Eiweiß verhindert Andocken der Viren an Zelle Neuer Therapieansatz gegen Aids entdeckt

Hannover (RPO). Bei der Bekämpfung der Immunschwächekrankheit Aids verbuchen Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Universität Ulm einen Forschungserfolg. Auf Grundlage der von ihnen entwickelten Methode könne künftig ein neuartiges Medikament gegen die HIV-Infektion entwickelt werden, sagte MHH-Sprecher Stefan Zorn in Hannover.

 Die tägliche Medikamenteneinnahme reduziert das HIV-Risiko um zwei Drittel.

Die tägliche Medikamenteneinnahme reduziert das HIV-Risiko um zwei Drittel.

Foto: ddp

Die Forscher hätten in einer klinischen Studie bewiesen, dass der von ihnen entdeckte Eiweißstoff VIR-567 die Vermehrung von HI-Viren bei Patienten wirksam hemme.

Zu optimistische Erwartungen gedämpft

Dies sei "ein ganz neues Wirkprinzip gegen Viren", das auch gegen Grippe oder Ebola Anwendung finden könnte, sagte der MHH-Immunuloge Reinhold Ernst Schmidt. Er dämpfte allerdings allzu optimistische Erwartungen. Es werde noch Jahre dauern, um auf dieser Grundlage ein Medikament zu entwickeln.

Der neue Ansatzpunkt der Forscher ist es den Angaben zufolge, das Andocken des HIV-Erregers an die menschliche Zelle zu blockieren. Sie nutzen dazu das bereits 2007 entdeckte Peptid VIR-567, um beim Virus das sogenannte Fusionseiweiß zu binden. "Ohne dieses Protein können die Viren nicht in menschliche Zellen eindringen", sagte der Leiter der Forschungsgruppe Experimentelle und Klinische Peptidforschung der MHH, Wolf-Georg Forssmann.

Kosten betragen Millionen

Für die Studie war 18 HIV-Infizierten zehn Tage lang eine Infusion mit dem Eiweiß verabreicht worden. Die Forschungen wurden den Angaben zufolge vom Land Niedersachsen bislang mit 1,5 Millionen Euro und von Investoren mit 3,5 Millionen Euro unterstützt. Allein in die Vorarbeiten für das Forschungsprojekt waren zehn Millionen Euro geflossen. Zunächst hätten etwa 1,2 Millionen Eiweißstoffe auf ihre Eignung, HIV-Viren zu beeinflussen, getestet werden müssen.

Während bisherige HIV-Medikamente die Vermehrung der Viren in den Wirtszellen hemmen und unter anderem schwere allergische Reaktionen auslösen können, erhoffen sich die Forscher von dem neuen Verfahren weniger Nebenwirkungen. Zudem könnte der neue Wirkstoff Aids-Patienten helfen, die bereits gegen andere Medikamente resistent sind.

(AFP/dapd)
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