies meist schon am zweiten Tag nach der Ansteckung möglich. Der Arzt entscheidet in der Regel, wann die Gemeinschaftseinrichtung wieder besucht werden darf.
Erwachsene, die an Scharlach erkrankt sind, finden hier die wichtigsten Infos.