Früherkennung und Prävention Wie die Deutschen mit Krebs umgehen

Heidelberg/Berlin/Bonn (RPO). Es scheint paradox: Die Deutschen fürchten sich laut einer Forsa-Umfrage vor einer Krebserkrankung, aber die kostenlosen Vorsorgemaßnahmen werden lange nicht von jedem genutzt. 73 Prozent der Befragten haben Angst vor dem Krebs. Für die meisten Krebsarten gilt: Je früher der Tumor erkannt wird, desto größer sind die Heilungschancen.

In Deutschland starben im Jahr 2009 rund 216.000 Menschen an Krebs, wie das Statistischen Bundesamt zum Weltkrebstag mitteilt. Jeder vierte Todesfall war damit auf eine Krebserkrankung zurückzuführen.

Die Ursachen für Krebs sind vielfältig und ebenso die Krankheitsbilder: Mehr als dreihundert verschiedene Krebsarten sind mittlerweile bekannt. Sie werden eingeteilt in so genannte solide Tumoren, die Geschwülste bilden, und in systemische Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems. Allen gemein ist, dass sie die zweithäufigste Todesursache in Deutschland sind. Internationale Krebsforscher schätzen, dass sich 30 bis 40 Prozent aller Krebserkrankungen durch geänderte Lebensgewohnheiten vermeiden ließen.

Häufigste Krebsarten

Prostatakrebs ist mit 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Im Schnitt sind die Betroffenen 69 Jahre alt, wenn sie diesen Krebs bekommen. Etwa 12.100 Männer sterben pro Jahr daran.

Brustkrebs kommt bei Frauen als Krebserkrankung am häufigsten vor. 2009 wurde 147.452 Frauen diese schreckliche Diagnose mitgeteilt.

Darmkrebs (Kolonkarzinom) ist sowohl bei den Frauen also auch bei den Männern die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Meist ist der Enddarm vom Krebs betroffen. Im Jahr erkranken nach einer Übersicht des Robert-Koch-Instituts über 73.000 Menschen neu an einem bösartigen Tumor im Darm. 26.700 Menschen sterben jährlich daran.

Ähnlich sind die Zahlen beim Lungenkrebs, auch Bronchialkarzinom genannt: Bei 50.000 Neuerkrankungen jährlich sind vor allem die Männer betroffen. Doch holen die Frauen hier auf. Als Hauptursache gilt das Rauchen.

Besonders grausam ist Krebs bei Kindern. Jährlich erkranken in Deutschland rund 1800 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren neu an Krebs. Statistisch gesehen liegen die Heilungschancen bei 80 Prozent. Trotzdem sind bösartige Neubildungen bei Kindern immer noch die zweithäufigste Todesursache. Am häufigsten befällt sie Leukämie, Tumore im Gehirn oder Rückenmark oder Lymphknotenkrebs.

Ein Viertel aller Menschen, die an Krebs sterben ist jünger als 65 Jahre. Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen, dass Krebs bei den 45- bis 65-Jährigen in 41 Prozent die Todesursache ist. Im Schnitt aber sterben Menschen, die eine Krebserkrankung haben im Schnitt 6,7 Jahre früher als andere und damit nach statistischen Angaben im Schnitt mit 73,6 Jahren.

Früherkennungsuntersuchungen schlecht genutzt

Nicht mal jeder zweite Mann und auch nur drei von vier Frauen gehen zu den angebotenen Vorsorgemaßnahmen. Im Falle einer Erkrankung würde das aber die Heilungschancen steigern, erklärt Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft. In der repräsentativen Untersuchung hat das Forsa-Institut im Auftrag der DAK 3015 Männer und Frauen befragt. Zudem kann man Krebs schonender behandeln, wenn er frühzeitig gefunden wird.

