Früherkennung beugt Darmkrebs vor Übergewichtige bekommen häufiger Darmkrebs

Heidelberg/Berlin/München · "Sie fühlen sich großartig, Sie haben einen guten Appetit, Sie sind erst 50 – dann haben Sie die typischen Symptome von Darmkrebs." – So lautet der Slogan, mit dem die amerikanische Krebsgesellschaft auf das unentdeckte Risiko aufmerksam macht. Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung. Das sind die Risikofaktoren:

So beugen Sie Darmkrebs vor
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Foto: dpa, Christian Charisius

"Sie fühlen sich großartig, Sie haben einen guten Appetit, Sie sind erst 50 — dann haben Sie die typischen Symptome von Darmkrebs." — So lautet der Slogan, mit dem die amerikanische Krebsgesellschaft auf das unentdeckte Risiko aufmerksam macht. Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung. Das sind die Risikofaktoren:

Darmkrebs entsteht nicht von heute auf morgen. Die Tumore bilden sich aus oft zunächst gutartigen Schleimhautwucherungen und wachsen dann langsam zum bösartigen Tumor heran. Beschwerden haben die Betroffenen lange Zeit keine. Wenn sie auftreten, ist der Krebs meist schon weit fortgeschritten. Deutlich besser sind die Heilungsaussichten für den, der Vorsorge betreibt und ab 50 Jahren zur Darmkrebsfrüherkennung geht.

Bessere Krebsfrüherkennung ist politischer Wille

Von 100 Menschen erkranken statistisch gesehen hierzulande sechs im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs. In Deutschland ist das Darmkarzinom sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung und die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache, sagt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.

Wird die Erkrankung frühzeitig entdeckt und ist der Tumor noch örtlich begrenzt, kann der Betroffene meist geheilt werden. Diese Erkenntnis hat zu einem verbesserten Vorsorgeprogramm geführt, dem die Politik nun Rechnung tragen will: Sie gab grünes Licht für ein bundeseinheitliches Krebsregister, das zur Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung beitragen soll. Dazu zählt, dass die Krankenkassen ihre Versicherten künftig — ähnlich wie zur Brustkrebsfrüherkennung — auch zur Darmkrebsvorsorge schriftlich einladen.

Damit will man die Früherkennungsrate steigern. Denn wenn sie auch bislang im kostenlosen Vorsorgepaket der Krankenkassen für Menschen ab 55 Jahren war, so machen von dieser Möglichkeit doch nur wenige Gebrauch. Immer noch sterben in Deutschland jedes Jahr rund 26.000 Menschen an Tumoren des Dickdarms. Dabei gilt die Krankheit in vielen Fällen als vermeidbar.

Vorstufen von Darmkrebs sind leicht zu behandeln

Darmtumore wachsen langsam und zeigen sich meist in Vorstadien als Polypen oder Adenome. Das sind gutartige Schleimhautwucherungen. Werden diese bei einer Koloskopie entdeckt, entfernt der Gastroenterologe sie während der Spiegelung sofort, so dass es keinen weiteren Eingriff geben muss. Zudem gilt Übergewicht als ein wichtiger vermeidbarer Risikofaktor. Wie eine aktuelle Metaanalyse zeigt, erhöht starkes Übergewicht das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken etwa um ein Drittel. Das ergibt sich aus einer Übersichtsstudie aus Shanghai, die die Daten von rund neun Millionen Menschen auswertete.

Anlässlich des Darmkrebsmonats März weist die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) besonders auf den Risikofaktor Übergewicht. Konzentriert sich das überschüssige Fett hauptsächlich in der Bauchregion — salopp als Apfelfigur bezeichnet — liegt das Erkrankungsrisiko sogar etwa um die Hälfte über dem schlanker Probanden.

"Auch erhöht zu wenig Bewegung das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken", erklärt Gastroenterologin Dr. Melek Canan Arkan von der Technischen Universität München. Zwei große Studien konnten zeigen, dass eine halbe Stunde bis Stunde Bewegung täglich das Risiko einer Darmkrebserkrankung senken können, so das Deutsche Krebsforschungszentrum.

Risiko Übergewicht, Stoffewchselstörung und zu viel Fett

Übergewicht wird damit einmal mehr zum Gesundheitsrisiko. Jeder zweite Erwachsene in Deutschland ist laut einer Datenerhebung des Statistischen Bundesamtes stark übergewichtig, also adipös. Das potenziert zumindest statistisch das Risiko für viele Menschen hierzulande, sich irgendwann in ihrem Leben mit der Diagnose "Darmkrebs" auseinandersetzen zu müssen. Ist der Body-Mass-Index — eine Richtgröße, die das Verhältnis zwischen Gewicht und Körpergröße beschreibt — größer als 30, zählt man selbst zu dieser Risikogruppe.

Zur Gefahr wird dann nicht nur das Gewicht an sich, sondern auch damit verbundene Stoffwechselstörungen. Die können nach Informationen des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) auslösende Ursache vieler Krebserkrankungen sein. Neben Darmkrebs verursachen sie auch Speiseröhren-, Nieren- oder Brustkrebs. Nur in seltenen Fällen — bei rund fünf Prozent der Darmkrebserkrankungen — ist die Krankheit erblich bedingt.

Fettleibigkeit und Krebs sind auf verschiedene Arten verhängnisvoll miteinander verknüpft: In Experimenten konnten Wissenschaftler der TU München bereits vor drei Jahren nachweisen, dass auch die fettreiche Ernährung an sich die Tumorbildung im Darm fördert. Dabei gelten chronische Entzündungen als Hauptursache für die Krebsentstehung. Die Fettsäuren selbst lösen entzündliche Reaktionen im Körper aus.

Kalorien und Fett nähren Tumorzellen

Wer mal fettreicher isst, der mag dabei wenig riskieren. Gefährlich wird es dann, wenn regelmäßig zu fettreich gegessen wird. Dann werden die Entzündungsreaktionen im Körper chronisch. Das Fett fungiert nicht nur als Energiespeicher, sondern schüttet so genanntes "endokrines Organ" auch Hormone aus. So wie der Mensch immer dicker wird, verändern sich nach Informationen der Deutschen Krebshilfe die Fettzellen und damit auch die von ihnen abgegebenen Hormone. Aus dieser Kettenreaktion können weitere Entzündungen entstehen. Zum Verhängnis kann Übergewichtigen auch werden, dass Tumorzellen einen höheren Energiebedarf haben als normale Zellen. Wer also ständig mehr Kalorien und Fett zu sich nimmt, als er benötigt, kann damit das Krebswachstum nach Auffassung der Deutschen Krebshilfe fördern.

Wer selbst aktiv werden will, um einer Krebserkrankung vorzubeugen, der kann das nach Auffassung der Experten unter anderem wirkungsvoll durch eine ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse als Haupternährungsgrundlage und Bewegung tun. Mit Blick auf das Darmkrebsrisiko ist dabei Gemüse wichtiger als Obst.

Über Vorsorgemaßnahmen bereits vor dem 50. Lebensjahr sollten außerdem besonders Menschen nachdenken, in deren Familie es bereits Darmkrebserkrankungen gab. Ein höheres Risiko tragen zudem Personen, die an chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus-Crohn oder Colitis ulcerosa leiden.

(wat)
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