Schulanfang in NRW Tornister - Die wichtigsten Tipps für den Kauf

Hamburg/Düsseldorf · Der Ranzen gehört zu den wichtigsten Dingen, des Schulanfangs. Aber welcher richtet keine Schäden am Rücken an? Wie schwer darf ein Tornister sein und worauf muss man beim Kauf achten?

Die besten Tipps rund um den Ranzenkauf
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Foto: TK

Die Zahl der Kinder, die schon Rückenschmerzen haben, steigt. Während Kinder früher ohne spezielle Förderung einfach kletterten, sprangen und liefen, mangelt es den heutigen Sprösslingen oft an Aktivität. Es sind nach Einschätzung der Jugendmediziner vor allem Bewegungsmangel und passives Sitzen vor Fernsehern, Computern und Spielkonsolen, das zu motorischen Defiziten führt.

Gerade mal eine Stunde Bewegung

Ein Grundschulkind bewegt sich im Schnitt pro Tag nicht mehr als eine Stunde, sagt Dieter Breithecker von der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung. Das Problem mündet — so zeigt eine Forsa-Studie der Krankenkasse DAK in Rückenschmerzen, die heutzutage schon Kinder quälen. Die Gesundheitsprobleme treten meist bei der Einschulung zu Tage und zeigen sich besonders oft bei 11- bis 14-Jährigen.

Forciert werden Rückenprobleme dadurch, dass immer mehr Kinder unter Übergewicht leiden und so auch schon ohne Tornister mehr schleppen, als ihrer Rückengesundheit gut tut. 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren sind übergewichtig. Gelenkschäden aber auch Bluthochruck, Diabetes und andere Erkrankunegn machen sich laut Informationen der Techniker Krankenkasse schon früh breit. Mit dem Eintrit in die Schulzeit kommt die Ranzenlast dann noch obendrauf.

Was aber ist zu tun? Während die Kids auf ein cooles Tornister-Design schielen, müssen Eltern einiges mehr im Blick haben, um das Kind gut auf den Schulweg zu bringen: Der Ranzen muss gut sitzen, er sollte reflektierende Flächen haben, um das Kind im Straßenverkehr sichtbar zu machen, er sollte stabil sein und gut gepolstert.

Rucksäcke sind vielleicht die coolere Variante, sie genügen aber nach Auffassung der Mediziner den Ansprüchen nicht. Meist werden sie nämlich nicht richtig am Rücken getragen, sondern nur lässig über eine Schulter geworfen, was zu Fehlbelastungen führt.

Wichtig für die Sicherheit im Straßenverkehr

Sicher im Straßenverkehr unterwegs sind die Kinder, wenn der Ranzen den Aufdruck "DIN 58124" trägt. Diese Norm sieht vor, dass mindestens zehn Prozent der Vorder- und Seitenflächen des Ranzens aus reflektierenden Materialien bestehen müssen - dadurch wird das Scheinwerferlicht im Dunkeln wie von Katzenaugen zurückgeworfen. Mindestens 20 Prozent der Fläche müssen fluoreszieren, also am Tag und in der Dämmerung weithin aufleuchten. "Durch die Signalfarben Orangerot oder Gelb können Auto- und Radfahrer die Schüler auch im Dunkeln oder bei trübem Wetter gut erkennen", sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband.

Stabil, rückenfreundlich geformt und gut gepolstert Ein Tornister sollte zudem so gebaut sein, dass er nicht umkippt und auch einen Regenguss so übersteht, dass die Schulmaterialien innen sicher und trocken aufbewahrt werden können. Sinnvoll ist es nach Auffassung der Mediziner in jedem Fall, den Ranzen mit dem Kind gemeinsam zu kaufen und keine Blindkäufe zu tätigen. Denn nicht jeder Tornister sitzt bei jedem Kind. Die Modelle unterscheiden sich nicht nur in Design, Gewicht und Schnitt, sondern auch in der Breite und Polsterung. Optimal sitzt ein Ranzen, wenn er sich dem Rücken anpasst. Die Riemen sollten etwa vier Zentimeter breit, gepolstert und möglichst stufenlos verstellbar sein.

