Effektive Selbstuntersuchung Wie man Brustkrebs früh aufspürt

Berlin/Köln (RPO). Von zehn Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, entdecken acht Frauen den Tumor beim Abtasten ihrer Brust selbst. Damit scheint die Selbstuntersuchung eine effektive Methode zu sein, Krebs früh zu erkennen. Wie tastet man richtig ab und gibt es andere sichere Methoden zur Früherkennung?

So tasten Sie Ihre Brust richtig ab
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Berlin/Köln (RPO). Von zehn Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind, entdecken acht Frauen den Tumor beim Abtasten ihrer Brust selbst. Damit scheint die Selbstuntersuchung eine effektive Methode zu sein, Krebs früh zu erkennen. Wie tastet man richtig ab und gibt es andere sichere Methoden zur Früherkennung?

Jährlich erkranken über 59.000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs, belegen die Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Rund 17.000 Frauen sterben jedes Jahr daran. Acht von zehn an Brustkrebs erkrankten Frauen entdecken den Knoten selbst. Damit wird deutlich, wie wichtig die Selbstuntersuchung der Brust bei der Früherkennung ist. Doch nur etwa jede dritte Frau tastet ihre Brust monatlich ab. Der größte Teil der Frauen entdeckt den Knoten also eher zufällig und oft auch erst spät.

In NRW sterben nach einer Untersuchung der Kooperationsgemeinschaft Mammographie sogar deutlich mehr Frauen als in vielen anderen Bundesländern. In der besonders gefährdeten Gruppe der Frauen zwischen 50 und 69 Jahren liegt die Brustkrebs-Sterberate bei jährlich 67 von 100.000 Frauen. In Sachsen hingegen sind es 48 Frauen von 100.000. Im Brustkrebsmonat Oktober machen darum Krebsgesellschaften auf die Bedeutung der Selbstuntersuchung und Früherkennung aufmerksam.

Ab wann das Risiko für Brustkrebs steigt

Das Mammakarzinom ist nach Informationen der Deutschen Krebshilfe der häufigste bösartige Tumor bei Frauen. Das Erkrankungsrisiko steigt ab dem 50. Lebensjahr deutlich an. Früherkennung ist darum wichtig: Wird der Tumor frühzeitig entdeckt, bestehen gute Chancen auf eine erfolgreiche brusterhaltende Operation und auf Heilung.

Bekannt ist, dass längeres Stillen und eine höhere Geburtenzahl pro Frau das Brustkrebsrisiko senken. Aber dies ist nicht allein ausschlaggebend. Risikofaktoren für Brustkrebs sind nach Informationen der Deutschen Krebshilfe auch eine genetische Veranlagung, Hormontherapien und Lebensstilrisiken wie Bewegungsmangel und Übergewicht. Eine gesunde ausgewogene Ernährung, wenig Alkohol trinken, nicht rauchen, Sport treiben oder in jungen Jahren Kinder bekommen — das alles kann die Gefahr der Krankheit verringern.

Das kann man präventiv tun

Eine Garantie aber, nicht zu erkranken, sind auch diese Faktoren nicht, zumal erbliche Vorbelastungen nicht beeinflussbar sind. Deshalb ist die Früherkennung so wichtig. Experten empfehlen aus diesem Grund ein regelmäßiges Abtasten der Brust, die jährliche Früherkennungsuntersuchung beim Frauenarzt und die Teilnahme am Mammographie-Screening, zu dem in NRW Frauen zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eingeladen werden.

Frauen sollten sich nicht darauf verlassen, dass die Selbstuntersuchung der Brust alleine ausreicht. Sie sei eine wichtige Ergänzung zur ebenfalls unverzichtbaren ärztlichen Vorsorgeuntersuchung, erklärt das Deutsche Grüne Kreuz. Alle Frauen ab dem 20. Lebensjahr haben Anspruch auf eine Krebsfrüherkennungs-Untersuchung.

Was der Gynäkologe abcheckt

Dabei wird ein Abstrich der Gebärmutterhalsschleimhaut entnommen und auf bösartige Zellen untersucht. Ab dem 30. Lebensjahr tasten Frauenärztin oder -arzt zusätzlich die Brüste sowie Lymphknoten in den Achselhöhlen ab und untersuchen die Haut auf bösartige Veränderungen. Eine Mammographie, eine spezielle Röntgenuntersuchung der Brust zur Früherkennung von Brustkrebs, kann Knoten auch unterhalb der tastbaren Größe sichtbar machen.

