Fotos Neuroimplantate – Das ist möglich
Ein Chip im Hirn – seltsame Vorstellung, aber Rettung für Schwerkranke. Erfahren Sie hier, in welchen Bereichen Neuroimplantate bereits eingesetzt werden, welche Eingriffe dafür nötig sind und wie sie helfen.
Tiefenhirnstimulation
Für Depressive oder Parkinson-Patienten kann die Verbindung von Mikrochips mit dem Gehirn das Leiden erträglicher machen. Dazu werden feinste Elektroden in bestimmte Hirnbereiche implantiert und stellen dort Funktionen, die gestört oder ausgefallen sind, wieder her. Bei Parkinson-Patienten sorgen die Jirnstimulatoren zum Beispiel für eine bessere Kontrolle des krankheitsbedingten Muskelzitterns. Nur auf diese Weise ist es manchen Menschen wirder möglich zu gehen.
Für diese Operationen muss die Schädeldecke geöffnet werden und vorübergehend ein Metallring mit Schraueben zur Navigation des Operateurs im Schädel befestigt werden. Über Teile der OP ist es notwendig, den Patienten zu wecken, weil sie beim Einführen der Sonde über Veränderungen des Körperbefindens berichten müssen.
Solche Verfahren der Tiefenhirnstimulation werden als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen, Depresiven, aber auch Parkinson-Patienten zu helfen, denn es handelt sich um schwere Eingriffe, die heftige Nebenwirkungen wie Hirnblutungen, abnorme Steigerung der Sexualität oder Apathie haben können.
Netzhautprothese lässt Blinde sehen
Eine neuartige Netzhautprothese kann blinden Menschen zurück zum Sehen verhelfen. Patienten mit einer angeborenen schweren Netzhauterkrankung bekommen ihre funktionale Sehkraft zurück. Dabei wird eine Retina-Prothese in das Auge eingesetzt. Das Implantat stimuliert die Nervenzellen der Netzhaut, um wieder visuelle Eindrücke bei blinden Menschen hervorzurufen. Das System überträgt Videobilder, die durch eine Miniaturkamera in der Brille des Patienten erfasst werden, an Elektroden, die auf die Oberfläche der Netzhaut implantiert werden. Patienten lernen, die entstehenden visuellen Muster zu interpretieren und können sich damit wieder visuell im Raum orientieren. Implantiert wurde die künstliche Chipnetzhaut zum Beispiel am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Hirnstimulatoren bei Epileptikern
Die Forschungsbehörde des US-Verteidigungsministeriums startet 2014 das Forschungsprogramm „Restoring Active Memory“ (RAM). Zwei Universitäten – die Universität von Los Angeles und die Pennsylvania, sowie ein weiteres Institut sind mit der Entwicklung und Testung drahtloser implantierbarer Neuroprothesen beauftragt und erhalten insgesamt 40 Millionen Dollar (29,4 Millionen Euro). Erste Tests sollen an Epilepsie-Patienten mit Gedächtnisverlust durchgeführt werden, denen aus therapeutischen Gründen bereits Elektroden ins Hirn eingesetzt wurden. Hirnstimulatoren können bei Epileptikern beginnende Anfälle erfassen und durch winzige elektrische Schocks unterdrücken.
Erster Mensch mit Neuroimplantat
Matthew Nagle heißt die erste Versuchsperson, die sich im Jahr 2004 den Kopf aufbohren ließ, um sich ein Neuroimplantat ins lebende Gewebe setzen zu lassen. Nach einem Handgemenge ist der damals 25-Jährige Highschool-Football-Star aus Massachusetts vom Hals abwärts gelähmt. Dazu werden ihm 100 haarfeine Elektroden aus Silikon in den Teil der Großhirnrinde gepflanzt, die die motorischen Fähigkeiten von Armen und Beinen koordiniert, den Motorcortex.
Matthew Nage gibt die Zustimmung zu diesem Versuch, um herauszufinden, ob ein Mensch ein Computer-Interface im Gehirn allein durch Gedanken in der Lage ist zu steuern. Er ist es. Der Gelähmte kann einen Computer bedienen und E-Mails verschicken oder einen Roboterarm steuern, damit er trinken kann. – Allein mit seinen Gedanken.
Gelähmte bedient Computer Kraft von Gedanken
Eine vom Hals abwärts gelähmte Frau trinkt Kaffee aus einem Becher, der ihr von einem Roboterarm gereicht wird. Sie bewegt den Arm über ein in ihr Gehirn eingesetztes Implantat, und zwar allein mit der Kraft ihrer Gedanken. Von diesem Versuch berichtet ein Forscherteam aus Deutschland und den USA im Fachblatt "Nature". Das Kaffee trinken sei die bisher komplexeste Funktion, die je jemand über eine Mensch-Maschine- Schnittstelle ausgeführt habe. Weitere Entwicklungen erlaubten es Gelähmten möglicherweise in Zukunft, viel schnellere und geschicktere Bewegungen auszuführen.