Frosch im Hals Räuspern — nicht nur ein Erkältungsanzeichen

Krefeld/Duisburg · Mitten in der Präsentation bleibt die Stimme weg. Was folgt, ist gequältes Geräusper, um den sprichwörtlichen Frosch im Hals wieder zu vertreiben. Häufig ist eine Erkältung Schuld am nervigen Dauerräuspern. Doch können auch ganz andere Erkrankungen dahinter stecken.

Nicht immer steckt eine Erkältung dahinter, wenn sich der "Frosch im Hals" breit macht.

Foto: shutterstock/Jeff Cameron Collingwood

"In den meisten Fällen steckt hinter dem sprichwörtlichen 'Frosch im Hals' ein Virusinfekt", sagt der Krefelder Hals-Nasen-Ohrenarzt Joachim Wichmann. Schlägt der Infekt auf die Stimmbänder oder den Kehlkopf, schaltet er dort den Räusper-Sensor ein. "Der Körper bekommt die Rückmeldung 'Hier stimmt was nicht' und gibt den Befehl, es nach draußen zu befördern", beschreibt der Vizepräsident des Deutschen Berufsverbandes für HNO-Ärzte. Das setzt einen Reflex in Gang, um den festsitzenden Schleim irgendwie los zu werden.

So wie beim Husten Fremdkörper oder Schleim aus der Lunge entfernt werden, passiert es beim Räuspern im Rachen und Kehlkopfbereich. "Darum kann man das Räuspern auch als kleinen Bruder des Hustens bezeichnen", sagt Dr. Uso Walter, Vorsitzender des Fachärztenetzwerkes HNOnet-NRW aus Duisburg.

Neben den Viren, für die im Winter besonders trockene Heizungsluft den Weg auf die Schleimhäute ebnet, können jedoch auch andere Reize eine vermehrte Schleimbildung verursachen und zum sogenannten Postnasal-Drip-Syndrom (PNDS) führen. "Die Betroffenen spüren dabei, wie ihnen der Schleim ständig im Hals herunterläuft", beschreibt Wichmann das Phänomen. In gewissem Umfang ist das normal. "Rund ein halber Liter Schleim läuft jedem Menschen täglich in den Rachen. Er hat den Zweck die Schleimhaut zu befeuchten und Fremdpartikel abzutransportieren", sagt Walter. Normalerweise schluckt man ihn unbemerkt hinunter.

Wird jedoch durch Grunderkrankungen wie chronische Nasennebenhöhlenentzündung, Autoimmunerkrankungen, Allergien oder Zysten vermehrt Schleim gebildet, fließt entsprechend viel Sekret in den hinteren Rachenraum ab. Husten und Räuspern sind die Folge einer solchen PNDS. Sie macht sich auch durch Symptome wie Gesichtsdruck, Zahn- oder Kopfschmerzen sowie Stimmprobleme bemerkbar.

Das hilft: Lindern können kortisonhaltige Nasensprays, die meist über längere Zeit hinweg verordnet werden.

Manchmal können auch Antibiotika notwendig sein. "In 90 Prozent der Fälle werden sie allerdings bei banalen Virusinfekten verordnet", sagt Wichmann. Es sollte also vorher zweifelsfrei klar sein, dass eine bakterielle Infektion dies notwendig macht. Das kann der Fall sein, wenn sich auch die unteren Atemwege entzünden.

In anderen Fällen kommt der "Frosch im Hals" auch sinnbildlich aus dem Magen. "Beim stillen Reflux fließt oft unbemerkt Magensäure aus der Speiseröhre zurück in den Kehlkopf, wo sie nichts zu suchen hat und greift die dortige Schleimhaut an", sagt Dr. Joachim Wichmann. Das löst oft eine Entzündung aus. Meist geschieht es nachts, wenn der Körper in seiner horizontalen Lage rein physikalisch einen Rückfluss erleichtert.

Da nicht jeder Refluxkranke auch unter spürbarem Sodbrennen leidet, sollte man in jedem Fall den Arzt aufsuchen, wenn das Räuspern länger als drei Wochen andauert, empfehlen die Hals-, Nasen-, Ohren-Spezialisten. Mit einer speziellen endoskopischen Optik können sie sich die Oberfläche von Kehlkopf und Stimmbändern anschauen. Auf diese Weise kann der Mediziner chronisch-entzündliche Veränderungen der Schleimhaut erkennen, die neben dem zwanghaften Räuspern auch für ein Kloßgefühl oder Reizhusten und sogar Asthma verantwortlich sein können.

Das hilft: Magensäurehemmer, sogenannte Protonenpumpeninhibitoren (PPI), können in diesem Fall helfen. "Allerdings darf die der Hausarzt mittlerweile erst aufschreiben, wenn eine Magenspiegelung stattgefunden hat", sagt HNO Wichmann. Ihm selbst sind beinahe die Hände gebunden, denn auch wenn er durch das Endoskop die Ursache ausfindig machen kann, darf er nur ohnehin frei erhältliche Magenmittel verordnen und kann sonst von den Krankenkassen in Regress genommen werden.

Endoskopisch kann der HNO zudem allergisch bedingte Veränderungen der Schleimhaut erkennen, die auf eingeatmete Allergene wie Pollen rückschließen lassen.

Das hilft: Ein Allergietest bringt dann näheren Aufschluss.

Nicht selten entdecken die HNO-Ärzte mit dem Endoskop Tumore am Kehlkopf, die das Dauerräuspern auslösen. Weitaus häufiger ist es, dass das Dauerräuspern durch das Überbeanspruchen der Stimmbänder durch zu lautes oder zu viel Reden verursacht wird. In diesem Fall allerdings werden die Schleimhäute der oberen Atemwege zu trocken, ebenso wie durch das Atmen durch den offenen Mund. Die Betroffenen haben dennoch ein Kloßgefühl im Hals. "Doch es ist lediglich der normale Schleim, der durch die zu trockenen Schleimhäute plötzlich spürbar wird", erklärt Dr. Uso Walter.

Das hilft: Lutschpastillen und Inhalationen helfen, die Schleimhäute zu befeuchten. Wie man sich darüber hinaus helfen kann, lesen Sie hier.

(wat)