Seit einigen Jahren haben alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren Anspruch auf ein nach Qualitätskriterien der Europäischen Union (EU) organisiertes und von den Krankenkassen bezahltes Mammographie-Screening im Zwei-Jahres-Rhythmus. Dabei unterliegt die Röntgenuntersuchung der Brust besonders hohen Qualitätsanforderungen. Dazu gehören regelmäßige Fortbildungen der Ärzte, eine Doppelbefundung der Bilder durch zwei verschiedene Ärzte und im Verdachtsfall auch durch einen dritten Arzt. Außerdem ist die regelmäßige Kontrolle der technischen Geräte Pflicht. Durch das Mammographie-Screening können bereits Tumore in der Brust entdeckt werden, die nur wenige Millimeter groß sind.

Mammographie ist umstritten

Doch ist die Mammographie umstritten. Viele befürchten, der Nutzen dieser nicht ganz schmerzfreien Untersuchung sei nicht groß genug. Im Gegenteil würden Frauen verunsichert und traumatisiert, die nach einem ersten Befund von einem Knoten wissen und dann durch verschiedenste Untersuchungen geschleust werden, um den Anfangsbefund zu verifizieren. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum erklärt, dass wer regelmäßig an einer Mammographie teilnehme, damit rechnen müsse, unter Umständen auch einmal durch "falschen Alarm" beunruhigt zu werden: durch einen auffälligen Mammographie-Befund, der sich erst bei weiteren Untersuchungen als harmlos herausstellt.

Kennzahlen zum Mammographie-Screening, die im vergangenen Jahr von der Kooperationsgemeinschaft Mammographie in Köln herausgegeben wurden belegen, dass von 1.000 Frauen, die über den gesamten Zeitraum von 20 Jahren regelmäßig am Screening teilnehmen, fünf Frauen durch die Früherkennung vor dem Tod durch Brustkrebs bewahrt zu werden. Die gleiche Zahl von Frauen werden unnötig zu Brustkrebspatientinnen, weil ihr Krebs — wären sie nicht zum Screening gegangen — unauffällig geblieben wäre.

Problem an der Sache ist, dass zum Zeitpunkt einer Diagnose niemand vorhersehen kann, wie sich der jeweilige Tumor entwickelt. Möglich ist, dass er unauffällig bleibt, möglich ist aber auch, das er entartet und zur Lebensbedrohung wird. Fakt nämlich ist — so belegen es die Kennzahlen - bei 50 Frauen wird wegen eines verdächtigen Mammogaphiebefundes eine Gewebeprobe entnommen, die sich dann als unauffällig herausstellt.

Sterblichkeit lässt sich durch Screening offenbar senken

Dennoch betonen die Experten des Krebsforschungszentrums, dass für die Altersgruppe der ab 50-Jährigen der Nutzen nach derzeitigem Wissensstand auch die Risiken der mit der Mammographie verbundenen Strahlenbelastung überwiegen. Die Sterblichkeit an Brustkrebs lasse sich durch regelmäßige Untersuchungen senken. Denn kleine Veränderungen, die sich nur mit der Mammographie und nicht durch Tasten entdecken lassen, sind nach aktuellem Stand bei neun von zehn Frauen heilbar.

Sei ein Tumor hingegen schon tastbar, habe er dagegen bereits einen Durchmesser von mehreren Zentimetern erreicht. In diesem Fall haben sich häufig bereits Tumorzellen in die umliegenden Lymphknoten verteilt. Die Aussichten auf dauerhafte Heilung nehmen damit für die betroffenen Frauen ab.

Selbstuntersuchung im Monatsrhythmus

Die monatliche Selbstuntersuchung der Brust ist dennoch besonders im Zeitraum zwischen den ärztlichen Kontrollen wichtig. In dieser Zeit können Tumore entstehen, die ohne die Selbstuntersuchung bis zum nächsten Arzttermin unentdeckt blieben. Besonders gefährdet sind jüngere Frauen: Das Brustgewebe ist bei ihnen sehr aktiver, so dass Tumore schnell wachsen können.

Zu einer ausführlichen Selbstuntersuchung gehören das Abtasten und Betrachten der Brust in verschiedenen Körperhaltungen und nach einer bestimmten Methode. Wie Sie am besten vorgehen, lesen Sie hier.

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