Europäischer Kopfschmerz- und Migränetag Das Wetter ist kein Kopfschmerz-Auslöser

Wien (RPO). Mehr als die Hälfte der Deutschen wird zumindest zeitweise von Kopfschmerzen geplagt. Besonders bei sich ändernden Wetterlagen erwarten viele Menschen Kopfschmerzattacken. Sie warten zu Unrecht, fanden Forscher in Wien heraus.

Das hilft bei Migräne
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Foto: AOK

In den meisten Fällen sind Kopfschmerzen harmlos und am nächsten Tag wieder verschwunden. Nicht so bei denen, die unter Migräne leiden. Nach Angaben der Deutschen Migränegesellschaft sind das in Deutschland rund zehn Millionen Menschen. Mindestens drei Millionen leiden unter täglichen Kopfschmerzen, so die AOK.

Um auf die unterschätzte Krankheit aufmerksam zu machen, haben Selbsthilfegruppen, Schmerzforscher und Ärzte am 12. September den Europäischen Kopfschmerz-und Migränetag ausgerufen. Veranstalter ist die Europäische Kopfschmerz Allianz (European Headache Alliance), Dachverband der Patientenorganisationen.

Besonders wenn das Wetter umschlägt, haben viele Menschen Angst vor Kopfschmerzen. Allerdings zu Unrecht, sagen die Neurologen der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Wien. In einer Studie fanden sie heraus, dass sich Wetterfaktoren wie Luftdruck, Temperatur oder Niederschlag nicht auf das Entstehen oder die Dauer von Migränekopfschmerzen auswirken.

Das untersuchten die Forscher

In Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik untersuchten die Mediziner an 238 Patienten den Zusammenhang zwischen dem Wetter und Migräne. Drei Monate lang führten die Patienten dafür ein Kopfschmerz-Tagebuch und vergleichen das Ergebnis mit dem Wetter des jeweiligen Tages. Die Forscher belegten so, dass weder einzelne Wetterfaktoren, wie Temperatur, Luftdruck, Niederschlag oder Sonnenscheindauer noch Großwetterlagen einen Einfluss auf das Auftreten oder die Dauer von Migräneattacken oder anderen Kopfschmerzen hatten. Besonders auffällig war, dass auch ein Wetterwechsel nicht zu einer Zunahme der Migräne oder Kopfschmerzen führte.

Wahrscheinlich ist für die Mediziner, dass nach dem Prinzip einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung viele Menschen in Erwartung körperlicher Beschwerden ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richten und sehr viel feinfühliger Veränderungen an sich registrieren.

Das spielt bei Migräne eine Rolle

Bei der Suche nach möglichen Faktoren fanden die Neurologen andere Faktoren als die Wetterlage, die zur Auslösung von Migräneattacken beitragen: Menstruation oder psychische Anspannung.

Bei der Entstehung einer Migräne-Attacke spielt nach Informationen der Deutschen Schmerzgesellschaft (DGSS) zudem ein bestimmtes Protein eine Schlüsselrolle. Das Eiweiß soll dafür verantwortlich sein, dass sich die Blutgefäße im Gehirn erweitern und dadurch eine Migräne-Attacke ausgelöst wird. Helfen können dann so genannte CGRP-Hemmer, die die Wirkung des problematischen Proteins hemmen. Neue Forschungsergebnisse verweisen auf den Erfolg von so genannten CGRP-Hemmern. Der Wirkstoff Telcagepant habe sich laut DGSS dabei als wirksam erwiesen. Er schalte den Migräneschmerz sogar länger aus als die gängigen Triptane.

Das hilft Kopfschmerzgeplagten

Gegen Migräne helfen nicht nur Medikamente. In Schmerzzeiten können Betroffenen auch verschiedene Entspannungstechniken Linderung verschaffen. Wer besser mit Stress umgehen kann und weiß, wann er wie entspannen kann, der kann damit nach Ansicht der Experten auch die Intensität der Migräneattacken senken. So könne man zum Beispiel mit der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobsen die Empfindlichkeit für akute Schmerzreize dämpfen und zudem Hirnareale aktivieren, die für die Schmerzdämpfung zuständig seien.

Hilfreich kann für Migränepatienten zudem eine Verhaltenstherapie sein. Unter Anleitung von Psychologen erlernen die Betroffenen ihren Körper anders wahrzunehmen und mit dem immer wiederkehrenden Schmerz umzugehen. "Diese Form der Psychotherapie ist ein gutes Mittel gegen Schmerzzustände — es wirkt zwar nicht so schnell wie ein Schmerzmedikament, dafür aber nachhaltiger", erklärt Kopfschmerzexperte Prof. Dr. Peter Kropp von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes.

Auslöser nicht vermeiden

Viele Menschen versuchen die Auslöser für Migräneattacken zu vermeiden. Stand der aktuellen Forschung allerdings ist, das eben nicht zu tun. Wer weiß, dass ein Glas Sekt oder Wein einen Migräneanfall bewirken könnte, verzichtet man lieber darauf. Neue Studien zeigen aber, dass das Vermeiden von Migräne-Auslösern die Symptome sogar verstärken kann. Es kommen immer mehr Auslöser hinzu. "Patienten sollten besser lernen, mit diesen so genannten Triggerfaktoren umzugehen", erklärt Prof. Kropp. Denn man könne "den Kopf" an die Migräneauslöser gewöhnen. "Löst Rotwein Migräne aus, sollten Patienten zum Beispiel ruhig ab und zu ein Glas trinken. Das funktioniert auch mit homöopathischen Dosen, also stark verdünnt."

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