Das richtige Gewichtsverhältnis

Im Optimalfall hat der Ranzen einen Tragegriff, an dem das Kind ihn an der Schulbank aufhängen kann und einen weiteren am Deckel, woran man ihn tragen kann. "Eltern sollten darauf achten, dass der Ranzen nicht zu schwer ist", rät Thomas Ebel. Ein normalgewichtiger Schüler sollte nicht mehr als zehn bis 12,5 Prozent seines Körpergewichts auf dem Rücken tragen. Bringt ein Kind 20 Kilogramm auf die Waage, sollte der Ranzen also höchstens 2,5 Kilogramm wiegen. Bei sehr kleinen und leichten Kindern ist es schwierig, diese Faustregel einzuhalten. Bei Fliegengewichten sollte der Ranzen höchstens 15 Prozent ihres Körpergewichts ausmachen. Bei übergewichtigen Schulanfängern ist das Skelett bereits stark belastet - daher sollte das Normalgewicht geschätzt und danach das Höchstgewicht des Ranzens errechnet werden.

Der Schulranzen selbst sollte nicht mehr als 1,3 Kilogramm wiegen. Damit er nicht zu schwer wird, empfiehlt es sich, nur das einzupacken, was das Kind am nächsten Tag in der Schule benötigt. Die Schulen haben sich jedoch mittlerweile gut auf das Lastenproblem eingestellt. Oft finden die Kinder in den Klassenräumen Fächer vor, in denen sie schwere Bücher, Malsachen und Bastelmaterialien bis zu ihrem nächsten Einsatz aufbewahren können. Das entlastet im täglichen Geschäft den Rücken unmittelbar.

Richtig Tragen

Wer auf diese Details achtet, sorgt dafür, dass der tägliche Weg zur Schule nicht zum Lastenexperiment wird. Zumal sich die Experten uneinig sind: Während die einen postulieren, ein schwerer Ranzen könne auf einem durchschnittlich langen Schulweg keinen dauerhaften Schaden an der Wirbelsäule anrichten, merken die anderen an, dass sich Wirbelsäule und Füße verkrümmen und verformen könnten. Ein geringes Eigengewicht des Tornisters ist da in keinem Fall schädlich. Allerdings nützt ein noch so rückengerechter Ranzen nichts, wenn er nicht auch richtig getragen wird. Bei den I-Dötzchen haben die Eltern noch maßgeblich Einfluss darauf und sollten diesen im Interesse der Sprösslinge nutzen.

Damit ein Ranzen rückengerecht ist, sollte er richtig zum Einsatz kommen. Das heißt konkret. Der Ranzen gehört auf den Rücken und nicht nur über eine Schulter. Zudem sollte man schon beim Packen darauf achten, dass sich das Gewicht gleichmäßig verteilt. Schwere Bücher gehören möglichst nah an den Rücken, leichte Mäppchen und Hefte können weiter vorne untergebracht werden. Außerdem sollten die Eltern kontrollieren, dass der Spross die Tragegurte fest angezogen hat.

Trolleys für manche eine Alternative

Im Handel gibt es zudem Trolleys, auf denen sich das Schulgepäck nachziehen lässt. Ihnen wird entgegen gehalten, sie förderten die einseitige Haltung. Für Kinder, die besonders zierlich gebaut sind oder bei denen es bereits Grunderkrankungen oder Haltungsschäden gibt, hält Wirth die Nachziehtornister für eine gute Alternative. Um die beste Lösung für das eigene Kind zu finden, ist es nötig, den Fall ganz individuell zu bewerten. Nachhaltige Schäden wie O-Beine oder ein Hüftschaden seien durch das Tragen eines Ranzens nicht zu befürchten, wenn das Kind nicht grundsätzlich schon Probleme mit dem Haltungsapparat habe. "Ein Kind mit einem gesunden Rücken kann ohne Probleme einen Ranzen tragen, sagt Prof. Dr. Thomas Wirth, Leiter der Orthopädischen Klinik Olgahospital in Stuttgart.

Kinder, die gerne und ausreichend viel Sport machen, sind allen anderen gegenüber auch was den Rücken angeht im Vorteil. Sie stärken ihre Muskulatur und Wirbelsäule so, dass ihnen das Tragen des Tornisters leichter fällt.

(wat)
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