Die Aussichten, Krebs zu besiegen, liegen nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft nach der zuletzt veröffentlichten Fünf-Jahres-Überlebensrate bei Frauen zwischen 61 und 62 Prozent und bei den Männern zwischen 54 und 57 Prozent. Seit den 70er Jahren verbessert sich die Überlebensrate von Krebspatienten immer weiter. Gute Aussichten auf Heilung haben, so die Informationen weiter, besonders Krebserkrankungen der Haut, der Brust, des Darms, des Gebärmutterhalses und der Prostata. Krebs-Früherkennungsuntersuchungen gehören daher zu den Standardleistungen der gesetzlichen Krankenkassen.

Vorsogemaßnahmen kritisch diskutiert

Ob Früherkennungsuntersuchungen jedoch Schlimmeres verhindern können oder ihre Neben- und Auswirkungen größeren Schaden — sei es gesundheitlich als auch psychisch — anrichten, darüber wird trefflich gestritten. Der Deutsche Krebsinformationsdienst, der dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg angegliedert ist, gibt einen Überblick über alle Möglichkeiten der Vorsorge und das, was man vor einer Vorsorgeuntersuchung wissen sollte. Aufgelistet werden alle Vorsorgemaßnahmen, die von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Dazu zählen Hautkrebsuntersuchungen, solche des Dickdarms, bei Männern der Prostata, und bei Frauen des Gebährmutterhalses sowie der Brust.

Daneben gelte es bei Vorsorgeuntersuchungen, die in den Katalog der so genannten IGeL-Leistungen gehören — also solchen, die man selbst zahlen muss — wohl abzuwägen, welchen Zusatznutzen man selbst davon hat. Zudem gibt es nicht für alle Krebsarten sinnvolle Früherkennungsuntersuchungen.

Stiftung Warentest checkt Vorsorgen

Die Stiftung Warentest hat im Auftrag der Deutschen Krebshilfe die Früherkennungsmaßnahmen bei 15 Krebsarten unter die Lupe genommen. Ausführlich stellt sie dar, welche Maßnahmen möglich sind und welche sinnvoll erscheinen. Das ernüchternde Ergebnis: Die meisten sind nur bedingt zuverlässig und zur Früherkennung nur wenig geeignet. Dazu zählen unter anderem die Hautkrebsvorsorge oder die Testverfahren zum Ausschluss von Lungenkrebs. Wenig geeignet sind unter anderem Ultraschalluntersuchungen zur Untersuchung der Bauchspeicheldrüse auf Krebs.

Bedingt geeignet sind zum Beispiel bei der Darmkrebsvorsorge chemische oder immunologische Verfahren zum Nachweis von Blut im Stuhl sowie beide Formen der Darmspiegelung — Sigmoidoskopie und Koloskopie. Alle übrigen Methoden hält die Stiftung Warentest für ungeeignet. Ähnlich bei der Brustuntersuchung. Die Mammografie sei nur mit Einschränkung geeignet, so das Test-Urteil und Brustselbstuntersuchungen oder Ultraschall sogar nicht geeignet.

Hilfe vom Krebsinformationsdienst

Wer sich tiefer mit dem Thema Früherkennung von Krebs auseinander setzen möchte, der findet beim Deutschen Krebsinformationsdienst gute Hilfestellung. Zudem ist es empfehlenswert sich die genauen Auswertungen der Früherkennungsmaßnahmen bei der Stiftung Warentest anzusehen. Sie sind kostenlos.

Die Deutsche Krebshilfe bietet zudem eine umfassende Broschürenreihe an, die sich mit dem Thema Prävention befasst. Gemeint ist damit ein Bündel an Maßnahmen, die man selbst wahr nehmen kann, um einer Krebserkrankung vorzubeugen. Dazu zählen unter anderem der Verzicht auf Trigger-Faktoren wie Rauchen oder Alkohol ergänzt durch eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse und wenig Fetten.

Dieses Jahr erwartet die Deutsche Krebsgesellschaft insgesamt 450.000 Neuerkrankungen. Rund 210.000 Menschen werden der Schätzung nach an Krebs sterben.

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